Mit offenem Herzen Ländergrenzen überwinden

Es war ein bewegender Abend: Es standen Ehrungen auf dem Programm zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Cromer und Nidda. Einer wurde zur Hauptfigur.
Nidda (em). Zum Kommers anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Cromer-Nidda hatten der Verschwisterungsverein Nidda und die Stadt in das Bürgerhaus eingeladen. Neben alten Freunden aus den Partnerstädten Cromer und Crest waren auch Gäste aus den befreundeten Städten Dobra (Polen), Ponte San Nicolo (Italien) und Medvode (Slowenien) sowie Bad Kösens Bürgermeister Schacher anwesend. Dass Georg Wegner, langjähriger Aktiver im Verschwisterungsverein und von 2001 bis 2016 Vorsitzender, zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde, war ein Höhepunkt des Abends.
Zu diesem Anlass entstand das Europa-Orchester aus dem Ensemble Musica Nidda, einem Chor und zwei Gitarrenspielern aus Crest unter Leitung von Christina Merkel-Pavone. Die Gruppe traf die Atmosphäre des Abends perfekt und bezog das Publikum aktiv mit ein. Durch das Programm führte Moderatorin Germaine Stragies.
Willkommensgruß in Heimatsprachen
Petra Becker, Vorsitzende des Verschwisterungsvereins, und Bürgermeister Thorsten Eberhard hießen die Jubiläumsgästen in ihren Heimatsprachen willkommen und begrüßten Europaministerin Lucia Puttrich, ebenfalls Vereinsmitglied, sowie Vertreter der städtischen Gremien, der Ortsbeiräte und des Gymnasiums Nidda. Über Jahre hatte es Schüleraustausch mit den Partnerstädten gegeben.
Eberhard betonte die Wichtigkeit von Frieden und Völkerfreundschaft angesichts von Ukraine-Krieg, Brexit und Erstarken von Nationalismus und Rechtspopulismus. Er sprach die Städtepartnerschaft Crest-Cromer-Nidda als Grundlage des weiter gespannten Freundschaftsnetzes an und erinnerte an die Verdienste des verstorbenen Adi Jäger um die Verschwisterung
Petra Becker erinnerte an das Zusammenwachsen der Verschwisterungsstädte »in Offenheit und gegenseitigem Respekt«. Sie nannte langjährig Engagierte der Partnerschaft: in Crest insbesondere Louise Faure und Anne Caille, in Cromer Tony Nash, Alistair Mayes, Monica Foster und Keith Johnson, in Nidda neben Jäger Georg Wegner auch Karlheinz Haas, Klaus Martin und Marina Ulfikowski-Martin und die damalige Bürgermeisterin Lucia Puttrich. Petra Wegner appellierte an die junge Generation zur Weiterführung der Verschwisterung: »Frieden und Freiheit in Europa kommen nicht von allein, sondern müssen durch zwischenmenschliche Begegnungen kontinuierlich weitergeführt werden.«
Ministerin Puttrich brachte in Deutsch und Englisch persönliche Erinnerungen an Cromer-Besuche ein, etwa an die Unterzeichnung der Verschwisterungsurkunde im Mai 1998, aber auch an den unnachahmlichen Geschmack von Cromer Crabs. An diesem Abend schließe sich für sie ein Kreis, wenn ihr auch wie vielen pro-europäisch Eingestellten der »Brexit-Schock« lange zu schaffen gemacht habe. Es gelte, die 42 hessisch-britischen Städtepartnerschaften trotz erschwerter wirtschaftlicher und kultureller Bedingungen weiterzuführen.
Seite an Seite, Schulter an Schulter
Puttrich: »Insbesondere mit Cromer - Seite an Seite, Schulter an Schulter, mit offenem Herzen!« Sie konnte Lottomittel zur Unterstützung der Verschwisterungsarbeit übergeben. Ein Grußwort des verhinderten Bürgermeisters von Crest, Hervé Mariton, überbrachte Jean Prévost aus den kommunalen Gremien dieser Stadt.
Und schon kam der nächste Höhepunkt des Abends, die gemeinsam stehend gesungene Europahymne, musikalisches Abbild eines Zusammenlebens, das ganz unterschiedliche Menschen eint. Die Aktiven des »Sängerkranz 1839 Nidda, dirigiert von Rolf Hardt, hatten keine Mühe, das ohnehin schon bewegte Publikum zum Mitsingen und -klatschen zu bringen. Zwei Showtänze zeigten die Mädchentanzgruppen »Sky Scrapers« und »Infinity Stars« des Vereins Schwarz-Gelb Nidda. Noch einmal sammelte sich der kleine Chor aus Crest auf der Bühne und sang, begleitet von den Gitarristen Philippe und Michel, »Bella Ciao« und »Dirty old town«.
Mit ihren Grußworten übergaben die Delegationen spezielle Geschenke ihrer Regionen. Auch Nidda hatte Charakteristisches für die Gäste vorbereitet: Bilder mit markanten Ansichten aus Stadt und Großgemeinde, die von Tier- und Landschaftsmaler Dieter Schiele stammten. »Wir haben hier großartige Menschen kennengelernt« - Dobras Bürgermeisterin Teresa Dera sprach ihr Grußwort in Deutsch und lud zum Gegenbesuch ein, ein Lied der Gruppe folgte später.
Die Delegation aus Medvode berichtete von zwei verheerenden Hochwasserereignissen in den vergangenen Wochen.
Mit einem Brief des Bürgermeisters von Ponte San Nicolo und den abschließenden Dankesworten der Vorsitzenden Petra Becker ging der offizielle Teil des Festkommers zu Ende.
