Mit Schotten fest verbunden: Benjamin Göbl kandidiert für Bürgermeisteramt

Sollten sich die Wähler Schottens am 8. Oktober für ihn als Bürgermeister entscheiden, würde es für Benjamin Göbl ein kurzer Umzug werden: vom Büro in der Bauabteilung ins Chefzimmer im Rathaus.
Formal gilt er als unabhängiger Bewerber. Benjamin Göbl hat aber parteipolitischem Zuspruch, auch wenn Parteibücher für ihn kein Thema sind. Die CDU und die Freien Wähler haben per Beschluss eine offizielle Unterstützung ausgesprochen, die Sozialdemokraten eine Wahlempfehlung.
Göbl hat schon frühzeitig sein Interesse an dem Führungsamt bekundet. Der 34-Jährige lebt mit seiner jungen Familie in Nidda. »Wir hatten dort ein Haus gekauft, um näher an unseren Arbeitsplätzen in der Rhein-Main-Region zu sein.«
Der Umzug nach Schotten, wo der Kandidat geboren ist, ist fest eingeplant, zumal seine Frau Elisa Sambale hier ebenfalls aufgewachsen ist. Die Familie lässt sich wegen der aktuellen Immobiliensituation Zeit, wie er sagt.
Als passionierter Jäger fühlt sich Benjamin Göbl ohnehin in Schotten heimisch. In einem bergigen Jagdbezirk am Fuß des Bilsteins geht er seinem Hobby nach.
»Ich bin ein Mensch, der die Natur liebt«, betont er. Umso mehr bedrückt ihn das aktuelle Erscheinungsbild der Wälder, wo Trockenheit und Borkenkäfer jahrzehntealten Nadelholzbeständen den Garaus machen.
Beruflich ist Benjamin Göbl seit fünf Jahren fest in der Schottener Stadtverwaltung, verankert. In der Bauabteilung kümmert er sich vor allem um die Aufgaben, die in den Hochbaubereich fallen.
Sollte er in naher Zukunft an die Spitze rücken, hat er konkrete Vorstellungen über die weitere Entwicklung der Verwaltung. In naher Zukunft steht insbesondere bei Führungspositionen ein Generationswechsel an.
»Sinnvoll ist es, eigene Mitarbeiter heranzubilden, um Lücken im gleitenden Übergang schließen zu können. Dafür muss man früh reagieren, denn 40 Jahre Berufserfahrung kann man nicht in sechs Wochen ersetzen«, betont Göbl.
Bei Kinderbetreuung gut aufgestellt
Bei der Kinderbetreuung sei Schotten »gar nicht so schlecht aufgestellt«, so seine Beurteilung. Es sei aber immer schwierig, die Wünsche mit dem vorhanden Platzangebot in Einklang zu bringen.
Als Option für eine Ausweitung der Betreuungsmöglichkeiten gebe es noch die Fläche auf dem Bockzahl. »Die entscheidende Frage wird sein, ist es nötig zu bauen, gibt es genügend Bedarf.«
Natürlich spielen die Kosten eine Rolle. Gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Steigerungen für Personal, Energie oder für nötige Investitionen.
Dabei kommt Benjamin Göbl auch auf den Investitionsstau bei der Straßenerhaltung zu sprechen oder bei den anstehenden Kanalsanierungen. »Das vorhandene Geld reicht bei Weitem nicht aus. Ohne Priorisierung und Geduld wird es nicht gehen.«
Allerdings sei der Zustand der Straßen ein wichtiger Aspekt des Erscheinungsbildes der Großgemeinde, nicht zuletzt, im Hinblick auf die Landesgartenschau.
Göbl setzt in seinem Wahlkampf auf das »Wir-Gefühl«. »Das »Wir‹ sind wir alle, alle Bürgerinnen und Bürger Schottens«, sagt er im Gespräch, auch mit Blick auf die Stadtteile.
