800 Jahre Kaicher Geschichte

Niddatal-Kaichen (pm). Der kleinste Ortsteil Niddatals liegt landschaftlich reizvoll in der südlichen Wetterau und verfügt über eine 800-jährige, teils bewegte Geschichte. Diese macht der Historische Rundweg Kaichen für Spaziergänger und Wanderer über einen gut acht Kilometer langen Rundweg in etwa zwei Stunden erlebbar.
In jahrelanger Arbeit vom Verein Dorfentwicklung Kaichen konzipiert und mit zahlreichen historischen Informationen hinterlegt, führt der Weg durch die malerischen, fachwerkgesäumten Gassen sowie über landschaftlich reizvolle Feld- und Waldwege durch unterschiedlichste Biotope. Unterwegs beschreibt der gut ausgeschilderte Weg die historische Entwicklung des Dorfes anhand von 22 bebilderten Informationstafeln. Dabei verbindet er Kultur- und Naturdenkmäler mit bestehenden Rad- und Wanderwegen, insbesondere dem Nidda-Radweg sowie der Bonifatius-Route. Sämtliche Informationstafeln führen über QR-Codes zur Homepage des Dorfentwicklungsvereins, wo sich Besucher über weitere Hintergründe, aber auch über den genauen Wegverlauf informieren können.
Steinerner Tisch als Höhepunkt
Die erste schriftliche Erwähnung von Kaichen stammt aus dem Jahr 1231 - damals noch unter dem Namen »Cochene«. Das wohl ältestes Zeugnis aus dieser Zeit und einer der Höhepunkte des Rundwegs ist der Steinerne Tisch. Diese frühere Gerichtsstätte liegt an der Straße nach Heldenbergen im Schatten einer imposanten und vermutlich ebenso alten Esskastanie. Dort übte ein »Freigericht« die Gerichtsbarkeit im Namen des Königs aus und durfte als einzige Gerichtstätte im Umfeld die Todesstrafe verhängen. An dieser Stelle finden Besucher die erste von zwei Übersichtskarten und Informationstafeln zum Steinernen Tisch sowie den ehemaligen Hinrichtungsstätten Galgengrund und Richtbock. Zwei Bänke laden zu entspannter Rast ein.
Einen weiteren Höhepunkt des Rundwegs bildet das inzwischen grundsanierte Alte Amtshaus der Burg Friedberg aus dem Jahr 1782 an der Weed, dem heutigen Dorfplatz. Auch die übrigen restaurierten Gebäude um den Dorfplatz erinnern an die frühere »historischen Raststation« Kaichen. Heute nur noch mit einem bescheidenen Brunnen, ursprünglich aber vollständig mit Wasser gefüllt diente die Weed als Vieh- und Pferdetränke, vor allem aber als Wagenschwemme für durchreisendes Gefährt. Ebenfalls der »technischen Infrastruktur« der Raststation dienten an der Weed die Alte Schmiede sowie die gegenüberliegende herrschaftliche Relais- oder Pferdewechselstation, das vermutlich älteste Gebäude im Dorf. Zur »kulinarischen Infrastruktur« gehörten zu Hochzeiten mindestens sieben Gasthäuser an bzw. in unmittelbarer Nähe der Weed. Vervollständigt wurde das Dorfplatzensemble durch das »Kiefer-Haus« mit ehemals unterschiedlichsten hoheitlichen Funktionen sowie das ehemalige Backhaus von Kaichen. An all diesen Gebäuden informieren Tafeln teilweise detailliert über die jeweilige Historie. Außerdem finden Besucher an der Weed eine zweite Übersichtstafel des Rundwegs. Auch hier laden mehrere Bänke zur Rast am heutigen Weed-Brunnen.
Aus dem Dorfkern hinaus verläuft der Rundweg entlang der Beschilderung zunächst in westliche Richtung über den Fuß- und Radweg nach Burg-Gräfenrode bzw. zum Niddaradweg, dann in südliche, später in östliche Richtung über Feld- und Wanderwege mit wunderschönen Blicken über die Wetterau.
Unterwegs erläutern weitere Tafeln historische Besonderheiten oder Gegebenheiten des jeweiligen Biotops. Von der Hainmühle an können Besucher den Rundweg über einen landschaftlich reizvollen Weg durch das Naturschutzgebiet Krebsbachtal und zum Schloss Naumburg erweitern.
Als Abschluss des Rundgangs bietet sich eine Stärkung im Bürgerhaus Kaichen an. Dort befindet sich auch Parkmöglichkeiten.