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Nah dran am Schaffensprozess

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Der Künstler Thaddäus Salcher (l.) berichtet beim Rundgang durch die ausgestellten Skulpturen im Bad Salzhäuser Kurpark vom Entstehungsprozess seiner Plastik »Vision«. © Elfriede Maresch

Ganz nah dran sein am Schaffensprozess der Künstler - das ist eines der Merkmale des Werkforums in Bad Salzhausen. So standen wieder Künstlerinnen beim Werkstattgespräch Rede und Antwort.

Bad Salzhausen (em). Das 7. Werkforum des Vereins Kunst-Projekt Nidda-Bad Salzhausen zeigt noch bis zu kommenden Samstag, 2. September, auch im Parksaal täglich, von 14 Uhr bis 18 Uhr, Werke renommierter Künstlerinnen und Künstler. Besucher haben sogar die Chance, Nadine Elda Rosani im Park bei der Arbeit zu sehen. Aus dem Stamm einer Lärche, die man wegen mangelnder Standsicherheit fällen musste, fertigt die Holzbildhauerin eine Skulptur.

Inzwischen zieren fünf, genau genommen sechs neue Skulpturen den oberen Kurpark von Bad Salzhausen. Angelika Summa, Gesine Grundmann, Günter Braun, Nadine Elda Rosani und Thaddäus Salcher haben ihre Werke installiert. Diese verbleiben im Besitz der Künstler und werden für mindestens ein Jahr im Skulpturenpark zu sehen sein.

»Was ist es, was mich an der Kunst, genauer, an dieser Arbeit hier anspricht?« Das traditionell zu den Werkschauen gehörende Werkstattgespräch fand unter Moderation von Axel Wilisch statt. Die Künstlerinnen Gesine Grundmann und Nadine Elda Rosani erwiesen sich als offene, zugewandte Gesprächspartnerinnen. Es zeigte sich erneut, dass der direkte Dialog zwischen Künstlern und Betrachtern eine der großen Stärken des Werkforums ist. Statuen frontal oder in der Rückenansicht zu sehen - wie erlebt das der Betrachter?

Die Rolle des Faktors Zufall

Intensiv wurde nach dem handwerklichen Vorgehen bei den Arbeiten aus unterschiedlichem Material gefragt. Souverän bekannten sich die Künstlerinnen auch zu Schwierigkeiten im Herstellungsprozess, zum »Faktor Zufall«, der oft bei der endgültigen Gestalt mitspielt, vielleicht sogar das Kunstwerk belebt. Angesichts abstrakter, scheinbar strukturloser Arbeiten sprach Grundmann von der »anarchischen Freude, gewohnte Formen zu sprengen«. Die Frage nach der Bewegung in den figürlichen Holzgestalten Rosanis streifte auch die Grenzen des vorhandenen Materials, die Statik der Figur, die da entsteht, Details des Körperbaus und der Hände, von denen die Betrachter besonders fasziniert waren.

Was die Ruhe dieses Vormittags störte, war das extreme Parkplatzproblem und einige organisatorische Engpässe. Gleichzeitig mit dem Werkstattgespräch fand im Außenbereich die gut besuchte Veranstaltung eines Hundezuchtvereins statt. Beide Gruppen haben das Recht, Park oder Saal zu buchen und Tierliebe ist ein ebenso ehrenhaftes Motiv wie die Freude an Kunst. Aber beide Veranstaltungen nicht auf einen Tag zu legen, sondern zeitlich zu entzerren, hätte große organisatorische Vorteile gehabt.

Finissage mit Comedian

In bereits bewährter Tradition wird das Ende eines jeden Werkforums von einer zusätzlichen Bühnenshow begleitet. Diesmal ist der ehemalige Poetry Slamer, Battle-Rapper und Comedian Jakob Schwerdtfeger mit seiner Bühnenperformance »Ein Bild für die Götter« im Parksaal zu Gast.

Schwerdtfeger weiß, wovon er da spricht. Er ist studierter Kunsthistoriker, kennt sich also bestens mit Gemälden, künstlerischen Werken und Deutungen aus. Er stellt sich dabei so manche Frage. Wie viel Rosé muss ich trinken, um in Kunstkennerkreisen nicht aufzufallen? Was hat Hot-Dog-Wettessen mit Kunst zu tun? Die Antworten liefert Schwerdtfeger. Ungewöhnlich, selbstironisch und bissig blickt er hinter die Kulissen der Kunstwelt und erzählt von riskanten Aprilscherzen mit millionenschweren Werken.

Jakob Schwerdtfeger hat lange im Frankfurter Städel Museum gearbeitet und steht nun seit acht Jahren mit seinen Programmen auf der Bühne. Geprägt von Hochkultur und Hip-Hop spielt sein Leben zwischen Ausstellungseröffnung und Hahnenkampf. Seine Themen reichen von Schach bis Schwimmbadpommes, von Barock bis Bushido. Ach ja, er verrät in dieser Show auch das todsichere Rezept zu unermesslichem Reichtum.

»Ein Bild für die Götter« ist Jakob Schwerdtfegers vehemente Liebeserklärung an die bildende Kunst, zu erleben am Samstag, 2. September, um 19.30 Uhr zum Ausklang des 7. Werkforums. Der Verein erhebt keinen Eintritt zu dieser Veranstaltung, bittet aber um eine angemessene Spende. Allen bisherigen und künftigen Förderern und jahrelangen Unterstützern der Projekte von Kunst-Projekt dankt der Verein. Weitere Informationen erhält man im Internet unter www.kunst-projekt.de.

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