IS Holding kauft Glatfelter
Nidda (myl). Die Maschinen in der Papierfabrik Glatfelter in Ober-Schmitten werden weiter laufen. Die Tochter des amerikanischen Mutterkonzerns in North Carolina wird entgegen der oft formulierten Absicht nicht geschlossen. Gestern informierte die IS Holding aus Istanbul darüber, das Werk in Nidda übernommen zu haben. Ihre deutsche Tochtergesellschaft Ostrest Berlin übernimmt alle Anteile.
Im Frühjahr hatten die Amerikaner angekündigt, sich aus wirtschaftlichen Gründen von dem Standort in Nidda trennen zu wollen. Dies sollte zunächst an Ostern, dann zum 31. August umgesetzt werden. Das Niddaer Stadtparlament hatte im März eine Resolution verabschiedet, jedoch keine Reaktion aus North Carolina erhalten. Noch im Bericht für das zweite Quartal des Headquarters von Glatfelter wurde die Absicht, das Werk in Ober-Schmitten abzuwickeln, bekräftigt. Immer wieder hatten Mitarbeiter von Interessenten berichtet, die sich das Niddaer Werk angeschaut hatten.
Am Montagabend verwehrte das Mutterunternehmen auf Anfrage dieser Zeitung Infos zum aktuellen Stand - mit Hinblick auf seine Börsennotierung. Mögliche finanzielle Auswirkungen seien unethisch gegenüber den Anliegern. Auch die Frage, ob die Geschäftsführung die Sorgen der Mitarbeiter in Ober-Schmitten, vielleicht nicht bezahlt zu werden, entkräften könnte, blieb unbeantwortet.
Von den knapp 200 Mitarbeitern, die noch im Frühjahr bei Glatfelter beschäftigt waren, haben inzwischen etwa 30 den Betrieb verlassen. Der Krankenstand sei hoch, berichtet IGBCE-Gewerkschaftssekretärin Astrid Rasner. Für sie erschien der 31. August unrealistisch, könnten doch die aktuellen Aufträge nicht bis dahin abgearbeitet werden.
Die Gewerkschaft und der Betriebsrat wollten ursprünglich heute mit Vertretern der Glatfelter-Geschäftsführung über den Interessensausgleich und den Sozialplan nachverhandeln und ein eigenes Ausstiegsszenario als Gegenentwurf vorlegen. Nun wollen Betriebsrat und Gewerkschaft sich heute Vormittag neu abstimmen und über das Ergebnis informieren. Seit der Nachricht aus den USA zur drohenden Schließung kämpfte der Betriebsrat um Informationen.
Ebenfalls heute werden die Vertreter der IS Holding wohl ihre Arbeit in Ober-Schmitten aufnehmen. Mit der Übernahme der Fabrik für Spezialpapiere will das Unternehmen seine Aktivitäten in Deutschland ausbauen. »Die IS Holding sieht eine gute Fortführungsperspektive des Standorts. Zusammen mit der Standortleitung, allen Beschäftigten sowie den Gremien der Stadt Nidda wird in den kommenden Wochen ein tragfähiges Konzept für die Zukunft entwickelt und umgesetzt«, teilt die IS Holding mit.
Die Fabrik passe sehr gut ins Portfolio. »Ober-Schmitten war schon immer eine der führenden Adressen für beste Papierproduktionsqualität. Wir werden alle hart daran arbeiten, dass dies auch in Zukunft so bleibt«, sagt Vorstandsvorsitzender Ilkem Sahin. »Gemeinsam mit allen Beteiligten können wir den Standort fit für die Zukunft machen und den bestehenden Mitarbeitern echte Perspektiven bieten.«