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Landwirtschaft anno dazumal

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Erhard Schneider präsentiert eine alte Sämaschine. © Tina Jung

Was einst mit einer Handvoll Freunden begann, ist heute ein Verein mit 42 Mitgliedern, der sich die Pflege historischer Maschinen auf die Fahne geschrieben hat. Am Wochenende feiert der Traktorclub Bellersheim/Obbornhofen Jubiläum.

Vögel zwitschern. Obstbäume stehen in voller Blüte, Felder leuchten in sattem Grün. Der Geruch von Gülle hängt in der Luft. Am Bellersheimer Dorfrand ist die Natur noch in Ordnung. Traktoren tuckern herum, flankieren ein landwirtschaftliches Großgerät. Eine alte Dreschmaschine aus dem Jahr 1932. Ottmar Müller hat sie gerade aus der Halle seines Betriebes herausgezogen, mithilfe weiterer Männer, die an diesem Nachmittag dort sind. Sie und ihre Maschinen gehören zum örtlichen Traktorclub, der am Wochenende sein 30-jähriges Bestehen feiert.

Die historische Dreschmaschine wird bei den Jubiläumsfeierlichkeiten eine der Hauptrollen spielen, denn die Mitglieder des Traktorclubs Bellersheim/Obbornhofen haben für die beiden Festtage entsprechende Vorführungen geplant. Und noch einiges mehr. Das landwirtschaftliche Arbeiten anno dazumal steht im Fokus. Jede Menge historische Geräte werden deshalb rund um den Festplatz in Bellersheim zu sehen sein. Kleine wie große. Ein alter Binder beispielsweise, mit dem die Getreidegarben früher gebündelt wurden. Oder ein Pferdepflug aus dem 19. Jahrhundert mit kleinem und großem Rad. Das große lief in der Furche, das kleine auf dem ungepflügten Boden, erläutert Vorstandssprecher Erhard Schneider. Auch ein Zuckerrübenpflug, eine Sämaschine oder ein Grasmäher finden sich im Fundus des Jubiläumsvereins.

Der Traktorclub, der sich die Pflege historischer Landmaschinen und Traktoren zur Aufgabe gemacht hat, zählt derzeit 42 Mitglieder. Sie haben in der Vergangenheit allerlei altes Gerät zusammengetragen, teils von den Mitgliedern, teils aus anderen Beständen. Auf 75 Exponate schätzt Schneider die Sammlung, darunter mehr als 40 Trecker. »Bei uns gilt der Grundsatz: Wer Mitglied werden möchte, muss einen Traktor mitbringen«, sagt der Vorstandssprecher. »Mindestens«, ergänzt Rene Klaumünzer und lacht. Der Ausstellungsleiter gehört neben Schneider, Schriftführer Ante Hartlage und Rechner Klaus Bayer zum Führungsteam des Vereins.

Früher, erzählt Schneider, seien die Traktoren sowie landwirtschaftliche Maschinen und Geräte im Heimatmuseum in Obbornhofen untergebracht gewesen. Doch als dieses Anfang der 90er Jahre umgebaut wurde, mussten sie weichen - und brauchten anschließend eine neue Unterkunft. Weil der ursprüngliche Platz anderweitig benötigt wurde und abgesehen davon ohnehin nicht ausgereicht hatte. Zu dieser Zeit gab es in Bellersheim einen kleinen Kreis befreundeter Traktorliebhaber, die sich regelmäßig trafen, um Kartoffeln anzupflanzen und zu ernten. Sie nahmen sich der ausrangierten Exponate an und gründeten irgendwann den Verein.

»Wir haben alles privat untergebracht«, sagt Schneider. An insgesamt sieben Standorten. Für Anlässe wie das anstehende Fest werden die historischen Geräte und Maschinen herausgeholt und präsentiert. Wie 2017, als Obbornhofen seinen 1250. Geburtstag feierte. Auch bei Veranstaltungen anderer Dörfer ist das Team um Erhard Schneider dabei, fährt außerdem regelmäßig zu Traktortreffen anderer Vereine oder macht Ausfahrten mit den Treckern - wie etwa zum Windpark nach Ulrichstein oder zu Betriebsbesichtigungen in der Wetterau.

Warum ihnen der Erhalt der historischen Maschinen wichtig ist? »Um zu zeigen, wie hart Arbeit früher war«, sagt Schneider. Er selbst kann sich noch gut daran erinnern. Der 71-Jährige ist mitten in Obbornhofen aufgewachsen, sein Vater betrieb eine Schmiede, eine Tankstelle und eben Landwirtschaft - so wie die meisten Menschen im Dorf. Während viele Menschen seiner Generation froh seien, die alten Sachen loszuwerden, möchte er die Erinnerung an sie erhalten und das Wissen um ihren Gebrauch an Jüngere weitergeben.

Doch auch den Traktorfreunden fehlt es an Nachwuchs. Das Durchschnittsalter im Verein liegt bei 60 plus. »Uns fehlen junge Leute«, sagt Schneider. Vielleicht kommt ja mit dem Jubiläum der eine oder andere Neue hinzu. Mit einem weiteren Traktor natürlich. Mindestens.

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Historische Traktoren und eine Dreschmaschine werden für das Jubiläum am Wochenende herausgeputzt. © Tina Jung

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