Glücksfall für Theatergruppe Assenheim: Malen ist ihr Hobby

Eigentlich wollte Jutta Gronski Lehrerin werden, aber die Bad Nauheimerin nimmt das Leben, wie es kommt. Statt zur Schule geht sie in die Sprachen. Statt Beruf wird Kunst zur Berufung. Für die Theatergruppe Assenheim ein Glücksfall.
Es ist ein kühler, aber sonniger Tag im April. Die Theatergruppe Assenheim gilt mit 170 aktiven Mitgliedern als die größte im hessischen Amateurbereich. Ihre Kulissen-Werkstatt liegt in einer ruhigen Nebenstraße in Ossenheim. Der große Hof mit seinen Werkstätten und Bastlerhäuschen, Katzen, Hühnern und Frühlingsblumen wirkt wie ein idealer Ort, um auf kreative Ideen zu kommen. Kulissenmalerin Jutta Gronski öffnet mit einem Lächeln die Tür zur Werkstatthalle. An der Wand lehnen bereits Kulissenbilder zu »Aladin und die Wunderlampe«, die das Kinder- und Jugendtheater für die Musicalaufführung im Sommer brauchen wird.
Nach der Saison ist vor der Saison
Denn kaum ist der Vorhang gefallen, beginnt die Planung für das nächste Musical. Ab Februar setzen sich die Kulissenmaler und Bühnenbauer zusammen. Sie schauen im Bestand, ob ein Motiv oder eine Requisite wiederverwendet werden kann, und erstellen ein Konzept. Jeden Winter spielt die Theatergruppe Assenheim ein neues Stück. Letztes Jahr hat sie »Der Ring des Nibelungen« aufgeführt. Für diesen Winter kann sich das Publikum auf »Eine Weihnachtsgeschichte« von Charles Dickens freuen.
Als Frühaufsteherin ist Jutta Gronski nicht selten bereits um sieben Uhr mit einem Pinsel bewaffnet in der Werkstatt anzutreffen. Von Mai bis Oktober malt sie ehrenamtlich jedes Wochenende circa vier bis fünf Stunden täglich. Wobei nach vier Stunden die Konzentration nachlasse. Allein sei die Arbeit nicht zu schaffen. Mit Petra Richter und Susanne Tritt habe sie aber zuverlässige und begabte Mitstreiterinnen an ihrer Seite. »Norbert Deforth nicht zu vergessen, der eigentlich überall mithilft, wenn Not am Mann ist«, sagt Jutta Gronski.
Fürs Jugendstil-Theater muss es höher sein
Das Besondere: Die Theatergruppe spielt die erste Hälfte ihrer Aufführungen im Bürgerhaus Assenheim und die zweite Hälfte im Dolce Jugendstil-Theater Bad Nauheim. Die Bühne in Assenheim ist 3,2 Meter hoch, die in Bad Nauheim 5,2. Also müssen die Kulissenmalerinnen einen Aufsatz malen, um das Bild für das Jugendstil-Theater anzugleichen. Passend zum Dolce lässt sich Jutta Gronski gerne vom Sprudelhof inspirieren. »Die stilisierten goldenen Wellen, die Trinkkuranlage mit dem fantastischen Eingangstor zum Brunnen und natürlich die Orchestermuschel« ziehen sie seit ihrer Kindheit in den Bann.
Dabei dürfte auch ihre Familie einen entscheidenden Schubs in die kreative Richtung gegeben haben. Bei kindlicher Langeweile fragte Jutta Gronski immer ihre Mutter, was sie tun könnte. Die habe stets geantwortet: »Mal was, aber kein Gekrakel!« Das habe sie dann gemacht und »aus Zeitnot oder Gnade« sogar Lob bekommen. Ihr Talent zum Gestalten vom Großen bis ins kleinste Detail hat die 62-Jährige vermutlich auch ihrer Familie zu verdanken: »Mein Großvater war Goldschmied, mein Vater Uhrmacher.« Seit 1984 malt sie: Schlösser, Bibliotheken, Mauern, Landschaften und Unterwasserwelten - am liebsten Natur und Fantasy. Denn bei Architektur komme es zumeist auf gerade Linien und ein schnelles Arbeiten gegen den Trocknungsprozess der Farbe an. Falls doch etwas nicht ganz perfekt laufen sollte, sagt Jutta Gronski, heiße es so schön: »Den Rest macht das Licht.«
INFO: VON KUNST LEHREN ZU KULISSEN GESTALTEN
Jutta Gronski wird am 23. Januar 1961 geboren und wächst in Bad Nauheim auf. Sie studiert Pädagogik, Kunst und Geografie auf Lehramt. Im Anschluss absolviert sie ein Referendariat an der Geschwister-Scholl-Schule in Assenheim. Nach dem zweiten Staatsexamen die Ernüchterung: Einstellungsstopp für Lehrer. »Na, super«, denkt sich Jutta Gronski. Also orientiert sich die Bad Nauheimerin um und wird Fremdsprachen-Sekretärin. Seit 1987 arbeitet sie beim Technologie-Konzern »ComputaCenter Germany«. Zur Malerei bei der Theatergruppe Assenheim findet sie 1984 über Kolleginnen noch während des Referendariats. Ihr erstes Malprojekt wird ein Wald. Über die Kulissenmalerei kommt sie auch zum Schauspiel. Ihre Charaktere sind von Anfang an »die etwas Schrägen«, sagt Jutta Gronski: etwa Meerhexe Ursula, Kater O’Malley, King Loui und Monsieur von Unruh.