Daher dürfe man sich nicht nur auf die Entwicklung der Kernstadt konzentrieren, sondern auch die Stadtteile mit ins Boot nehmen. Dass der Einzelhandel zur Belebung künftig wieder eine größere Rolle spielen könnte, ist für ihn unrealistisch. »Der Einzelhandel kommt nicht zurück.«
Potenzial rund um den Stausee
Für die touristische Entwicklung sieht Benjamin Göbl vor allem rund um den Stausee noch Potenzial. »Auf dem Hoherodskopf läuft es gut. Das sehen wir an den verkauften Parktickets. Jedes Jahr kommen mehr Menschen.«
Im Umfeld des Stausees stellt er sich ein System von verknüpften und gut beschilderten Wanderwegen vor, zum Beispiel über das Läunsbachtal bis nach Wingershausen. Ähnliches könnte die Attraktion des Niddertals erhöhen.
Die Landesgartenschau ist für Göbl dabei ein wichtiger Baustein. Das Zusammenrücken in den Stadtteilen, das bessere Kennenlernen, auch über die Grenzen Schottens hinaus mit den angrenzenden Kommunen, sei ein große Chance.
Auch der Werbefaktor. »Wir bekommen durch die Großveranstaltung die Chance, aus Tagestouristen Wochenendtouristen zu machen, was eine höhere Wertschöpfung mit sich bringt.«
Zum Tourismus gehört auch der Wald, ein besonderes Anliegen Göbls. »Wald bedeutet nicht nur Natur, er hat auch einen großen Erholungswert und fungiert darüber hinaus als nachhaltiges Wasserreservoir.« Wiederaufforstungsmaßnahmen seien eingeleitet.
»Es gibt weitere Brachflächen. Dafür müssen wir möglicherweise Geld in die Hand nehmen, um dieses Naturgut für die Zukunft zu bewahren.«
Fünf Fragen an Benjamin Göbl:
Schotten wählt am 8. Oktober einen neuen Bürgermeister. Drei Kandidaten stehen zur Wahl. Welche Schwerpunkte wollen sie für den Fall ihrer Wahl als Rathauschef setzen? Fünf Fragen an den unabhängigen Kandidaten Benjamin Göbl:
Im Falle Ihrer Wahl, was sehen Sie als dringendste Maßnahmen an, die Sie anpacken werden, auch unter dem Aspekt der Bezahlbarkeit?
Wir haben ein großes Defizit im Bereich der Straßenunterhaltung, was den Bürgern sehr am Herzen liegt. Ich sehe es als essenziell an, die hier vorhandenen Mittel zielgerichtet einzusetzen und den Orten eine Perspektive aufzuzeigen, wie man den Unterhaltungsstau sukzessive abbaut. Hier muss eine Planung aufgestellt werden, auf welche sich die Menschen auch verlassen können.
Die Großgemeinde Schotten besteht aus der Kernstadt und 14 Stadtteilen. Wie wollen Sie das Gemeinschaftsgefühl aller Bürgerinnen und Bürger stärken?
Das Gemeinschaftsgefühl in den Orten ist gut, hier wird sehr viel in Eigeninitiative und mit viel Herzblut für die Sache geleistet. Da zieht man an einem Strang. Trotzdem gilt es, ein offenes Ohr für die Menschen vor Ort zu haben, präsent zu sein und dort einzuhaken, wo es nötig ist. Die Leute müssen das Gefühl haben, dass ihre Leistungen und Anstrengungen honoriert werden. Gerade im ehrenamtlichen Bereich ist es sehr wichtig, denn durch das Ehrenamt wird viel abgedeckt, was andere Bereiche nicht leisten oder leisten können und hier wird in Zukunft das Engagement wichtiger sein denn je.
In der Kernstadt ist die Situation schon etwas schwieriger. Die Stadt ist in den letzten Jahren stark gewachsen und somit ist das Leben auch anonymer geworden. Diese Konstellation macht ein Gemeinschaftsgefühl, wie man es hier aus vergangenen Tagen vielleicht kennt, schwer erreichbar.
Es wird viel über den ÖPNV gesprochen. Welche Bedeutung für die Mobilität hat Ihrer Meinung nach das Auto in der Schottener Großgemeinde und in der Region generell?
