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Dicke Luft in Altenstadt

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Die offenbar fehlerhafte Pelletheizung samt Abzug im Nachbarhaus sorgt dafür, dass Erich Frömel aus Altenstadt nicht mehr frei entscheiden kann, wann er beispielsweise lüften will. Im ungünstigen Fall zieht ihm der Rauch der Anlage dann direkt ins Haus. © Jürgen W. Niehoff

Die Pelletheizung im Nachbarhaus funktioniert seit fünfeinhalb Jahren nicht richtig. Regelmäßig ziehen Rauch und beißender Geruch über Erich Frömels Grundstück in Altenstadt.

P elletheizungen gelten als weitgehend klimaneutral und deshalb wird ihr Einbau vom Bund mit bis zu 12 000 Euro gefördert. Doch selbst moderne Pelletheizungen habe auch ihre Schattenseiten, sie können die Luftqualität verschlechtern. Davon kann der Altenstädter Erich Frömel ein Lied singen.

Frömel wohnt in einer klassischen Wohngegend mit überwiegend Einfamilienhäusern. Eine der wenigen Ausnahmen ist das Grundstück ihm gegenüber. Hier befand sich vor langer Zeit einmal eine Tankstelle. Danach über nahm die Gemeinde Altenstadt die Immobilie und nutzte sie als Bauhof. 2017 änderte sich der Nutzungszweck mit dem Verkauf der Immobilie an eine Hanauer Versicherungsagentur und der anschließenden Bebauung des Grundstücks mit einem Geschäftshaus und zusätzlichen Eigentumswohnungen.

»Die Probleme haben gleich mit der Inbetriebnahme des Hauses begonnen. Besonders wenn die Heizung im Haus gestartet wurde, quoll dicker, weißgelber Qualm aus dem Schornstein und verstänkerte die ganze Gegend hier«, berichtet Frömel. Weil die Nachbarschaft bis dahin aber immer gut funktioniert hatte, wollte der inzwischen pensionierte Polizeibeamte den Missstand auch dieses Mal auf gutnachbarschaftlicher Ebene aus der Welt schaffen. Also suchte er zunächst Kontakt zum Architekten und dem Bezirksschornsteinfegermeister und erklärte ihnen sein Anliegen. Zeitgleich schrieb er den Investor an und bat ihn um Beseitigung des Übels. »Schließlich handelte es sich dabei nicht nur um ein paar kleine, niedliche Wölkchen, sondern das sah alles eher aus wie Qualmwolken aus einer Dampflokomotive«, beschreibt Frömel die womöglich auch gesundheitsgefährdenden Emissionen. Und dass es sich dabei nicht um die Einbildung eines verärgerten Nachbarn handelt, belegt die Tatsache, dass im vergangenen Monat die untere Etage des Hauses unter dem Schornstein - ein Heim für Demenzkranke - geräumt wurde, weil man aufgrund des Geruchs einen Brand vermutete, wie Frömel schildert.

Da Pellets aus Holz bestehen, kann deren Klimabilanz günstiger ausfallen als bei fossilen Brennstoffen. Denn die Menge an CO2, die bei der Verbrennung freigesetzt wird, entspricht der Menge CO2, die das Holz bei seinem Wachstum bindet. Diese Verbrennung wird deshalb als klimaneutral angesehen. Gleichwohl entstehen nach Ansicht von Experten bei der Herstellung der Holzpellets CO2-Emissionen, sodass ihr Einsatz dann doch nicht vollständig klimaneutral ist.

Fehler beim Einbau festgestellt

Zurück zu Frömels Problem. Tatsächlich schienen seine Bemühungen nicht umsonst gewesen zu sein. Fachleute nahmen sich der Sache an. Man habe sogar Fehler beim Einbau der Heizung festgestellt, so Frömel. Dennoch qualmte der Schornstein weiter wie zuvor. Daraufhin wandte sich Frömel zunächst an das Rathaus und bat um Hilfe. Doch hier verwies man ihn zuständigkeitshalber an den Wetteraukreis. Nach eingehender Untersuchung erging von dort auf Grundlage des geltenden Emissionsschutzgesetzes die Anordnung, den Schornstein entsprechend zu verlängern. Doch statt der Verlängerung baute man ein Windkat-System ein, was nach Frömels Eindruck die Situation eher verschlechterte. Dabei habe man, wie Frömel erfuhr, bei der Eigentümerversammlung die Verlängerung des Schornsteins ausdrücklich beschlossen. Dies war der Stand im Jahr 2021, drei Jahre nach Inbetriebnahme der Heizung.

Da das Problem nicht gelöst war, wandte sich Frömel erneut an die Kreisverwaltung, zu Beginn dieses Jahres sogar an den Landrat, weil ihm die Fachabteilungen immer wieder Abhilfe versprochen hatten, diese aber ausblieb. Und dieses Mal hatte er offensichtlich mehr Erfolg, denn nun machte auch das Landratsamt Druck auf die Hauseigentümergemeinschaft. An sie erging eine immissionsschutzrechtliche Anordnung zur Umsetzung der notwendigen Schornsteinerhöhung auf 1,90 Meter Höhe über First. Zudem teilte die zuständige Fachstelle der Kreisverwaltung der Eigentümergemeinschaft mit, dass die Angelegenheit spätestens bis 30. September - also zu Beginn der Heizperiode - umgesetzt sein müsse. Anderenfalls werde in einem nächsten Schritt ein Zwangsgeld festgesetzt.

Der Hauseigentümer soll inzwischen nach Auskunft des Wetteraukreises zugesichert haben, die Erhöhung fristgemäß umsetzen zu wollen. Erich Frömel gibt sich trotz dieser Nachricht zurückhaltend: »Mir wurde in den vergangenen fünfeinhalb Jahren einfach schon zu viel versprochen«.

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Rauchschwaden, die, anstatt nach oben abzuziehen, an der Fassade entlang in die Straßen ziehen und auch die Anwohner beeinträchtigen, hat Erich Frömel an seinem Nachbarhaus schon mehrfach dokumentiert. © pv

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