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Neue Wilde und alte Bilder

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Ausstellungseröffnung mit (v. l.) Herwig Ganz, Dorine und Thekla Hakse sowie Shadi Ganz. © Loni Schuchardt

Niddatal (har). Seit über 60 Jahren malt Jerre Hakse neoexpressionistische Bilder. In seiner Heimat ist der Niederländer bestens bekannt, darüber hinaus jedoch kaum. Das wollen Shadi und Herwig Ganz ändern. In ihrer Galerie im Herrenhaus des Hofguts Wickstadt präsentieren sie in der Ausstellung »Jerre Hakse - Retroperspektive« 100 Werke des Künstlers aus den Jahren 1969 bis 2014.

Zur Ausstellungseröffnung konnten die Gastgeber auch Thekla Hakse, die Ehefrau des Künstlers, und Tochter Dorine begrüßen, die eigens aus Amsterdam angereist waren. »Die beiden sind die Augen von Jerre und werden ihm alles erzählen«, erklärte Herwig Ganz, der den Besuchern in einer Präsentation das Leben und Wirken des schwer erkrankten 86-Jährigen vorstellte.

Direkt nach der persönlichen Begrüßung ergriff Thekla Hakse das Wort. »Ich danke Herwig und Shadi für diese Ausstellung, das ist für uns beide sehr, sehr emotional«, sagte die Ehefrau mit Tränen in den Augen. Herwig Ganz antwortete: »Das ist heute für uns beide nicht minder emotional.«

Eckige Gesichter und typische Ovale

Vor über 30 Jahren hat das Ehepaar Ganz in den Niederlanden gelebt und den Künstler kennengelernt. Die Arbeiten von Hakse haben vor allem das künstlerische Wirken von Shadi Ganz beeinflusst. »Die Bilder von Jerre haben Shadi dazu gebracht, wieder mit dem Malen anzufangen und noch einmal Kunst zu studieren«, sagte Herwig Ganz, der zahlreiche Fotografien des Künstlers aus dessen Anfängen bis zur Schließung dessen Galerie und Museums vor drei Jahren präsentierte. Ausschlaggebend für die Schließung seiner Galerie »Prins van Wal-deck« in der Altstadt von Leeuwarden war die Erkrankung des Künstlers, der mit seiner Ehefrau heute in Amsterdam lebt. Für Shadi Ganz war nach der Schließung klar: »Da müssen wir was tun.«

Herwig Ganz: »Die Galerieschließung war das Ende einer Ära und mit dieser Präsentation verabschieden wir uns von Jerre.« Bereits 1957 begann Hakse mit Zeichnungen, beeinflusst vom Werk Pablo Picassos. Seinen Stil mit eckigen Gesichtern und für den Künstler typische Ovale hat dieser schon Mitte der 1960er Jahre gefunden.

»Mich erinnern seine Werke an die neuen Wilden wie Anselm Kiefer in den 1980er Jahren«, beschrieb Ganz seine Empfindungen beim Betrachten der Gemälde in denen man Ähnlichkeiten mit Werken anderer Künstler wie Kaminski oder Max Ernst findet - was vom Künstler durchaus gewollt ist. »Das sind aber keine Kopien, Jerre hat seine eigene Handschrift und Zeichensprache«, so Herwig Ganz. Bewusst hat Hakse vielen seiner Werke keinen Titel gegeben, damit der Betrachter nicht durch den Bildtitel beeinflusst wird.

Am Ende der Einführung zeigte Herwig Ganz ein aktuelles Foto von Hakse mit dem zur Ausstellung in der »Edition Art-Herrenhaus« erschienenen Buch in der Hand. »Man sieht ihm seine Freude darüber an«, sagte Herwig Ganz, der seine Präsentation so beendete: »Jerre hat diese Ausstellung verdient.« Viel Beifall gab es von den Besuchern für diese etwas andere Ausstellungseröffnung, die einen tiefen Einblick in das Leben des Niederländers gegeben hat. Die Anwesenheit von Thekla und Dorine Hakse nutzten Besucher zu einem persönlichen Gespräch.

Fünf Jahrzehnte voll Kreativität

Beim anschließenden Rundgang durch die Ausstellungsräume konnten sich die Gäste einen Überblick über die emotionale und vitale Arbeit von Hakse machen. Auffällig ist der konsequente Stil des Künstlers, der sich gerne von der Landschaft seiner friesischen Heimat hat inspirieren lassen. Viele Besucher verharrten länger vor dem ein oder anderen Bild, andere wiede-rum tauschten ihre Gedanken aus. Sie taten genau das, was Herwig Ganz am Ende des Buchtextes geschrieben hatte: »Mit dieser Retroperspektive haben wir nun die einzigartige Möglichkeit, die kreative Entwicklung des Künstlers Jerre Hakse über fünf Jahrzehnte nachzuvollziehen und in seine geheimnisvoll-magische Welt einzutauchen.« Es lohnt sich.

Die Ausstellung »Jerre Hakse - Retroperspektive« kann bis zum 30. März nach vorheriger Terminvereinbarung unter Tel. 0 60 34/4 02 98 55, Mobil: 01 62/7 65 90 90 oder per E-Mail an info@art-herren haus.com besichtigt werden. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite art- herrenhaus.com.

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