»Manchmal auch ein bisschen sexy«

Nieder-Florstadt (lut). Vieles über das Leben eines kleinen, pummeligen Musical-Darstellers erfuhr das Publikum jetzt im Saalbau Lux in Nieder-Florstadt. Und das auf amüsante Art und Weise. Der gesten- und pointenreiche Neu-Florstädter André Haedicke präsentierte dort sein Solo-Programm »Dick im Geschäft«.
Als ein an der Universität der Künste in Berlin im Fach »Musical und Show« ausgebildeter Musical-Darsteller gehört Haedicke zu einem elitären Kreis. Und er hat einen Bildungsauftrag. Dem kam er erst kürzlich in Wien nach, als er alle im Ensemble mit »Ei Gude, wie« begrüßte. Im Saal Lux begrüßte der gebürtige »Schloggebäscher« sein Publikum stolz mit »Hallo, Nachbarn«. »Schloggebach« steht für Dorn-Assenheim.
Body Positivity statt Body Shaming
Haedicke hat das Programm »Dick im Geschäft« geschrieben, um ein Zeichen gegen Body Shaming zu setzen. Er spricht sogar von Body Positivity, wenn er, fast nackt, die Körperstellen bemalt, die ihm gefallen und die ihm nicht gefallen. »So bin ich nun mal, und manchmal bin ich auch ein bisschen sexy«, sagte Haedicke.
Er sei kein Comedian, aber von Haus aus ein lustiger Kerl, sagte er. In seinem ersten Solo-Programm gibt es nur eine Person, die Haedicke durch den Kakao zieht: sich selbst. Und ab und zu auch Michael, seinen Jazz-Musiker am Casio-Klavier, den er dabei hat, weil es keinen billigeren gab. Haedicke präsentierte nicht nur ein durchaus anspruchsvolles Gesangsrepertoire mit Titeln wie »Ich will nicht so werden wie mein Vater«, »Gern hab ich die Frauen geküsst« oder »Gus, der Theaterkater« sowie Hits wie »I kissed a girl«, »Let me entertain you« oder »Sexbomb«, sondern auch Anekdoten aus seiner Studienzeit. So erzählte er, wie er in dieser Zeit rege mit seiner Oma telefonierte und ihr berichtete, dass er fünf Tage pro Woche drei Stunden lang Tanzunterricht nehme. Als er wieder nach Hause gekommen sei, habe seine sichtlich enttäuschte Oma gesagt: »Du bist ja immer noch so fett.«
Überhaupt müsse man wissen, erklärte Haedicke, dass sein Studium neben Spielen und Singen vor allem Tanzen beinhaltete. Und zwar in erster Linie Ballett. Aber er habe nun mal keinen Körper fürs Ballett. Trotzdem legte er einen Bauern-Pas de deux aufs Parkett. Die Lacher auf seiner Seite hatte er, als er erzählte, wie er für die Tanzausbildung einen Tanztanga für Männer suchte und nur die Größen XS, S und M fand. »Wenig Stoff für reichlich Bobbes«, konstatierte Haedicke. Vier Jahre später, mit dem Diplom in der Hand, verbrannte er dann das Stück Stoff.
Bauch als Markenzeichen
Den kleinen dicken Zwerg im Musical »Die fabelhafte Welt der Amélie« oder den unterhaltsamen Bruder Tuck in »Robin Hood« hat er schon mit Bravour gegeben. Bestnoten verdiente sich André Haedicke auch im Saal Lux in seiner Rolle als André Haedicke. Etwa als er vom Waxing-Erlebnis in Aachen oder vom Casting für die Uni erzählte: »Da stehen wunderschöne junge Frauen, jede Menge Männer mit Sixpack - und ich.« In seiner Familie habe er inzwischen die höchste Ausbildung genossen, stellte er fest, ehe er übers »Leben auf dem Dorf« parlierte.
Sein Bauch als Markenzeichen, in allen möglichen Farben bemalt, sorgte nicht nur für Gelächter, sondern auch für nachdenkliche Momente.