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Langwieriges Provisorium

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Schriftführerin Birgit Wagner sowie die Co-Vorsitzenden Gudrun Greupner und Walter Schuhmacher (v.l.) freuen über die Rückkehr des VdK in sein Büro im Bleichenbacher Dorfzentrum. Auch Ortsvorsteher Valentin Schwarz (r.) ist zufrieden, dass die Ortsvereine das Gebäude nun wieder für ihre Aktivitäten nutzen können. © Anja Carina Stevens

Das Hochwasser in Bleichenbach Ende Januar 2021 trifft nicht nur den Kindergarten. Viele Ortsvereine verlieren durch dessen Zwangsumzug ihre Räume im Dorfzentrum. Nun zieht man Bilanz.

A ls im Januar 2021 das Hochwasser in Bleichenbach den Kindergarten Puzzle unter Wasser setzte, zogen die Vereine aus dem Dorfzentrum aus und die Kindertagesstätte ein. Nach der Rückkehr der Kinder in ihre eigenen Räume ziehen Bleichenbachs Ortsvorsteher Valentin Schwarz und Mitglieder des VdK eine Bilanz der Zeit, in der sie das Dorfzentrum nicht für eigene Zwecke nutzen konnten.

Viele Kommunen errichteten zur Förderung und Festigung des gesellschaftlichen Lebens Dorfgemeinschaftshäuser. Während viele Begegnungsstätten im Laufe der Zeit dichtmachten, bietet Ortenberg seinen Bürgern in jedem der zehn Stadtteile einen solchen Raum der Zusammenkunft. In Bleichenbach übernahm ein ortsansässiger Architekt die Umgestaltung der alten Schule zum Dorfzentrum.

Große Auslastung durch die Vereine

Seitdem nutzen zahlreiche Vereine das Steinhaus samt Anbau. »Unter der Woche haben wir immer eine nahezu volle Auslastung«, erklärt Ortsvorsteher Valentin Schwarz. Die einen kommen mit Sack und Pack, die anderen haben fixe Räume. So freuen sich der VdK-Ortsverband, der Landfrauenverein und die Natur- und Vogelschutzgruppe über jeweils eigene Zimmer.

Als im Januar 2021 das Hochwasser in Bleichenbach den Kindergarten unter Wasser setzte, zogen die Vereine aus und die Kindertagesstätte ein. »Das ganze Dorfzentrum war umgeben von Wasser, aber es kam nicht bis zu den Türen. Lediglich der Keller war überflutet, da der Grundwasserpegel stieg«, schildert Schwarz die damalige Lage. »Das Erzieherteam und freiwillige Helfer verteilten am Tag nach der Überflutung die schadlos gebliebenen Gegenstände, so dass der Ausweich-Kindergartenbetrieb zwei Tage später im Dorfzentrum startete.

Die Vereine indessen mussten sich nach Alternativen umsehen. Die Natur- und Vogelschutzgruppe nutzte zuvor einen Raum samt Werkstatt für den Bau von Brut- und Nistkästen. Diese Tätigkeit verlagerte man im Winter in das nahegelegene Feuerwehrhaus und im Sommer in private Gärten. Der Landfrauenverein nutzten früher ein Zimmer mit Küche für das Basteln von Weihnachtsdekoration und das jährliche Landfrauenfrühstück. Der Weihnachtsmarkt im Innenbereich des Dorfzentrums fiel nun aus und das Frühstück verlegte man in das Bürgerhaus in Bergheim. Der VdK beriet in seinem als Büro genutzten Raum des Dorfzentrums Mandaten. Diese Hilfestellung lagerte man nun in private Räume aus. »Wir haben das Büro von der Stadt Ortenberg zwischen April 2015 und Januar 2021 zur Verfügung gestellt bekommen. Seit Anfang Juli sind wir jetzt wieder in diesen Räumlichkeiten«, sagt Vorsitzender Walter Schuhmacher. »Dazwischen spielte sich alles auf meinem Küchentisch und dem von Gudrun Greupner ab.« Und Co-Vorsitzende Greupner ergänzt: »Neben Mobiliar und technischer Ausstattung hatten wir im Dorfzentrum eine eigene Rufnummer. Herausfordernd war auch die nicht vorhandene Barrierefreiheit in unseren Häusern.« Das Dorfzentrum hingegen sei für jeden ohne fremde Hilfe zugänglich. »Für uns alle ist die Rückkehr in unser Büro eine große Erleichterung«, führt Schriftführerin Birgit Wagner aus. So kann man das 75-jährige Bestehen des aus 956 Mitgliedern bestehenden Ortsverbands im Dezember nachfeiern.

Theatertermine verschieben sich

Auch andere Veranstaltungen fielen aufgrund der vorübergehenden Unterbringung des Kindergartens im Dorfzentrum ins Wasser. Die »Bleichebacher Bregge Babbler« mussten ihre Theateraufführung verschieben. »Die Planung der Aufführung war schon weit vorangeschritten, weil man früher mit der Wiedereröffnung der Kindertagesstätte rechnete. Nachdem von einer neuerlichen Verzögerung die Rede war, konnten die Darsteller keine Ausweichmöglichkeit mehr finden«, erklärt Schwarz.

Er und die VdK-Vertreter stehen vollkommen hinter der Entscheidung, dass der Kindergartenbetrieb Priorität genoss. Schwierig sei jedoch die Planung gewesen, da sich zuerst die Bauphase verlängerte und zuletzt deren Ende und damit die Wiedereröffnung des Kindergartens sowie die Freigabe des Dorfzentrums nicht absehben ließen. »Die Einschränkung führte dazu, dass die Vereine ihre Arbeit nicht aufrechterhalten konnten. Das ist bedauerlich im Angesicht des zunehmenden Vereinssterbens«, so Valentin Schwarz. »Wir haben gelernt, mit Alternativen umzugehen. Dennoch freuen wir uns, dass es jetzt in geregelter Weise und gewohnten Räumlichkeiten vorangeht.«

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