Das Auto spielt im Bezug auf die Mobilität in meinen Augen die Hauptrolle, sind wir doch eine Flächengemeinde und somit die Wege sehr lang. Einzig in der Kernstadt ist es einfacher, zeitweise ohne Auto auszukommen. Viele Menschen arbeiten außerhalb von Schotten und benötigen im Alltag eine gewisse Flexibilität, sodass es oft gar nicht möglich ist, sich auf den ÖPNV zu verlassen oder gar das Rad als Hauptverkehrsmittel zu verwenden. Heutzutage hat man auch einfach gar keine Zeit, auf Bus oder Bahn zu warten, da es einfach viel schnelllebiger ist als noch vor ein paar Jahren.
Der Tourismus ist laut der Regionalplanung für Mittelhessen der einzige Bereich, in dem sich Schotten weiterentwickeln kann. Mit welchen Ideen und Konzepten möchten Sie den Tourismus in Schotten fördern, besonders auch im Hinblick auf Hotels, Restaurants und andere gastronomische Betriebe?
Erst mal sehe ich nicht alles, was in der Regionalplanung für uns prophezeit wurde und wird, als wirklich zutreffend an. Grundsätzlich sehe ich das Hauptproblem, wie in vielen Bereichen, in der Personalfrage. Ich stehe mit vielen Gastronomen in engem Austausch, hier fehlt es vom Koch über Bedienung bis zur Putzhilfe. Da kann ein Konzept oder eine Idee noch so toll sein, wenn niemand da ist, der es umsetzt. In erster Linie sehe ich die große Politik in der Pflicht, auch Ausbildungsberufe in diesen Bereichen wieder attraktiv zu machen und junge Menschen dafür zu begeistern.
2027 findet in der Region Oberhessen die Landesgartenschau statt. Wie kann Schotten davon profitieren, und welche Projekte liegen Ihnen dafür besonders am Herzen?
Den mit Nidda geplanten Themenweg Wasser finde ich eine sehr gute Sache, den Bürgern wie auch den Besuchern die Sensibilität dieses Themas nah zu bringen. Viele wissen um die Situation der fehlenden Grundwasserneubildung durch ausbleibenden oder veränderten Niederschlag und zum Beispiel dem Fernwassertransport nach Frankfurt nicht oder nur unzureichend Bescheid, wo hiermit in meinen Augen Abhilfe geschaffen werden kann. Dazu ist mir die Schaffung einer öffentlichen Toilette in der Kernstadt, gerade in Verbindung mit dem Alteburgpark, sehr wichtig. Familien mit Kindern, welche die Stadt als Ausflugsziel auswählen, sind auf diese Infrastruktur angewiesen, damit sie auch gerne wiederkommen.
Zur Person: Benjamin Göbl
Benjamin Göbl, ist 34 Jahre alt, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. Er ist Architekt und Bauingenieur und seit fünf Jahren in der Schottener Bauabteilung tätig.
Daneben ist er gelernter IT-Systemkaufmann. Benjamin Göbl ist leidenschaftlicher Hobbyjäger und als Leiter verantwortlich für den Hegering Schotten. Er ist Mitglied in mehreren Vereinen und lebt derzeit mit seiner Familie in Nidda.
Schotten wählt am 8. Oktober einen neuen Bürgermeister. Drei Kandidaten stehen zur Wahl. Welche Schwerpunkte wollen sie für den Fall ihrer Wahl als Rathauschef setzen? Fünf Fragen an den unabhängigen Kandidaten Benjamin Göbl:
Im Falle Ihrer Wahl, was sehen Sie als dringendste Maßnahmen an, die Sie anpacken werden, auch unter dem Aspekt der Bezahlbarkeit?
Wir haben ein großes Defizit im Bereich der Straßenunterhaltung, was den Bürgern sehr am Herzen liegt. Ich sehe es als essenziell an, die hier vorhandenen Mittel zielgerichtet einzusetzen und den Orten eine Perspektive aufzuzeigen, wie man den Unterhaltungsstau sukzessive abbaut. Hier muss eine Planung aufgestellt werden, auf welche sich die Menschen auch verlassen können.
