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Merkenfritzer »Mühlengeister« begeistern mit Komödie »Das Kaffeehaus«

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Beim großen Showdown: das Ensemble der Merkenfritzer »Mühlengeister«. Nicht im Bild: Marion Schwedes. © Ingeborg Schneider

Gut zwei Stunden lang haben die »Mühlengeister« aus Merkenfritz ihr Publikum mit den Geschehnissen rund um ein kleines venezianische Kaffeehaus in Atem gehalten.

Merkenfritz (mü). »Das war wirklich ein wundervoller Theaterabend - und zugleich ein eindrucksvolles Lehrstück darüber, wie eine ganze kleine Welt durch Intrigen und das Streuen von Gerüchten fast aus den Fugen geraten kann und wie viel Mühe es kostet, das Zerstörte wieder zu kitten.« Das befand Hirzenhains Bürgermeister Timo Tichai (parteilos) im Anschluss an die Aufführung der Komödie »Das Kaffeehaus« von Carlos Goldoni durch die Merkenfritzer »Mühlengeister«.

Gut zwei Stunden lang hatte das Ensemble um Vorsitzende Sarah Stabel und Regisseur Markus Karger, der die italienische Vorlage des Stückes bearbeitet hatte, sein Publikum im Dorfgemeinschaftshaus mit den Geschehnissen rund um das kleine venezianische Kaffeehaus von Signora Ridolfia (Judith Klehm) und das benachbarte verruchte Casino des zwielichtigen Senor Pandolfo (Markus Karger) in Atem gehalten. Es ging um Spielsucht und die daraus resultierenden Existenznöte des glücklosen Kaufmanns Eugenio (Marcel Weber), der im Casino ein Vermögen an den Aufschneider und Heiratsschwindler Flaminio (Christian von Struve) verspielt. Um die Ehen der beiden Männer mit ihren Gattinnen Vittoria (Simone Weißbrod) und Placida (Roswitha Herd) sowie den amourösen Flirt Flaminios mit Nachbarin Lisaura (Marion Schwedes), die wiederum angeblich eine Tänzerin ist und ebenso angeblich weiteren Herrenbesuch empfängt.

Überhaupt spielte das »Angeblich« und somit das böswillig oder auch nur zum Zeitvertreib in die Welt gesetzte Gerücht eine Hauptrolle in dem rasanten und heiteren Bühnenstück. Im Zentrum des Geschehens stand die als Klatschbase und geschwätzige »Stadtposaune« verschriene Donna Marzia (grandios in dieser tragenden Rolle: Andrea Nikolajew), die sich gern mit Kellnerin Trappolia (Ann-Kathrin Wächter) verbündet.

Mutmaßungen und Demaskierung

Das Lehrstück über dunkle Mutmaßungen, Geheimniskrämerei, Verstellung und Demaskierung sowie über Empathie und wirkliche Hilfe in der Not verlangte den »Mühlengeistern« große Bühnenpräsenz, rasche, prägnante Dialoge und ein Wechselbad der Gefühle und des Ausdrucks ab. Eine Aufgabe, der sie vom spielerischen Anfang über die menschlichen Abgründe im Mittelteil bis zum versöhnlichen Schluss absolut gerecht wurden. Die intensive schauspielerische Zusammenarbeit des Ensembles mit dem langjährig bewährten Regisseur Markus Karger zahlte sich in dieser Inszenierung ein weiteres Mal aus - zur Freude des Publikums, das erkennbar mitging und die Handlung leise kommentierte.

Dafür ging es auf der Bühne streckenweise um einiges lauter zu: Handfesten Ehekrächen folgten Versöhnungen im Hinterzimmer, dem Versuch, der Spielsucht zu entkommen, erneute Verführungen, dem Doppelleben eindeutige Klärung und ein Rauswurf des Heiratsschwindlers samt Koffer auf offener Straße. Ein Weltentheater im Kleinen, in dem es immer wieder auch die Diskrepanz zwischen Selbstbild und Fremdbild zu belächeln gab. So versteht sich die Intrigenspinnerin Donna Marcia als verschwiegene Ratgeberin, und der eiskalte Ganove Pandolfo, der seinen Casino-Kunden mit gezinkten Karten und zweifelhafter Freunde den letzten Lira aus der Tasche zieht, stellt fest: »Ich bin doch kein Gauner - ich spiele nur einfach sehr gut.«

»Das Kaffeehaus« taugt somit auch dazu, sich bei allem Amüsement den Spiegel vorhalten zu lassen. »Man stelle sich all dies einmal nicht in der analogen Welt vor, sondern potenziert in den heutigen sozialen Medien«, sagte Bürgermeister Tichai, nachdem alle Akteure sowie Souffleuse Astrid Schorge-Reis den verdienten begeisterten Applaus erhalten hatten. »Es wird klar, auf welche Seite wir uns stellen sollten, nämlich die der Besonnenen, Wahrhaftigen und der Versöhner, statt der Spalter.«

Zwei weitere Aufführungen

»Das Kaffeehaus« wird noch zweimal im Dorfgemeinschaftshaus Merkenfritz aufgeführt: am Freitag, 18. November, ab 18.30 Uhr und am Samstag, 19. November, ab 19.30 Uhr. Für Freitag gibt es noch einige Karten. Der Eintritt kostet 9,50 Euro, der Karten-Vorverkauf läuft unter der Rufnummer 0 60 45/95 54 540. Einlass ist jeweils eine Stunde vor Aufführungsbeginn, es gelten die aktuellen Corona-Regeln.

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