Land in Sicht: das Gambier Archipel

Familie Eckhardt aus Nidda ankert während ihres Segeltörns mit ihrem Katamaran in Französisch Polynesien. Es ist eine andere Welt.
Nidda (red). Der Geruch von Erde, Nadelbäumen, Blumen und Früchten war fast surreal, als Familie Eckhardt nach 34 Tagen auf See wieder Land betrat. Mit ihrem 11,5 Meter langen Segelkatamaran »Pachamama« sind Martin und Anna mit ihrem Sohn Jonathan auf Weltreise (diese Zeitung berichtete).
Im südöstlichen Französisch Polynesien liegt das kleine Gambier Archipel. Dort leben weniger als 2000 Menschen, vor allem von der Zucht schwarzer Perlen, die in die ganze Welt verkauft werden. Internet gibt es so gut wie keines, sodass die Kommunikation von Eckhardts mit ihren Verwandten und Freunden sehr begrenzt war. »Gambier ist ein abgelegenes Archipel, das nur wenige Segler ansteuern. Wir waren maximal 17 Segelboote«, berichtet Anna. »In den Wäldern des Archipels findet man wilde Himbeeren, Kaffee, Orangen, Zitronen und Pampelmusen«, schwärmt der aus Nidda stammende Arzt Martin. Wer andere Früchte oder Gemüse möchte, muss bei den Einheimischen fragen. Da jede Familie einen Garten hat, werden diese in den Geschäften nicht angeboten. Glücklicherweise sprechen Anna und Martin Französisch, sodass die Verständigung gleich gut klappte. »Was uns nach der Erfahrung in Südamerika überraschte, war die dortige Sauberkeit und Sicherheit«, schildert Anna positive Eindrücke.
Umgeben von Ruhe suchenden Haien
Eckhardts erkundeten auch die umliegenden Inseln und Motus. »Ein Motu ist eine flache Insel, die aus einem Korallenriff entstanden ist. Dort gibt es meistens nur einige Büsche, Kokospalmen, Vögel und Krabben, aber auch wunderschöne Strände, an denen Jonathan und der Sohn österreichischer Segler wunderbar spielen konnten«, erzählt Martin. Erstaunt waren die Segler über die ständige Anwesenheit von Haien. »Viele Haie sind nicht gefährlich und alle ruhen sich tagsüber aus. Allerdings sollte man in der Dämmerung oder nachts besser nicht ins Wasser gehen«, rät Anna.
Nach sieben Wochen im Gambier Archipel wurde es Zeit, Richtung Äquator zu segeln. Das Wetter wurde zunehmend schlechter, denn auf der Südhalbkugel hielt der Winter Einzug. Die Familie war neun Tage auf See in Richtung Fakarava, einem Atoll im Tuamotu Archipel, unterwegs. Bevor »Pachamama« ankern konnte, mussten Eckhardts jedoch eine Stunde außerhalb des Atolls mit dem Katamaran hin und her kreuzen, um auf den passenden Zeitpunkt zu warten, den Pass durchfahren zu können, weil die auslaufende Flut gefährliche Wellen entstehen ließ.
Doch Familie Eckhardt wurde fürs Warten belohnt: »In diesem einzigartigen Pass ›stehen‹ bis zu 700 Haie in der Strömung«, erklärt Martin und die Begeisterung ist ihm deutlich anzusehen. »Die Haie sind meist in einer Tiefe von 20, 30 Metern. Ist man runtergetaucht, kommen sie bis auf Armlänge heran, ein unglaubliches Erlebnis.«
In einem anderen Atoll beobachtete die Familie beim Schnorcheln eine Vielzahl an tropischen Fischen, Haien, Korallen und riesigen Mantarochen. »Die Mantas kommen oft nah an einen heran. Sie sind mehrere Meter groß und springen manchmal auch in die Luft. Das war toll«, erzählt Jonathan. Eckhardts hatten auch das große Glück, eine Buckelwalfamilie zu sehen. Unvergesslich, allerdings auf andere Art, war der Brand in einem der Dieselmotoren des Katamarans. Glücklicherweise breitete er sich nicht aus, sodass das Boot und die Besatzung zu jeder Zeit sicher waren. Passende Ersatzteile waren an Bord, sodass die Manövrierfähigkeit des Schiffes erhalten blieb.
Auf Tahiti wird das Boot repariert
Weiter ging es für die Familie nach Tahiti, um einige Bootsreparaturen vorzunehmen und den Reiseproviant aufzufüllen. Dann wurden einsamere Inseln angesteuert. Eine Tagesreise nordöstlich von Tahiti liegt Makatea, ein großer Felsen aus Korallengestein. Dort wurde früher Phosphat abgebaut, was man an den Industrieruinen noch sehen kann. Einst lebten auf Makatea über 3000 Menschen, heute sind es nur noch knapp 100.
Zurück in den nördlichen Tuamotus besuchten Eckhardts unter anderem das kleine Atoll Ahe. Sie trafen eine französische Seglerfamilie, die sich dort für ein Jahr niedergelassen hat. Die Mutter arbeitet allein als Krankenschwester in der lokalen Gesundheitsstation und bat Anna, die klinische Psychologin ist, um Hilfe bei mehreren Konsultationen. In einem ehrenamtlichen Einsatz konnte Anna einigen Patienten helfen, die sonst höchstwahrscheinlich nie eine Psychologin getroffen hätten.