Landesgartenschau 2027: Ideen und Mitarbeit gefragt

Das Interesse war groß. 60 Hirzenhainer kamen zur Bürgerversammlung ins Dorfgemeinschaftshaus in Merkenfritz. Im Mittelpunkt stand die interkommunale Landesgartenschau 2027 in Oberhessen.
Elf oberhessische Kommunen werden 2027 eine interkommunale Landesgartenschau ausrichten. Während einer Bürgerversammlung, zu der Marko Heun (UWG) als Vorsitzender der Hirzenhainer Gemeindevertretung eingeladen hatte, standen Florian Herrmann, Geschäftsführer der Landesgartenschau-Gesellschaft, und Jürgen Stelter, Vorsitzender des Vereins Freunde der Landesgartenschau, Rede und Antwort. Das Interesse war groß. Etwa 60 Bürger kamen ins Dorfgemeinschaftshaus in Merkenfritz.
Herrmann gab zunächst einen Überblick über grundsätzliche Themen und Ideen sowie den aktuellen Stand der Planungen für das in vier Jahren beginnende Großereignis. Der Geschäftsführer ließ keinen Zweifel daran, dass die Region von der Landesgartenschau profitieren werde. Bereits im Vorfeld werde der Bekanntheitsgrad Oberhessens durch eine vielfältige Berichterstattung in den unterschiedlichen Medien steigen.
300 000 bis 500 000 Besucher
Für die halbjährige Schau rechnen die Organisatoren mit 300 000 bis 500 000 Besuchern, das werde wirtschaftliche Vorteile für die Gastronomie, das Beherbergungsgewerbe und weitere Anbieter bringen.
Die Region Oberhessen werde zudem bei Förderungen für die Regional- und Stadtentwicklung bevorzugt behandelt. Damit werde Oberhessen auch als Lebens-, Arbeits- und Naherholungsraum für den Zielmarkt Frankfurt/Rhein-Main gestärkt.
»Die Landesgartenschau wird über das Jahr 2027 hinaus für die Menschen und die Region wirken«, sagte Herrmann, der als Beispiele die früheren Gartenschau-Städte Bad Nauheim und Gießen anführte. Die Veranstaltung sei eine große Chance, aber es brauche viele Hände, die anpacken.
Gefragt seien die Menschen in den zahlreichen Vereinen oder Initiativen in den 83 Ortsteilen der beteiligten Kommunen, und natürlich auch private Ideen, ergänzte Jürgen Stelter. »Die Landesgartenschau soll zu einem großen Fest werden, für die Menschen aus der Region als Gastgeber und für die vielen Besucher«, sagte Herrmann.
Der Geschäftsführer nannte Natur, Wasser, Vulkan, Kultur, Heimat und Herz als zentrale Themen. Sie finden sich auch im Logo der Landesgartenschau wieder und können seiner Ansicht nach an vielen authentischen Orten Oberhessens überzeugend präsentiert werden. Schwerpunkte der Schau aus gärtnerischer Sicht würden wahrscheinlich Bad Salzhausen und Büdingen, aber für jede beteiligte Kommune könnten »thematische Schwerpunktwochen« geplant werden.
Jürgen Stelter stellte als ein schon weit gediehenes Projekt den »Oberhessensteig« vor. Das Vorhaben werde dank des VHC mit großem Engagement vorangetrieben. Auch Hirzenhain werde an den rund 180 Kilometer langen Rundwanderweg angeschlossen.
Zu den Projektvorschlägen der örtlichen Lenkungsgruppe für Hirzenhain gehören die Aufwertung der Achse Nidder-Stauweiher-Naturschwimmbad, Radwegeverbindungen, besondere Ausblicke in die Landschaft, eine Neukonzipierung des Kunstgussmuseums, die Aufwertung des Vorplatzes des Dorfgemeinschaftshauses in Merkenfritz und eine Renaturierung des Hillersbaches. Das Projekt »Verkehrskreisel« sei vornehmlich unter dem Aspekt besserer Fördermöglichkeiten im Zusammenhang mit der Landesgartenschau zu sehen, erläuterte Marko Heun. »Wir befinden uns noch in der Planungsphase und wollen 2023 nutzen, um die Vorschläge mit Inhalten auszugestalten und neue Ideen zu sammeln. Dabei freuen wir uns auf die Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger«, betonte Bürgermeister Timo Tichai (parteilos). Er kündigte für die kommenden Monate Workshops an.
Die Fragen und Reaktionen aus der Versammlung waren breit gefächert und sowohl von Skepsis als auch Optimismus geprägt. »Wie wollen wir es schaffen, Gäste nach Hirzenhain zu holen«, fragte ein älterer Mann. Hirzenhain habe in Sachen Gastronomie, Cafés oder Übernachtungsangeboten nichts zu bieten. »Viele Betriebe haben in der Vergangenheit zugemacht«, pflichtete ihm eine Frau bei. Stelter und Herrmann setzten neue Ideen entgegen. »Schon kleine Initiativen helfen weiter«, sagten sie.
Gartenschau als Chance begreifen
Man sollte sich nicht auf einen negativen Punkt versteifen, ergänzte Heun. »Viel wichtiger ist es, die Chance der Landesgartenschau zu sehen«, sagte er. Der Meinung schloss sich ein anderer Redner aus dem Publikum an, der nach Hirzenhain gezogen ist. »Ich sehe die Landesgartenschau als große Chance. Wir brauchen aber etwas, was die Menschen zum Verweilen anregt«, meinte er. Als Beispiel dafür nannte er das Kunstgussmuseum. VON STEFAN WEIL