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»medlz« begeistert in Bad Salzhausen: Zugabe folgt auf Zugabe

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Der Applaus inspiriert die »medlz« zur Höchstform und zu kessen Kommentaren. © Elfriede Maresch

Das machen Veranstalter gerne: über das Plakat für ein Konzert den Hinweis »Ausverkauft« kleben. Das konnte jetzt auch das Kulturmanagement der Stadt Nidda anlässlich des Auftritts der A-cappella-Formation »medlz« aus Dresden tun.

Ein ausverkaufter Parksaal in Bad Salzhausen, ein enthusiastisches Publikum - beim Konzert der A-cappella-Formation »medlz« aus Dresden sind die vier Künstlerinnen und die Zuhörer aus mehreren Generationen vom ersten Stück an dicht beieinander gewesen. Sabine Kaufmann, Nelly Palmowske, Silvana Mehnert und Juliane Köbe stellten ihr Programm «(Das) läuft bei uns. Vol. 2« vor, in dem sie Pop, Rock, Chansons und eine umwerfende Musical-Version mit eigenen Lieblingstiteln mixen und dabei ihr Ur-Motto »Stimme, Bass, Beat« nicht aus den Augen verlieren.

Eindrucksvolles Bild auf der Bühne

Die Gruppe feiert im nächsten Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Die ursprünglichen Mitglieder kannten sich von klein auf aus dem Philharmonischen Kinderchor Dresden, formierten sich später unter dem Namen »nonet« zu fünft und holten sich damals schon Auszeichnungen bei A-cappella-Wettbewerben ab. Als »medlz« initiierten sie 2007 das Dresdener A-cappella-Festival, das seither jährlich stattfindet. Seit 2014 tritt die Gruppe als Quartett auf.

Auf der Bühne des Parksaals bot sich ein eindrucksvolles Bild: Sabine Kaufmann, Nelly Palmowske, Silvana Mehnert und Juliane Köbe, ganz in Schwarz gekleidet, standen vor raffinierter Technik, die für Klang- und Lichtzauber sorgte. Aber sie setzten auch auf selbst akzentuierten Rhythmus, setzten Cajon und mehr ein. Das vitale »Uptown Funk« von Bruno Mars mit dem wiederholten »Girls, hit your Hallelujah« schien speziell für das Quartett geschrieben worden zu sein.

Bereits nach diesem Titel zeigte sich: Die »medlz« waren für begeisterten, ja, tumultuösen Beifall nicht unempfänglich. Der inspirierte sie zur Höchstform und zu kess-charmanten Kommentaren. Bei Conchita Wursts »Rise like a Phoenix« war die Bühne ganz in Rot getaucht - eine Assoziation zu Feuerflammen und eine Aufforderung zum Standhalten bei Gegenwind. Ein weiteres Lied für rebellische Individualistinnen folgte: »Je veux« von Zaz.

Deutsch-Pop ist eine von Silvana Mehnerts Lieblingsrichtungen und so sang sie »Ich will« - jedoch nicht etwa den Rammstein-Titel, sondern eine weibliche, leidenschaftliche Version: »Ich will mich maßlos verschwenden, ich will mich maßlos an dir berauschen.« Das Summen im Hintergrund unterstrich das zärtliche, der Rhythmus der Cajon das leidenschaftliche Element des Liedes.

»Ich empfehle Sonnencreme«, eine Abiturrede, 1999 in den USA gehalten und jetzt von Sabine Kaufmann vor einem Klanghintergrund gesprochen, hatte nichts von verstaubter Besserwisserei, sondern erwies sich als lebenspraktische, sympathische Sammlung von Assoziationen: »Genießen Sie die Kraft und Schönheit Ihrer Jugend - richtig dessen bewusst werden Sie sich erst, wenn sie vorbei ist. Merken Sie sich Komplimente, vergessen Sie Beleidigungen.« Ebenfalls ein kluges, empathisches Lied und berührend gesungen war »Neue Brücken« von Pur, das immer wieder gern ins Repertoire genommen wird. Die »medlz« haben aber auch eine Affinität für italienische Lieder - und so setzten sie mit »L’amore è femina« einen eindrucksvollen Akzent vor der Pause.

Die »medlz« sind alles andere als festgelegt. Vom zärtlichen »Close to you« der Carpenters und dem Nach-den-Sternen-greifen-Titel »Ich wär so gerne Millionär« der Prinzen spannten sie mit einem Kinderlieder-Medley eine echte deutsch-deutsche Brücke, vom östlichen »Kleinen Teddybären« bis zur westlichen »Gummibärenbande«.

Trennung fällt schwer

Ein nostalgischer Rückblick an vergangene Zeiten, als Ost-Teenies auf Boygroups standen und Juliane Köbe bei ihren großen Brüdern Rammstein hörte, folgte: »Relight my fire« von Take That erinnerte daran. Eine kleine Hommage an Musicals als Erinnerung an eine Schüleraufführung in Sachsen (»Es war ein rauschender Erfolg - es waren nur Verwandte von uns da!«) brachte eine Begegnung mit dem »Phandom der Ouber«, die auch das oberhessische Publikum überwältigte. Als witzig-souveräne Liedcollage erwies sich das »4-Akkorde-Medley«. Bei »Insomnia« verwandelten sich grüne Bälle in magisch schwebende Kugeln.

Dann schien sowohl dem Publikum als auch den »medlz« die Trennung schwer zu fallen: Zugabe folgte auf Zugabe. Ob die Gruppe 2024 in ihrem Jubiläumsjahr wieder nach Bad Salzhausen kommt? VON ELFRIEDE MARESCH

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