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Balkon-Solar gegen steigende Preise

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Diethardt Stamm präsentiert seine Balkon-PV-Anlage, die ihn auf seine Vorträge begleitet. »Damit verdeutliche ich, wie solch eine Anlage funktioniert«, sagt Stamm. © Patryk Kubocz

Diethardt Stamm aus Münzenberg erklärt den Boom um Balkon-PV-Anlagen und gibt Tipps, um die Solarenergie optimal zu nutzen.

Bereits der bloße Anblick von Diethardt Stamms Haus in Münzenberg genügt, um zu wissen: Hier lebt jemand, der voll und ganz auf erneuerbare Energiequellen setzt. Beide Dachhälften sind mit großen Photovoltaik-Anlagen gepflast ert. Durch die Fenster des Wintergartens ist eine Balkon-PV-Anlage zu erkennen. In der Einfahrt ist an der Hauswand eine Schnellladestation für ein Elektroauto installiert. Weit und breit ist aber kein Auto mit Elektroantrieb zu erkennen. »Hier soll Ende nächsten Jahres mein E-Auto stehen - von einer schwedischen Start-Up-Firma«, sagt Sta mm.

Diethardt Stamm ist ein Pionier. Dass der Rentner nicht bei einem etablierten Autobauer eingekauft hat, zeigt seine Begeisterung für neue und grüne Technik. Schon im Studium zum Elektrotechnikingenieur spezialisiert sich Stamm auf erneuerbare Energie - 1992 meldet sich Stamm zum ersten bundesweiten 1000-Dächer-Programm an. Damit gehört seine PV-Dachanlage zu einer der ältesten in Deutschland und »ist die erste im ganzen Wetteraukreis«, sagt der Vorreiter.

Diese geballte Fachkompetenz und Erfahrung nutzt Stamm mittlerweile, um Interessierte in Sachen PV-Anlagen zu beraten und die erneuerbaren Energiequellen an die Menschen zu bringen. Dafür gründete der Ingenieur mit der Mittelhessischen Energiegenossenschaft (MiEG), den Energie Bildungsverein (EVB) und den Sonnenstromverein Hessen (SVH) gleich drei Organisationen, die den Menschen bei der Beschaffung der Anlagen helfen sollen.

100 Anlagen pro Sammelbestellung

»Momentan sind die Balkon-PV-Anlagen wirklich stark nachgefragt«, sagt der Münzenberger. Die erhöhte Aufmerksamkeit auf nachhaltiges Leben und die immer weiter steigenden Energiepreise hätten eine verstärkte Beschäftigung mit erneuerbaren Energiequellen ausgelöst. »Für viele Menschen sind diese kleineren Anlagen der erste Berührungspunkt mit Solarnenergie«, sagt Stamm. »Viele wollen die Solarkraft erstmal ausprobieren, bevor sie eine große Anlage auf ihr Dach installieren«. Während die Sammelbestellungen in den Jahren vor Corona bei maximal 40 Anlagen lagen, hat sich diese Zahl nun mehr als verdoppelt. Stamm: »Mittlerweile bestellen wir mindestens 100 Anlagen, die wir mit einem Lkw abholen und erstmal lokal zwischenlagern.«

Auch die Ovag bestätigt nach Anfrage dieser Zeitung diesen Trend. »Wir stellen fest, dass beispielsweise Baumärkte oder Möbelhäuser verstärkt mit solchen Produkten werben«, antwortet die Ovag. Laut dem Grundversorger ist die vorwiegende Zielgruppe für diese Balkon-Kraftwerke »Wohnungsmieter, die aufgrund der einfachen Montage Solarstrom beziehen können«. Allerdings weist die Ovag auch darauf hin, dass jede Anlage verpflichtend beim Versorger und beim Marktstammdatenregister angemeldet werden muss. Auch wenn die kleineren Anlagen leicht anzubringen und in Betrieb zu nehmen sind - von der Bürokratie sind sie nicht ausgeschlossen.

Wie sehr man sparen kann

Wie stark kann eine solche Balkon-PV-Anlage einen Haushalt bei den wachsenden Energiepreisen entlasten? Stamm erklärt: »Eine solche Anlage produziert unter idealen Bedingungen im Schnitt 550 Kilowattstunden pro Jahr.« Nach Angaben des statistischen Bundesamtes liegt der durchschnittliche Stromverbrauch pro Haushalt bei 3000 Kilowattstunden. Damit deckt eine Mini-PV-Anlage rund 15 Prozent des Eigenbedarfs ab. Monetär bedeutet dies, laut Stamm, dass Besitzer eine Balkon-PV-Anlage einen niedrigen bis mittleren dreistelligen Betrag sparen. »Durch die gestiegenen Energiekosten wird dieser Sparbetrag nur noch steigen«, sagt der pensionierte Ingenieur und fügt hinzu: »Nach unseren neusten Berechnungen rentiert sich eine solche Anlage bereits nach drei bis vier Jahren.«

Um das maximale Potenzial aus seinem Balkon-Kraftwerk herauszuholen, empfiehlt der Vorsitzende des EVB: »Stromfresser wie Trockner oder Geschirrspüler sollte man dann benutzen, wenn es sehr sonnig ist.« Immerhin sei es nicht der Sinn einer Balkon-PV-Anlage, dass man seinen frisch produzierten Solarstrom gleich wieder verschenke.

Beschaffung einer Balkon-PV-Anlage

Interessierte können über die Websites der MiEG, EVB und SVH Information einholen. Auch die Eintragung in die Sammelbestellungsliste ist hierbei möglich. Der Vorteil: Durch das Volumen der Bestellung erhält jeder Besteller einen Rabatt von zehn Prozent auf seine Anlage. Darüber hinaus liefern ehrenamtliche Mitglieder der Organisationen die Anlagen aus, helfen bei der Installation oder beantworten Fragen zur Solartechnik. Die aktuelle Wartezeit beläuft sich auf bis zu vier Monate. Die nächste größerer Auslieferung der Anlagen soll im März stattfinden.

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