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»Nicht so leicht zu reparieren«

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Florstadt (dab). Seit Donnerstag steht ein Container hinter der Sparkassen-Filiale in Nieder-Florstadt. Er soll den Notbetrieb des Beratungs-Centers sicherstellen, nachdem zwei Geldautomaten in dem Gebäude in die Luft gesprengt worden waren. Bis der Container genutzt werden kann, wird es aber noch dauern.

In der Nacht auf den 1. Juni waren Anwohner am Messeplatz durch einen Knall aufgeschreckt worden. Mehrere Personen rannten aus der Bank und rasten in einem Auto davon. Zurück ließen sie zwei gesprengte Geldautomaten und ein massiv beschädigtes Gebäude.

Oft seien es organisierte Banden, die sich Geldinstitute in der Nähe der Autobahn aussuchen, mit hochmotorisierten Fahrzeugen vorfahren, die Automaten knacken, ihre Beute einsammeln und schnell die Flucht ergreifen, berichtet Eric Zimdars, Pressesprecher der Sparkasse Oberhessen.

Tatort gerade erst freigegeben

Damit es möglichst schnell gehe, würden die Täter nicht mehr, so wie früher, ein zündfähiges Gasgemisch in die Automaten leiten und mit einer Fernzündeanlage zur Explosion bringen, sondern Festsprengstoffe verwenden. Ob sie dadurch Menschen in Gefahr brächten, so wie hier in Florstadt, wo sich Wohnungen über der Bank befinden, sei ihnen egal.

Wer in diesem Fall die Täter waren, ist weiterhin unklar. Bis vor wenigen Tagen dauerte die Spurensicherung noch an. Klar ist: Auch hier wurden Festsprengstoffe verwendet, »deshalb ist das Gebäude so in Mitleidenschaft gezogen worden«, erklärt Zimdars. »Das Beratungs-Center muss komplett saniert werden«. Auch technische Leitungen seien betroffen. »Das ist nicht so leicht zu reparieren, man kann einen Geldautomaten ja nicht einfach ans Mobilfunknetz hängen.«

Hinter dem Gebäude wird derzeit ein Notbetrieb aufgebaut. Dazu gehört ein Container, der aus Butzbach angeliefert wurde. Hier soll, während die Bauarbeiten am Haus laufen, ein Geldautomat untergebracht werden. Außerdem steht ein Sparkassenbus auf dem Gelände, wo künftig »personenbesetzter Service« angeboten werden soll.

Bis diese Notlösung in Betrieb geht, wird es allerdings noch dauern - bis Mitte, Ende August, schätzt Zimdars. Abgesehen davon, dass der Tatort erst vor wenigen Tagen freigegeben worden sei und die zerstörten Datenleitungen nun repariert werden müssten, habe es allein drei Wochen gedauert, den Schwertransport des Containers zu organisieren. Der nahende Ferienbeginn macht die Planungen sicher nicht einfacher.

Deal mit der Konkurrenz

Zimdars verweist auf Übergangsmöglichkeiten, etwa benachbarte Standorte der Sparkasse nutzen, zum Beispiel in Altenstadt. Telefonisch ließen sich über den Kunden-Service viele der alltäglichen Bankgeschäfte erledigen, z. B. Überweisungen bis 1000 Euro. Bargeld bis 200 Euro könne man sich beim benachbarten Norma-Markt auszahlen lassen, wenn man seinen Einkauf mit der Girocard begleiche. Zu dem wurde eine pragmatische Lösung mit der Konkurrenz vereinbart: Kunden der Sparkasse Oberhessen (aber nur diese) können gegenüber bei der Volksbank Mittelhessen kostenlos Geld abheben - normalerweise werden bei Abhebungen bei sog. Fremdbanken Gebühren fällig. »Wir haben unsere Schutzmaßnahmen nach oben gefahren«, sagt Zimdars mit Blick auf Sprengungen. »Die einfachste Maßnahme ist die Nachtschließung: Die Eingangstür kann von Mitternacht bis 5 Uhr nicht geöffnet werden.« Das sei zwar auch in Florstadt der Fall gewesen. »Aber wenn jemand rohe Gewalt anwendet, kommt er trotzdem rein.«

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