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Landesgartenschau 2027 in Oberhessen: Appetithappen für Architekten

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Von: Myriam Lenz

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Der obere Bereich des Parks um das Schloss in Gedern soll nach historischem Vorbild wiederhergestellt, der untere Bereich modern umgestaltet werden. ARCHIV © pv

Echzell, Büdingen, Nidda und Gedern liegen im Moment im Fokus von Landschaftsplanern. In einem Monat müssen die Entwürfe für den Architektenwettbewerb für die Landesgartenschau eingereicht sein.

Es ist das größte und umfangreichste Vergabeverfahren, das man in Europa nutzen kann, sagt Florian Herrmann, Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH. Auf dem Tisch vor ihm liegt die »Auslobung für den offenen freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerb«. Man könnte das 80-seitige Werk auch als Appetithappen bezeichnen: ein Stück Oberhessen mit vier Kernbereichen, die auf eine Neugestaltung warten. Architekten sollen sich in die Region einfühlen und ihre besten grünen Ideen schicken. Die passendsten Entwürfe werden mit Aufträgen und Renommee belohnt. Denn die interkommunale Umsetzung ist für Hessen eine Premiere und - davon geht man aus - Modell für weitere Schauen. Die Gestaltung zwischen Limeshain und Schotten, Echzell und Büdingen könnte zur Visitenkarte für die Architekten werden, »an die man sonst nicht dran kommt«, wie Herrmann sagt, und Chance für die Kommunen, an hochkarätige Entwürfe zu kommen.

Das Verfahren ist nicht nur komplex, sondern auch zeitintensiv. Am 7. Oktober vergangenen Jahres startete der offizielle Prozess, als sich die Preisrichter, alles renommierte Landschaftsarchitekten, zu einer Vorbesprechung trafen. Am 18. November wurde die Auslobung, also die Definition, was man haben möchte, bekannt gemacht. Während eines Kolloquiums am 13. Dezember konnten Fragen gestellt werden. Am 7. März endet die Abgabefrist. Danach werden bei der Firma Arc-grün, die mit diesem Vorgang beauftragt ist, die Vorschläge gesichtet. Am 4. und 5. April werden die nummerierten und immer noch anonymisierten Vorschläge von den Preisrichtern begutachtet und prämiert.

Wie viele Planer ihren Hut in den Ring werfen, kann nur orakelt werden. »Nicht erschreckend wenig, aber auch nicht überraschend viele«, urteilte Landschaftsarchitekt Thomas Wirth, Geschäftsführer von Arc-grün, nach dem Kolloquium.

Die sechs Fachpreisrichter sind Fachleute, die nicht nur die Ideen an sich beurteilen, sondern auch, ob sie wirtschaftlich sinnvoll und planerisch umzusetzen sind. Als Sachpreisrichter fungieren zusätzlich die Bürgermeister der vier großen Kommunen plus Florian Herrmann. Fachpreisrichter und Sachpreisrichter haben je eine Stimme. Zusätzlich gibt es Stellvertreter und sachverständige Berater, letztere ohne Stimmrecht.

Es wird nicht über das komplette Paket entschieden, pro Kommune werden Entwürfe mit den Plätzen eins bis drei prämiert. Der Architektenwettbewerb filtert also die besten Vorschläge heraus, bevor sie in die Kommunen gehen. Diese haben die Möglichkeit, sich Elemente verschiedener prämierter Vorschläge herauszupicken. »Dann haben sie im besten Fall einen Entwurf, der perfekt gefällt«, sagt Herrmann. Und zu Büdingen: »Die Kritiker machen wir dann stumm, wenn wir einen genialen Plan für den Stadtpark visualisieren. Ich bin sehr auf die Entwürfe gespannt.« Im Mai/Juni wisse man dann, welche Firmen beauftragt werden sollen.