Die Großgemeinde Schotten besteht aus der Kernstadt und 14 Stadtteilen. Wie wollen Sie das Gemeinschaftsgefühl aller Bürgerinnen und Bürger stärken?
Das Gemeinschaftsgefühl in den Orten ist gut, hier wird sehr viel in Eigeninitiative und mit viel Herzblut für die Sache geleistet. Da zieht man an einem Strang. Trotzdem gilt es, ein offenes Ohr für die Menschen vor Ort zu haben, präsent zu sein und dort einzuhaken, wo es nötig ist. Die Leute müssen das Gefühl haben, dass ihre Leistungen und Anstrengungen honoriert werden. Gerade im ehrenamtlichen Bereich ist es sehr wichtig, denn durch das Ehrenamt wird viel abgedeckt, was andere Bereiche nicht leisten oder leisten können und hier wird in Zukunft das Engagement wichtiger sein denn je.
In der Kernstadt ist die Situation schon etwas schwieriger. Die Stadt ist in den letzten Jahren stark gewachsen und somit ist das Leben auch anonymer geworden. Diese Konstellation macht ein Gemeinschaftsgefühl, wie man es hier aus vergangenen Tagen vielleicht kennt, schwer erreichbar.
Es wird viel über den ÖPNV gesprochen. Welche Bedeutung für die Mobilität hat Ihrer Meinung nach das Auto in der Schottener Großgemeinde und in der Region generell?
Das Auto spielt im Bezug auf die Mobilität in meinen Augen die Hauptrolle, sind wir doch eine Flächengemeinde und somit die Wege sehr lang. Einzig in der Kernstadt ist es einfacher, zeitweise ohne Auto auszukommen. Viele Menschen arbeiten außerhalb von Schotten und benötigen im Alltag eine gewisse Flexibilität, sodass es oft gar nicht möglich ist, sich auf den ÖPNV zu verlassen oder gar das Rad als Hauptverkehrsmittel zu verwenden. Heutzutage hat man auch einfach gar keine Zeit, auf Bus oder Bahn zu warten, da es einfach viel schnelllebiger ist als noch vor ein paar Jahren.
Der Tourismus ist laut der Regionalplanung für Mittelhessen der einzige Bereich, in dem sich Schotten weiterentwickeln kann. Mit welchen Ideen und Konzepten möchten Sie den Tourismus in Schotten fördern, besonders auch im Hinblick auf Hotels, Restaurants und andere gastronomische Betriebe?
Erst mal sehe ich nicht alles, was in der Regionalplanung für uns prophezeit wurde und wird, als wirklich zutreffend an. Grundsätzlich sehe ich das Hauptproblem, wie in vielen Bereichen, in der Personalfrage. Ich stehe mit vielen Gastronomen in engem Austausch, hier fehlt es vom Koch über Bedienung bis zur Putzhilfe. Da kann ein Konzept oder eine Idee noch so toll sein, wenn niemand da ist, der es umsetzt. In erster Linie sehe ich die große Politik in der Pflicht, auch Ausbildungsberufe in diesen Bereichen wieder attraktiv zu machen und junge Menschen dafür zu begeistern.
2027 findet in der Region Oberhessen die Landesgartenschau statt. Wie kann Schotten davon profitieren, und welche Projekte liegen Ihnen dafür besonders am Herzen?
Den mit Nidda geplanten Themenweg Wasser finde ich eine sehr gute Sache, den Bürgern wie auch den Besuchern die Sensibilität dieses Themas nah zu bringen. Viele wissen um die Situation der fehlenden Grundwasserneubildung durch ausbleibenden oder veränderten Niederschlag und zum Beispiel dem Fernwassertransport nach Frankfurt nicht oder nur unzureichend Bescheid, wo hiermit in meinen Augen Abhilfe geschaffen werden kann. Dazu ist mir die Schaffung einer öffentlichen Toilette in der Kernstadt, gerade in Verbindung mit dem Alteburgpark, sehr wichtig. Familien mit Kindern, welche die Stadt als Ausflugsziel auswählen, sind auf diese Infrastruktur angewiesen, damit sie auch gerne wiederkommen.
Stefan Weil