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Nidda in Concert: Facetten des Barock

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Katrin Anja Krauße, Stephan Katte und Katrin Schroeder (v. l.) setzen mit barocker Kammermusik den »Nidda in Concert«-Saisonauftakt. © Elfriede Maresch

Mit filigraner und kreativer Kammermusik warteten Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße an der Orgel, Katrin Schroeder mit ihrer Querflöte und Stephan Katte mit dem Horn in der Stadtkirche auf.

Nidda (em). Für den »Nidda in concert«-Beginn der neuen Saison hatte Dekanatskantorin Katrin Anja Krauße (Orgel) als Konzertpartner Katrin Schroeder (Querflöte) und Stephan Katte (Horn) gewonnen. Barockmusik hat viele Gesichter, kann von vitaler Ausdrucksstärke sein oder höfischem Repräsentationswillen ausdrücken. Die drei Interpreten hatten für diese Besetzung Kammermusik der Barockzeit gewählt und bearbeitet, verhaltener, oft filigraner, aber dennoch von großer kompositorischer Kreativität. Das fügte sich in die Bedeutung der Passionszeit.

Der Vorsitzende des Freundeskreises Kirchenmusik in Nidda, Axel Kaiser, konnte in der Stadtkirche 50 Zuhörende begrüßen und zugleich den Sponsoren danken, die auch in diesem Jahr die Reihe absichern. Neben dem Freundeskreis sind das die evangelische Kirchengemeinde Nidda, die Stadt mit dem Kulturmanagement, die VR-Bank Main-Kinzig-Büdingen und die katholische Kirchengemeinde Liebfrauen Nidda.

Jubiläum der Eule-Orgel

Gleichzeitig konnte Kaiser auf weitere Konzerte aufmerksam machen. Ein musikalischer Mittelpunkt dieses Jahres wird das 5. Bestehen der Eule-Orgel in der Stadtkirche mit einem großen Festkonzert für Orgel, zwei Trompeten und Pauke sein. Krauße, leidenschaftliche Orgelspielerin, will das wertvolle Instrument von vielen Seiten zeigen, etwa bei einer Führung, dann bei einem Kinderorgelkonzert, bei dem Volker Bilz aus Kästners »Karneval der Tiere« liest. Den historischen Stummfilm »Frate Sole« wird Dr. Krystian Skoczowsky an der Orgel begleiten.

Immer noch ist Krauße musikalisch gut mit ihrer Heimat Thüringen verbunden und kann Musiker von dort nach Nidda holen, so schon mehrfach Stephan Katte. Er ist deutschland- und europaweit gefragter Spezialist für das Spiel auf historischen Horninstrumenten, zum Beispiel für das Naturhorn, das noch ohne Ventile und von geringerem Tonumfang war. Neben Forschungs- und Lehrtätigkeit an thüringischen Musikhochschulen hat er mit Ensembles und Chören, die historische Musik pflegen, CDs herausgebracht. Zum aktuellen Konzert setzte er ein modernes, besonders leicht klingendes Horn ein.

Katrin Schroeder unterrichtet an der Musikschule Jena. Als Querflötenspielerin tritt sie solistisch wie in Ensembles, die alte Musik pflegen, auf.

Krauße begann das Konzert mit Dietrich Buxtehudes »Praeludium in e-moll«. Sie bot ein verhaltenes polyphones Stimmenspiel mit drei fugierten Abschnitten, setzte Flöten- und Viola di Gamba-Register ein. Die Choralbearbeitung »Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ« von Gottfried August Homilius begann mit Flöte und Orgel, dann übernahm das Horn die Choralmelodie.

Mit Pedal und Bass die zweite Stimme

Dem ursprünglichen Triocharakter wurde Rechnung getragen: Krauße übernahm mit Pedal und Bass die zweite Stimme, während die Flöte gewissermaßen den Part der rechten Hand übernahm.

Bei Georg Philipp Telemanns »Sonate für zwei Flöten in f-moll« war das Horn eher in dunkleren Tonlagen zu hören, aber nicht im Basso continuo, sondern mit eigenständiger Melodie. So brachten Flöte und Horn im Allegro echoähnliche Effekte. Ein feines verhaltenes Larghetto folgte, während im Presto-Satz das präzise Zusammenspiel der raschen Verzierungen zu bewundern war.

Ursprünglich für Oboe gedacht, aber auch gern von Trompetern gewählt, wird Jean Baptiste Loeillets »Sonate C-Dur« für Horn und Orgel. Die beiden Instrumente waren in exquisitem Zusammenklang zu hören: Auf ein gravitätisches Largo und ein Allegro hin zeigte im Largo espressivo hin das Horn in einer kräftigeren Passage seine Strahlkraft Allegro, erinnerte beim frischen Allegro des Schlusses fast an Jagdhörner.

Feine Harmonien kennzeichneten die »Sonate in e für Flöte und Basso continuo« von Johann Sebastian Bach. »Ich habe das leisest mögliche Flötenregister flauto dolce gewählt, um die Flöte voll hervortreten zu lassen«, meinte Katrin Anja Krauße im Nachgespräch. So konnte Katrin Schroeder von den diskreten Verzierungen des Adagios bis zum fast überschäumenden Allegro des Schlusses ihre ganze spieltechnische Meisterschaft zeigen.

Reizvollen Zusammenklang bot auch Georg Philpp Telemanns »Concerto a tre«: Variationen und Imitationen von Flöte und Horn, der schreitende Tanzrhythmus der Loure, ein beschwingtes Menuett und ein Allegro moderato mit einer freudigen Flötenpassage, vom basso continuo der Orgel unterlegt, bildeten den Abschluss. Das Publikum dankte mit freundlichem Beifall.

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