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Müllabfuhr in der Wetterau soll günstiger werden: So funktioniert das Ident-Zählsystem

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Jürgen Roth möchte eine einheitliche Vorgehensweise der Kommunen im Wetteraukreis erreichen, wenn der Abfallwirtschaftsbetrieb die Leistungen neu ausschreibt. © Petra Ihm-Fahle

Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises stellt das Ident-Zählsystem in 23 Kommunen vor. AWB-Geschäftsführer Dr. Jürgen Roth erläutert jetzt den Gemeindevertretern in Kefenrod die Pläne.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Wetteraukreises (AWB) muss die Abfalleinsammlung für 23 Kommunen europaweit neu ausschreiben. »Es geht um die Fahrzeuge, die den Müll vor Ort einsammeln. Die Verträge mit den Unternehmen laufen bis Ende 2024 und ab 1. Januar 2025 muss die Sammelleistung neu vergeben werden«, erklärt Geschäftsführer Dr. Jürgen Roth. In diesem Zusammenhang soll sich bei den Abhol-Rhythmen und Sammelsystemen etwas tun, wie er heute Abend in Kefenrod im Zuge der Sitzung der Gemeindevertreter darlegen wird. Den Nutzen für die Bevölkerung beschreibt Roth im Gespräch mit dieser Zeitung: »Je weniger ich die Tonne rausstelle, desto weniger muss ich zahlen.«

Flickenteppich im Wetteraukreis

Im Wetteraukreis besteht seinen Worten zufolge ein Flickenteppich hinsichtlich der Verfahren, obwohl schon drei Ausschreibungen gemeinsam erfolgten. Jede Kommune geht bei den Abfuhrrhythmen und der Gebührenberechnung von Rest-, Bio- und Papiermüll auf eigene Weise vor. Der AWB als Partner schreibt die Leistungen aus und entsorgt den angelieferten Müll in seinen Verwertungsanlagen. »Nach Echzell gehen Rest-, Papier- und Sperrmüll, nach Ilbenstadt Bio- und Grünabfälle«, erläutert Roth. Die Kommunen bezahlen dafür.

25 Städte und Gemeinden hat der Wetteraukreis. Bad Nauheim betreibt einen eigenen Fuhrpark, Bad Vilbel schloss sich in dieser Sache vor etwa 30 Jahren Frankfurt an. Die übrigen Kommunen arbeiten schon seit 2004 in der Arbeitsgemeinschaft Abfallwirtschaft Wetterau (AGAW) zusammen. Nach Ansicht des AWB sollte sich für diesen Kreis möglichst ein einheitliches System etablieren, um Synergieeffekte zu schaffen und Kosten durch die Bündelung zu sparen. Roth ist in diesen Wochen mit einem Mitarbeiter unterwegs, um den parlamentarischen Gremien der Städte und Gemeinden das Konzept des Ident-Zählsystems schmackhaft zu machen. Dabei erfolgt eine elektronische Zählung der Tonne bei jeder Leerung, was je nach Häufigkeit in die Berechnung der Abfallgebühr einfließt. Drei Kommunen im Wetteraukreis praktizieren »Ident« bereits, darunter Reichelsheim. Vereinheitlichen möchte der AWB auch die Rhythmen der Abfuhr: Restmüll dreiwöchentlich, Papier vierwöchentlich, und bei Biomüll sollen es künftig 32 Abholungen sein. In Kefenrod wird der Biomüll bislang 36-mal pro Jahr abgefahren.

Die Gemeinde arbeitet momentan mit dem sogenannten Volumenprinzip. Doch auch diesbezüglich will der AWB etwas ändern - vorausgesetzt, die Gemeindevertreter votieren heute dafür. »Es ist spannend, wie sie abstimmen, denn Kefenrod ist von dem Volumenprinzip sehr überzeugt«, sagt Roth.

Ein Teil der Kommunen hält es wie Kefenrod. Die Haushalte bestellen verschieden große Tonnen, es gibt 80-, 120- und 240- und 1100-Liter-Gefäße. Andere Kommunen berechnen den Müll stattdessen nach Gewicht, wovon der AWB wegkommen will. Es gibt nur 16 Städte und Gemeinden in Hessen, die wiegen - 14 im Wetterau-, zwei im Main-Kinzig-Kreis. Das Wiegen hat den Vorteil, einen Anreiz zum Einsparen von Müll zu bieten. Es bestehen laut Roth aber auch Nachteile, unter anderem, dass manch ein Müllsünder seinen Abfall illegal entsorgt.

Der Hessische Städte- und Gemeindebund (HSGB) gibt eine Mustersatzung für die Müllentsorgung heraus. Damit unterstützt der Verband die Städte und Gemeinden, die nicht alle eine Rechtsabteilung haben. Die Satzung passt der HSGB immer wieder an und nahm 2018 das Wiege-Konzept heraus. Grund ist zum einen die geringe Verbreitung, zum anderen kam es immer wieder zu Widersprüchen gegen die Wiegebescheide. Die Folge beschreibt Roth: »Kommunen, die wiegen, haben nun keine rechtssichere Satzung mehr.«

Anreize zum Müllsparen

Dem AWB schwebt die Umstellung auf das Ident-Zählsystem auch deshalb vor, da es ebenfalls Anreize zum Müllsparen bietet. Jeder Haushalt kann eine Tonnengröße wählen und die Häufigkeit der Leerungen beeinflussen. Sprich, Bürgerinnen und Bürger können sich entschließen, ihre Tonne nicht bei jeder Abholung an die Straße zu stellen. Da der Chip am Gefäß die Leerung registriert, würde die Kommune den Gebührenbescheid entsprechend niedriger ausstellen. Acht Leerungen sind aber obligatorisch, denn »gar keinen Müll haben« - das gibt es laut Roth in bewohnten Immobilien nicht. Als Beispiel nennt er den Staubsaugerbeutel. Bisher hat sich nach Worten des Agraringenieurs eine große Zustimmung zum Ident-Zählsystem ergeben.

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