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Mit Witz und mitten aus dem Leben

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Sabine Uhdris zeigt über 200 Cartoons und Vignetten des Künstlers Christoph M. Mann. Die Vernissagegäste haben viel Spaß an seinen geistreichen und humorvollen Zeichnungen. © Monika Eichenauer

Mit schwarzer Tinte aus der Kalligrafiefeder auf einem DIN A4-Blatt, 120 Gramm schwer, zeichnet Christoph M. Mann seine Cartoons. Eine Auswahl ist nun in der Büdinger Galerie »Lo Studio« zu sehen.

Mit den Werken von Christoph M. Mann betritt Sabine Uhdris in ihrer Galerie »Lo Studio« im Zuge der aktuellen Schau Neuland. Der Ettlinger Künstler präsentiert in der Schlossgasse 22 unter dem Titel »Punkt, Punkt, Komma, Strich« eine Auswahl von über 200 Cartoons und Vignetten, in denen es von »schrägen Vögeln« und animierten Objekten nur so wimmelt und die in einer enormen Themenvielfalt allerhand über seinen humorigen Blick auf die Welt verraten. Zur Vernissage begüßte Uhdris viele Gäste. Sie hatten beim Betrachten der Arbeiten eine Menge Spaß. Die Laudatio hielt Andreas Redlich, Freund des Künstlers, Grafik-Designer und Creative Director seines weltweit agierenden Design-Studios in Frankfurt. Der Künstler bedankte sich für die Einladung, »in dieser wunderschönen Galerie meine Arbeiten zeigen zu können«.

Jedes Blatt erzählt kleine Geschichte

Manns klarer Schwung ist beeindruckend, die Klarheit seiner sparsamen Zeichnungen, seines Striches brillant - jedes einzelne Blatt erzählt eine kleine Geschichte. Und zaubert dem Betrachter ein Lächeln, ein Schmunzeln oder gar lautes Lachen ins Gesicht, denn die Cartoons sind witzig, geistreich und humorvoll. Zuweilen stimmen sie auch nachdenklich. Meistens sind sie eine Kombination mit ein paar Worten, einem Wortspiel, einem Satz, einem - manchmal abgewandelten - Sprichwort. Die Cartoons versprühen eine gewisse fröhliche Leichtigkeit. Mal ist die Botschaft ganz offensichtlich, manchmal muss man um die Ecke denken. Lust auf mehr machen sie allemal.

Wissenwert ist, wie der Laudator bei seiner kurzen Einführung einfließen ließ, dass der Künstler Linkshänder ist. »Dabei wird bei ihm die Feder nicht in üblicher Weise gezogen, sondern geschoben, es ist eher ein Schieben als ein Ziehen. Das ist eine besondere Herausforderung. Dennoch ist auf jedem Blatt die Leichtigkeit zu spüren.« Federn für Linkshänder, die vorne rund sind, benutzt er nicht: Die ergeben ein Schriftbild, das er nicht will.

Christoph M. Mann, Jahrgang 1953, zeichnet schon seit Studienzeiten, seit Anfang der 1970er Jahre. Gefesselt vom Zeichnen war er von Kindheit an, als er zu seinem sechsten Geburtstag das Buch »Punkt, Punkt, Komma, Strich«, eine Zeichenanleitung für Kinder geschenkt bekam, verrät der Laudator. Mann studierte Architektur, praktizierte diesen Beruf auch viele Jahre, auch im Ausland, konzentrierte sich aber dann auf grafische Arbeiten. Buchillustrationen, besonders in der hohen Kunst des Aquarells, stets figürlich und konkret. Auch dabei stechen Klarheit und Exaktheit hervor, auch sein besonderer Witz. Möbeldesign kam noch hinzu.

Stets mit einem Augenzwinkern

Seine Cartoons, Punkte, Striche, geschwungene Linien, gewürzt mit Situationskomik, Satire und Pointe, zeigen eine enorme Themenvielfalt: Kulinarisches, Ernsthaftes, mit Witz und Ironie, Tiere, Politik, Lifestyle, gesellschaftliche Themen, in den vergangenen Jahren auch Politisches, zudem sind der Karneval, Ostern, die Eisheiligen und Weihnachten Themen - stets verbunden mit einem Augenzwinkern. Zuweilen bringt ihn seine Frau auf ein Thema. Sie ist eine tolle Ergänzung, erzählt er im Gespräch.

Eine Miniserie in der Galerie zeigt »Kapitäne im Urlaub«, von denen einer selbst beim Rasenmähen von Wellen und Wogen nicht wegkommt und den Rasen in diesen Formen mäht. Ein Blatt beschäftigt sich mit Grammatik, mit der Flexion der Verben: Es zeigt einen Reiher und ein Reiherkind. Der Große sagt: »Also nochmal: Ich Reiher, Du Reiher, Er reihert …“ und zeigt auf einen Mann, der sich übergibt. Ein anderes Blatt zeigt einen Menschen im Sessel vorm Fernseher. In der Sprechblase steht: »Die nachfolgende Sendung ist für Zuschauer nicht geeignet.« Bei den »Küchen Life Hacks« liegen zwei »verlorene Eier« vor der Tür »Lost & Found«. Die Eisheiligen finden Einzug - mit einem Eisbecher »Lange Nese«, ein Kopf mit langer Nase. Verschiedene Variationen erfährt das Lied »Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt« mit der »roten Tonne« oder der »toten Nonne«, die im Meer versinkt. Auch mit der Pandemie hat sich Mann beschäftigt - in seine Karikatur »Deutschland von der Rolle«, die eine leere Toilettenpapierrolle zeigt. Einer der kolorierten Cartoons zeigt die Gelbwesten in Paris mit »Liberté, Egalité, Fraternité, Humbatéteré«. Christoph M. Mann kann mit allen Themen zeichnerisch etwas anfangen.

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