Kritischer Blick in den Kühlschrank

Die beiden evangelischen Dekanate Büdinger Land in Nidda und Wetterau präsentieren zum Klimafasten einen Film gegen das Verschwenden von Lebensmitteln.
Während der knapp sieben Wochen vor Ostern, zwischen dem gestrigen Aschermittwoch und dem Ostersamstag, stehen verschiedene Klima-Themen im Fokus, zu denen die Dekanate Veranstaltungen und Informationen anbieten. Diese Zeitung sprach mit Anna-Luisa Hortien, Öffentlichkeitsreferentin im evangelischen Dekanat Wetterau, über ihren Youtube-Film »Gegen das Verschwenden - die Arbeit der Tafeln Büdingen und Friedberg«, der seit dem gestrigen Aschermittwoch unter anderem auf der Homepage des Dekanats und dessen Youtube-Channel zu sehen ist (www.wetterau-evangelisch.de, https://www.youtube.com/channel/UCOyLUbiVTmtAl_0A09Lrr1Q). Hortien betont, dass die gesamte Aktion »Klimafasten« wie auch das Konzept des Films im Team erarbeitet worden ist.
Welche Fakten haben Sie zum leichtfertigen Umgang beziehungsweise der Verschwendung von Lebensmitteln vorgefunden und welches Fazit ziehen Sie in Ihrem Film?
Wir thematisieren in unserem Film weniger den leichtfertigen Umgang mit Lebensmitteln als vielmehr die wertvolle Arbeit der Tafeln. Allerdings ist festzustellen, dass jeder von uns pro Jahr durchschnittlich 75 Kilogramm Lebensmittel wegwirft. Das entspricht etwa zwei vollgepackten Einkaufswagen, aufs ganze Land hochgerechnet einem gewaltigen Berg von 6,1 Millionen Tonnen Lebensmittelabfällen. Hinzu kommt, dass rund ein Drittel der Lebensmittel bereits aussortiert wird, bevor sie je einen Laden erreichen. Und tonnenweise nicht verkaufter Lebensmittel wandern vom Supermarktregal in den Müll, obwohl sie noch genießbar sind (Quelle: https://klimafasten.de/woche-1. Laut eigenen Angaben der Tafeln Deutschland werden von den über 950 Ausgabestellen in Deutschland so rund 265 000 Tonnen Lebensmittel gerettet und an über 1,6 Millionen Menschen weitergeben.
Wolfgang Dittrich, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Wetterau, hat unsere Intention zusammengefasst: Wir wollen Menschen motivieren, über das eigene Handeln beim Thema Lebensmittelverschwendung nachzudenken, sehen aber auch die Verantwortung der Lebensmittelbranche und vor allem beim -handel.
Wo liegt diese?
Die Supermärkte und Logistikhallen werden immer mehr und größer, um noch mehr Ware zu jeder Zeit und an jedem Ort zum Kauf anzubieten. Konsumenten erwarten zu jeder Tages- und Wochenzeit volle Regale, dabei muss darauf hingewiesen werden, dass diese Erwartungshaltung im brancheneigenen Wettbewerb auch vom Handel geschaffen wurde. Außerdem braucht es mehr Aufklärung rund um das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Produkten. Lebensmittel sind auch über diese Datumsangabe hinaus noch gut genießbar und müssen nicht weggeworfen werden. Hier ist ein Umdenken geboten.
Wie stellt sich die Verbindung zum Thema »Tafeln in der Region« dar und welche Tafeln haben Sie besucht?
Wir haben exemplarisch die Tafel in Friedberg (Dekanat Wetterau) und die Tafel in Büdingen (Dekanat Büdinger Land) mit Ausgabestellen in Altenstadt und Büdingen besucht. Tafeln retten Lebensmittel, die in den Lebensmittelgeschäften nicht mehr verkauft und andernfalls weggeworfen werden. Sie lösen somit nicht das globale Problem der Lebensmittelverschwendung, sorgen aber dafür, dass die Lebensmittel, die noch gut genießbar sind, weitere Verwendung finden und nicht im Müll landen.
Konnten Sie mit den Betreibern und auch mit den Menschen sprechen, die die Tafel nutzen?
Wir haben in unserem Film nur mit den ehrenamtlichen Helfern und Vorständen der Tafeln gesprochen, da der Fokus auf der Verwertung der Lebensmittel liegen soll.
Beim Thema Tafeln verbinden sich die soziale und die ökologische Frage. Uns ist sehr bewusst, dass Menschen die Tafeln in Anspruch nehmen, um über die Runden zu kommen und die Helferinnen und Helfer bei den Tafeln diese vorwiegend aus einer sozialen Motivation heraus unterstützen. Die Tafeln tragen durch die Rettung von Lebensmitteln in der aktuellen Situation aber auch zur Nachhaltigkeit bei und das wollten wir besonders hervorheben.
Welchen Stellenwert nimmt ein veränderter Umgang mit Lebensmitteln in der Gesamt-Fastenaktion »Klimafasten« ein?
Das Thema Lebensmittelverwertung ist in der Klimafastenaktion ein Thema von insgesamt sieben, die letztlich alle darauf aufmerksam machen, dass wir nachhaltiger Leben müssen, um die Schöpfung zu bewahren.
Als evangelische Christen verstehen wir den Auftrag Gottes, die Erde zu bewahren und zu bebauen, als Auftrag für die Bewahrung der Schöpfung. So gibt es beim Thema Lebensmittelverschwendung angesichts des Hungers in Teilen dieser Welt sicherlich auch noch eine erhöhte unmittelbarere moralische Komponente. Hat nicht jeder die Bilder hungernder Menschen vor Augen, wenn er oder sie ein Stück altes Brot in den Müll wirft?
Was lässt sich an Konsequenzen aus dem einerseits hohen Bedarf an Lebensmitteln und andererseits deren gedankenloser Verschwendung ableiten? Was kann sich der/die einzelne konkret für sieben Woche bewusste Fastenzeit und für die Zeit danach vornehmen?
In diesem Punkt verweise ich auf die konkreten Tipps von der Klimafasten-Homepage, zu finden unter https://klimafasten.de/woche-1/ (siehe Infokasten).
