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»Mein Herz steckt in der Musik«

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»Ich bin sehr strebsam und ehrgeizig. Ich weiß, was ich will, kann aber auch mit Gegenwind zurechtkommen«, sagt Musiker Johannes Oerding. © Sabine Bornemann

Endlich wieder auf der Bühne und endlich wieder vor Publikum. Johannes Oerding holt seine »Plan A«-Tour nach und gibt am Freitag ein Konzert auf der Friedberger Seewiese. Im Interview spricht er über Vorfreude, Udo Lindenberg, seine Familie und seinen ersten Song auf Türkisch.

Endlich dürfen Sie wieder auf die Bühne und vor Publikum auftreten. Was ist das für ein Gefühl?

Ich bin glückselig. Die »Plan A-Tour« wurde wegen Corona dreimal verschoben. Im März ging es dann endlich mit den Konzerten in Hallen los. Jetzt freue ich mich auf die Open-Air-Saison.

Wie am 23. Juni auf der Friedberger Seewiese?

Ja, total. Open Air ist für mich immer etwas ganz Besonderes.

Wieso?

Es herrscht eine ganz besondere Stimmung. Es beginnt meist im Hellen und endet im Dunkeln. Ein Prozess. Wer kommt, sitzt manchmal auf Decken, genießt das Wetter, und es herrscht eine Art von Urlaubsstimmung.

Ganz anders als in den Hallen natürlich.

Das habe ich zum Tourstart gemerkt. Einige waren noch etwas verhalten, leicht skeptisch. Aber als die ersten Töne gespielt wurden, gab es kein Halten mehr. Ich gucke in die Gesichter, und jeder genießt es, hat die Live-Auftritte vermisst.

Das ging Ihnen in der Pandemie sicher nicht anders, oder?

Auf jeden Fall. Es war eine traurige Zeit ohne Live-Auftritte. Für mich war das nicht nur ein Berufsverbot, sonders auch ein Hobby-Verbot. Mir ging es aber noch gut, denn ich war Juror bei »The Voice«, habe bei »Sing meinen Song« mitgemacht und hatte andere Fernsehauftritte. Ich war ein glücklicher Künstler.

Stichwort »The Voice«. Dort haben Sie als Coach Zeynep Avci kennengelernt, mit der Sie auf Ihrem neuen Album gemeinsam singen. Das deutsch-türkische Duett »Stärker«.

Ich habe Zeynep bei »The Voice« erlebt und sofort gedacht: »Mit ihr möchte ich arbeiten und singen.« Das haben wir umgesetzt.

Sie singen selber türkisch. Wie lange mussten Sie üben?

Es ging tatsächlich relativ schnell. Zeynep hat mir viele Tipps gegeben und die Aussprache geübt. Nach etwa einer Stunde habe ich den Refrain auf Türkisch eingesungen.

Warum war Ihnen diese Zweisprachigkeit so wichtig?

Es gibt meines Wissens nach wenige deutsch-türkische Duette. Das wollten wir ändern. Ich finde, unsere Kulturen sind miteinander verwoben und existieren zusammen.

Wie war das Feedback aus der deutsch-türkischen Community?

Sehr positiv. Ich wurde schon mehrfach auf den Song angesprochen. Auch daraufhin, dass es so etwas öfter geben müsste.

Sonst singen Sie deutsch. Haben Sie je überlegt, auf Englisch zu singen?

Nein, nie. Ich drücke das, was ich fühle und sagen möchte, in meiner Muttersprache aus. Da geht es um Emotionen und Metaphern. Dafür würde mein »Schulenglisch« nicht ausreichen. Nur auf Deutsch werden meine Texte authentisch.

Seit Jahren sind Sie erfolgreicher Musiker. Das spiegelt sich in Ihrem aktuellen Album-Titel wider: »Plan A«. Einen »Plan B« gab es nicht?

Meine größte Leidenschaft ist die Musik. Ich wollte nie etwas anders machen. Darin haben mich meine Eltern immer bestärkt. Sie haben gesagt: »Du musst etwas finden, das dir Spaß macht.«

Und das haben Sie?

Das, was ich erlebe, ist wie ein Sechser im Lotto. Es gibt nur wenige Musiker in Deutschland, die es so machen dürfen wie ich. Mein ganzes Herz steckt in der Musik.

Das geht natürlich nicht ohne Engagement.

Richtig. Ich bin sehr strebsam und ehrgeizig. Ich weiß, was ich will, kann aber auch mit Gegenwind zurechtkommen. Erfolg kommt nicht von heute auf morgen.

Wie meinen Sie das?

Meinen Durchbruch hatte ich »erst« mit 30. Davor habe ich aber immer Musik gemacht, viel gelernt und bin immer dran geblieben.

Mit Erfolg. Ihre Alben steigen seit Langem sehr hoch in die Verkaufscharts ein. »Plan A« nach »Konturen« jetzt wieder auf Platz 1.

Ein absolutes Privileg. Ich bin dankbar, dass meine Text und meine Musik so angenommen werden.

Sie überzeugen auch Peter Maffay und Udo Lindenberg, für die Sie Songs schreiben. Wie läuft diese Zusammenarbeit?

Zunächst ist es eine große Ehre und ein Vertrauensbeweis, so etwas machen zu dürfen. Die Künstler lassen einen in ihr Leben und geben viel von sich preis. Für Peter Maffay habe ich auch einen Song über dessen Vater geschrieben. Udo Lindenberg hatte bereits Textideen. Wir haben gemeinsam weiter gearbeitet und alles in Rockmusik verpackt.

Sie sprachen Ihre Eltern und deren Unterstützung an. Der Song »Eins-zu-eins-Gespräch« geht an Ihren Vater. Möchten Ihre Mutter oder ihre Geschwister jetzt auch einen »eigenen« Song?

Bisher nicht (lacht). So fordernd sind sie nicht. »Eins-zu-eins-Gespräch« hatte ich schon vor fünf Jahren aufgenommen. Das Lied lag lange in der Schublade.

Haben Sie es Ihren Vater vor der Veröffentlichung hören lassen?

Ja, meine Mutter hat es ihm vorgespielt. Dann schickte sie mir einen Daumen hoch auf Handy.

Sie sind jetzt länger auf Tour. Wie geht es Ihnen dabei?

Ich liebe das Leben auf Tour. Es ist aber anders als mit 20. Ich brauche mehr Schlaf, trinke weniger und feiere nicht so viel.

Besonders eingänglich ist das neue Lied »Kaleidoskop«. Über einen Schicksalsschlag und viel Hoffnung.

Da passiert etwas, das die Welt ins Wanken bringt. Doch so wird es nicht bleiben. Es kommt ein Happy End.

Sind Sie selber ein positiv eingestellter Mensch?

Ja, das gehört für mich dazu. Es geht immer irgendwie weiter. Die Zeit kann alle Wunden heilen.

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koe_PlanA_180423_4c © Sabine Bornemann

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