Hahn: Niddataler Wasserkonzept ist in Arbeit

Ist zum Sparen von Trinkwasser die städtische Wassernotverordnung unbedingt notwendig oder reicht dazu nicht auch ein dringlicher Appell an die Bürger? Diese Frage wurde auch auf der Bürgerversammlung am Mittwoch heftig diskutiert.
Die etwa 150 Bürgerinnen und Bürger trafen am Mittwochabend im Bürgerhaus Bönstadt auf einen bestens vorbereiteten Bürgermeister Michael Hahn (CDU). Der Rathauschef, seit drei Jahren im Amt, wusste er bei nur wenigen Fragen aus dem Zuhörerraum keine passende Antwort. Ansonsten war es ein lebhafter, aber auch informativer Abend im Bönstädter Bürgerhaus, der sich vor allem um das aktuell meistdiskutierte Thema drehte: den Trinkwassernotstand.
Zunächst aber sprach Hahn über die Müllabfuhr und deren Neuheiten ab 2025. Dann wird es eine Umstellung vom Wiege- hin zum Identsystem geben, bei dem allein die Leerung zählt und nicht das Gewicht. Die Stadt hatte sich der großen Mehrheit der Kommunen im Wetterau angeschlossen, die ihre Müllabfuhr gemeinsam ausschreiben wollen. Wegen des Anstiegs der allgemeinen Kosten bei Personal und Material bei den Dienstleistungsunternehmen wird die Gebühr für Müllabfuhr allerdings schon ab 2024 steigen müssen, kündigte der Bürgermeister an.
Feste Abholstelle für Pakete
Neben Baustellen ging es auch um die Post. Weil die noch auf der Suche nach einem festen Standort sei, werde in Assenheim am 11. Juli in der Bruchenbrücker Straße 4 interimsweise eine Abholstelle eingerichtet, die jeweils nachmittags zu festen Zeiten geöffnet haben soll. In Ilbenstadt werde über die Einrichtung einer ähnlichen Eigenbetriebsfiliale noch verhandelt, teilte Hahn mit.
Worauf aber alle gewartet hatten, waren Hahns Ausführungen zum Wasserverbrauch und der Gefahrenabwehrverordnung im Notfall. Diese gilt seit Juli 2021, seit die Ovag als größter Wasserlieferant der Stadt im selben Jahr ihre Wasserampel eingeführt hatte. Sie signalisiert mit der jeweiligen Ampelfarbe die Verfügbarkeit von Grundwasser - von grün (gute Verfügbarkeit), über gelb (mäßige Verfügbarkeit) bis hin zu rot (kritische Verfügbarkeit). Seit der Einführung steht sie auf Gelb. Bei Rot kann die Ovag die Wasserzufuhr für die jeweilige Kommune sogar ganz aussetzen.
Im April dieses Jahres hatte Niddatal den Trinkwassernotstand ausgerufen (diese Zeitung berichtete). Die Stadtwerke könnten keine uneingeschränkte Versorgung mit Trinkwasser garantieren. Obwohl die Stadtteile unterschiedlich viel Wasser pro Einwohner verbrauchen, gilt für Niddatal ein einheitlicher Trinkwasserpreis in Höhe von 1,99 Euro pro Kubikmeter. »Das ist eine Frage der Solidarität. Wir sind schließlich eine Stadt und nicht nur mehrere Ortsteile«, rechtfertigte Hahn den Einheitspreis.
Der Grund des Ärgers in der Zuhörerschaft war aber weniger die Höhe des Wassergeldes als vielmehr die Verordnung, die etwa das Gießen des Gartens oder Befüllen des Pools mit Trinkwasser verbietet. Die Stadt forderte mit dem Appell zur Sparsamkeit indirekt auch zur Überwachung des Nachbarn auf, lautete ein Vorwurf. »Das grenzt an einen Überwachungsstaat und hat nichts mehr mit gut nachbarschaftlichen Verhältnissen zu tun«, äußerte ein Bürger. Statt zu mehr Wachsamkeit aufzurufen, solle die Stadt sich viel mehr Gedanken über andere Lösungsansätze machen. Etwa die Förderungen von Zisternen oder eine progressive Wassergebühr, bei der unverhältnismäßig hoher Verbrauch mit entsprechend höheren Entgelten bestraft wird.
Hahn wies darauf hin, dass ein lokales Wasserkonzept zusammen mit der Ovag zum Ausbau der Wasserinfrastruktur in Niddatal bereits in Arbeit sei und dass über solche Änderungen im Anschluss erst im Stadtparlament diskutiert und beschlossen werden müsse, »denn das alles wird viel zusätzliches Geld kosten«. Solange aber solle der Sparappell weiterhin Gültigkeit behalten, »denn keiner von uns will plötzlich zu Hause vor einer von der Ovag wegen übermäßigen Wasserverbrauchs gesperrten Leitung stehen«.
Die Diskussion hätte noch eine ganz Zeit länger gedauert, denn Wortmeldungen gab es auch am Schluss immer noch eine ganze Reihe. Doch Stadtverordnetenvorsteher Florian Porth (CDU) beendete die Versammlung aus Zeitgründen weit nach 22 Uhr.
Baustelle endet am 7. Juli
Gute Nachricht konnte Bürgermeister Michael Hahn bezüglich der Baustelle auf der L 3187 zwischen Assenheim und dem Florstädter Kreuz verkünden. Die Arbeiten sollen am 7. Juli abgeschlossen sein. Weiter abwarten heiße es hingegen für die Sanierung der Straße (ebenfalls L 3187) zwischen Assenheim und dem Ilbenstädter Kreuz (B 45). Auch dafür sei Hessen Mobil zuständig, angeblich seien die Maßnahmen dort bereits in Vorbereitung. Auch die Ortsdurchfahrt Bönstadt lässt auf sich warten. Hierfür soll die Ausschreibung Anfang August veröffentlicht werden. Mit den Bauarbeiten könne man Mitte Oktober beginnen. Die Bauzeit betrage 14 Monate. Auf Nachfrage teilte Hahn mit, dass es während der Bauphase zu erheblichen Einschränkungen kommen werde und dass die Straße abschnittweise auch immer wieder gesperrt werden müsse. Bei diesem Punkt kamen mögliche Geschwindigkeitskontrollen und der schnellere Ausbau des Radwegenetzes ins Gespräch. jwn