Neuer Baumbewuchs entsteht auf Kalamitätsflächen bei Götzen

Die Trockenheit in den Sommern vergangener Jahre in Verbindung mit den Aktivitäten des Borkenkäfers hat auch im Wald bei Götzen ihre Spuren hinterlassen. Doch es gibt auch Erfolge bei den Neuanpflanzungen.
Die Stelle im Stadtwald am Segelflugplatz des Aeroclubs oberhalb von Götzen ist den Mitgliedern des Waldausschusses der Stadtverordnetenversammlung nicht unbekannt. Schon vor drei Jahren war das Gelände Ziel der jährlichen Exkursion in den Kommunalwald. Auch damals zeigten sich schon unübersehbare Lücken im Baumbestand.
Deutliche Veränderungen gab es auch diesmal zu beobachten. Dort, wo in der Vergangenheit die Experten des Forstamtes in großen Fichten noch Bohrlöcher des Borkenkäfers ausmachen konnten, herrscht heute Brache. Die winzigen, in großen Massen auftretenden Tiere, haben die mächtigen Gewächse zum Absterben gebracht.
3000 Festmeter Kalamitätsholz
Fällung, Rücken zu Sammelstellen, Verkauf und Abtransport des geschädigten, aber noch nutzbaren Holzes waren die Folge. Rund 3000 Festmeter Kalamitätsholz seien im Bereich des Segelflugplatzes eingeschlagen worden, wie Rainer Hellwig, der Leiter des Reviers Petershainer Hof, erläuterte.
Das Ende dieses Prozesses ist noch nicht erreicht. Auch die restlichen Bestände am Segelflugplatz sind gefährdet, betonte Alexander Stute, der neue Leiter des Schottener Forstamtes. Er leitete erstmals die Informationstour für die Bürgervertreter.
Mit dem großen Verlust an Fichten in der jüngsten Vergangenheit geht auch die Zeit der guten finanziellen Erträge aus dem Stadtwald zu Ende.
Stute prognostizierte immerhin für das kommende Jahr durch den Holzverkauf noch einen Überschuss von rund 130 000 Euro als positive Differenz zum Pflanz- und Pflegeaufwand für den Wald. Fördergelder sind dabei nicht berücksichtigt.
Hoffnung - aus monetärer Sicht bringt darüber hinaus das neue, von der Bundesregierung aufgelegte Förderprogramm »Klimaangepasstes Waldmanagement«, kurz KLAWAM (siehe Info-Kasten).
Eingangs erläuterte Stute, dass die Wiederbewaldung ein Dauerthema auch in der Zukunft bleiben werde. »Trotz der starken Niederschläge haben wir erneut ein Käferjahr. Der Regen hat nur gefühlt geholfen«, meinte der Forstamtsleiter. Die größere Feuchtigkeit des Oberbodens habe immerhin Trockenheitsschäden bei den Neukulturen weitgehend verhindert.
Auf zwölf Hektar sollen im Stadtwald als Pflegemaßnahmen noch Nachbesserungen vorgenommen werden. Geplant sei weiterhin, dreieinhalb Hektar mit 25 000 Pflanzen neu zu bestücken.
Auf den Freiflächen am Segelflugplatz entsteht wieder neuer Wald. »Der nachwachsende Wald hat sich schon gut entwickelt«, betonte Rainer Hellwig. Hasel, Vogelkirsche, Bergahorn, vereinzelt auch kleine Eichen waren zu sehen. »Allmählich baut sich auch ein artenreicher Waldrand zum vorbeiführenden Weg auf«, so der Revierleiter.
Erlen stehen schon gut da
Auf dem rund eineinhalb Hektar großen Feuchtstandort wurden 3000 Erlen gepflanzt, die auch als Pionierart gelten. »Sie stehen schon gut da«, so Hellwig zum Erfolg der Maßnahme.
»Unser Ziel ist ein widerstandsfähiger Laubholzbestand«, ergänzte Martin Menke, der im Forstamt für den Bereich Produktion zuständig ist. Er betonte in diesem Zusammenhang auch die große Bedeutung der Jagd auf den Pflanzflächen. »Das ist ein Dauerthema.«
In der nahen Absenkung, kurz unterhalb der Horloffquelle, hat sich ein weiteres ausgedehntes Feuchtgebiet entwickelt. »Wir haben sogar einen kleinen Teich angelegt, um das Regenwasser hier länger zu halten«, informierte der Revierleiter. Auch die Senke war früher mit Fichten bestückt. Nach der Fällung sind jetzt nur noch die Stümpfe zu sehen.
Zweiter Anschauungsort der Waldexkursion war eine ebenfalls durch Käferbefall entstandene große Fläche unmittelbar an der »Großen Schleife« des ehemaligen Schottenrings. Hier waren vor zwei Jahren Douglasien, wie die Fichte eine schnell wachsende Nadelbaumart, gepflanzt worden.
Mit Gattern gut geschützt sind jeweils 300 der jungen Bäume, die sich erfreulich entwickelt haben. »Die Naturverjüngung mit Laubholz ist ebenfalls gut ausgeprägt«, erklärte Hellwig. Auch junge Fichten wird es an dem Standort über 500 Meter Meereshöhe wieder geben, wie die Förster abschließend mitteilten.
Info: Klimaangepasstes Waldmanagement
Im Zuge des Förderprogramms »Klimaangepasstes Waldmanagement« (KLAWAM), das im November 2022 aufgelegt wurde und bis 2026 läuft, stellt die Bundesregierung 900 Millionen Euro zur Verfügung.
Damit sollen kommunale und private Waldbesitzer unterstützt werden, ihre Wälder an die Folgen des Klimawandels anzupassen, wie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erläutert.
Nach Größe der Flächen werden unterschiedliche Jahresbeträge für den Zeitraum von zehn Jahren ausgezahlt. Im Gegenzug verpflichten sich die Förderempfänger, zwölf festgelegte Kriterien für die Dauer von 20 Jahren einzuhalten.
Dazu zählt unter anderem, fünf Prozent der Waldfläche sich natürlich entwickeln zu lassen. Auch soll durch einen Anpflanzungsmix die standortheimische Baumartendiversität gefördert werden, um die Widerstandskraft gegen extreme Klimaauswirkungen zu erhöhen.
Der Naturverjüngung soll Vorrang eingeräumt und viel unterschiedliches Totholz im Wald belassen werden. Düngung und Pflanzenschutzmittel sind weitgehend verboten. Pro Hektar Waldfläche müssen fünf sogenannte Habitatbäume festgelegt werden, die nicht gefällt werden dürfen.
Für die Förderung ist ein anerkanntes Zertifizierungssystem über die klimaangepasstes Waldbewirtschaftung Voraussetzung. Wie Bürgermeisterin Susanne Schaab berichtete, liegt der Stadt Schotten bereits ein positiver Bescheid zu dem Antrag für den 814 Hektar großen Stadtwald vor. Demnach erhält Schotten in den kommenden zehn Jahren jeweils 75 000 Euro als Förderzuschuss.