In Gedern, Büdingen und Bad Salzhausen liegen die Flächen beziehungsweise Teile davon im denkmalgeschützten Bereich. Es werde argwöhnisch beobachtet, was man macht, berichtet Herrmann. Vertreter der Denkmalbehörden auf verschiedenen Ebenen sind bei allen Abstimmungsterminen eingebunden. »Ich würde behaupten, sie sind soweit informiert, dass sie keinen Schreck bekommen, wenn wir eine Genehmigung benötigen.« Ein wenig Bedenken hatte Herrmann bei Bad Salzhausen. »Da die Stadt seit vielen, vielen Jahren akribisch darauf hingewirkt hat, dem Denkmalschutz bewusst zu machen, dass man eine Anlage von 52 Hektar nicht überall nach reinem historischen Vorbild leben kann, haben sie sich darauf eingestellt, dass am Rand des Parks eine Anlage für Kinder angedacht ist.« Die Resonanz habe sich positiv angehört. Wie das laufe, wenn es um die Genehmigung gehe, wisse man jedoch nie.

Kein klassischer Eingangsbereich

Anders als bei den bisherigen Gartenschauen gibt es keinen klassischen Eingangsbereich und keine verschiedenen Attraktionen, die an einem oder zwei nahe beieinander liegenden Bereichen gebündelt sind.

Aufgabe der Architekten ist noch eine übergeordnete Gestaltungsidee für alle elf Kommunen, die einen Wiedererkennungseffekt und eine klare Orientierung bietet. Darauf könnten dann die elf Kommunen aufbauen. Den Radwegeachsen, insbesondere dem Vulkanradweg sowie den vielen Bachtälern mit den Wanderwegen, kommt bei diesem Part des Wettbewerbs eine wichtige Rolle zu.

Neben den kleineren Aktivitäten und Veranstaltungsorten sind vier zentrale Flächen für die Landesgartenschau definiert: der Stadtpark Büdingen, der Schlosspark Gedern, der Kurpark Bad Salzhausen und der Zukunftspark Echzell.

In Büdingen ist der Realisierungsteil mit den zwei viel diskutierten Sportplätzen, dem Vorplatz des Rathauses und der Eberhard-Bauner-Allee für einen neuen Stadtpark relativ klein. Die Anzahl der benötigten Parkplätze wurde zum Zankapfel, man einigte sich darauf, dass die 80 Plätze neu geordnet werden. Der gesamte Bereich am Seemenbach ist im Ideenteil, die Verbindung zur Altstadt ist eine Herausforderung für die Architekten. Im Stadtgraben, der wie die Mauer ebenfalls unter Denkmalschutz steht, werden vermutlich nur temporäre Installationen möglich sein.

Echzell hat eine circa fünf Hektar große Fläche zwischen den Straßen »Am Sauerborn« und »Am Preulen« westlich des bestehenden Sportplatzes, die samt Sportplatz und Skateranlage neu gestaltet wird. Auch wenn das Gelände durch einen Graben getrennt ist, bestehen dort viele Möglichkeiten, eventuell auch für einen landwirtschaftlichen Bereich, einen Zukunftsgarten.

In Gedern will man das Areal des Schlossparks angehen. Auch dort gibt es Regeln des Denkmalschutzes zu beachten. Das Parkpflegewerk lässt jedoch Spielraum, um den oberen Bereich des Parks nach historischem Vorbild wiederherzustellen, den unteren Bereich modern zu nutzen.

Die Größe der Fläche, die im Unteren Kurpark von Bad Salzhausen für den Realisierungswettbewerb vorgesehen ist, ist überschaubar. Der Landgrafenteich muss grundhaft saniert werden, in der Nähe soll ein Spiel- und Aufenthaltsbereich für Familien entstehen, der nach Möglichkeit mit dem Landgrafenteich, der räumlich abgegrenzt werden könnte, verbunden wird, informiert Florian Herrmann. In der Nähe liegen die Tennisplätze und es soll ein Kindergarten entstehen. »Hier wird ein sehr vitaler Bereich entstehen.«

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