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Beliebte Bäckerei muss schließen - Emotionales Abschieds-Video auf Facebook

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Von: Kim Luisa Engel

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Tobias Ulrich hat gestern verkündet, dass die Bäckereifiliale in Assenheim geschlossen wird. In einem Video auf Facebook sagt er, das hat ihn auf dem »falschen Fuß« erwischt. © Nicole Merz

Die Bäckerei Ulrich muss ihre Filiale in Assenheim schließen. Tobias Ulrich äußert sich dazu in einem emotionalen Facebook-Video. In den Kommentaren gibt es Sympathie und Mitgefühl.

Niddatal - »Ihr werdet wahrscheinlich alle so geschockt sein wie ich heute«, sagt Tobias Ulrich von der Bäckerei und Konditorei Ulrich am Dienstag unter Tränen in einem emotionalen Video auf Facebook. »Obwohl ich das eigentlich nicht mehr darf und wegen des Insolvenzverfahrens nicht mehr Chef des Unternehmens bin, möchte ich mich trotzdem an euch wenden: Denn ihr werdet morgen in Assenheim vor verschlossenen Türen stehen.« Der Insolvenzverwalter habe verfügt, dass die Filiale in Assenheim ab heute geschlossen ist. Weiter kommentieren möchte Ulrich das Video aber nicht.

Er selbst habe von der Schließung gar nichts gewusst, erklärt Ulrich auf Facebook, er habe nur von einer Mitarbeiterin des Verwalters davon erfahren. Was mit der Postfiliale oder mit noch ausstehenden Bestellungen passiere, wisse er nicht. »Ich wurde auf dem falschen Fuß damit erwischt«, sagt Ulrich.

Bäckerei Ulrich in Assenheim muss schließen: »Viel Kraft aus Kundenzufriedenheit gezogen«

Jeder, der ihn kenne, wisse, wie wichtig die Filiale in Assenheim für ihn gewesen sei - das Team und die Kunden. »Ich habe immer ganz viel Kraft aus der Kundenzufriedenheit in Assenheim gezogen«, sagt Ulrich in dem Video. Dass der Betrieb jetzt »sang und klanglos« zugemacht werde, ohne, dass man die Chance habe, sich »gescheit« verabschieden zu können, sei für ihn eine »Katastrophe«.

Genauso ein Unding ist, sagt Ulrich auf Facebook, dass die Mitarbeiter per Bote informiert worden wären, hätte er das nicht selbst gemacht: »Ich war immer gerne Chef und für meine Mitarbeiter da.« Es sei ihm bei Weitem nicht egal, wie mit manchem Lieferanten umgegangen wurde, dessen Rechnungen der Insolvenzverwalter nicht bezahlt habe, oder wie von dieser Seite aus mit ehemaligen Mitarbeitern umgegangen worden sei. »Vielleicht werde ich auch wegen dieses Videos vor Gericht gezogen«, sagt Ulrich. »Aber das ist mir grad’ egal.«

Bäckerei Ulrich in Assenheim muss schließen: Hauptgeschäft in Dorheim bleibt auf

Er wolle mit dem Video darüber informieren, dass es nichts mit ihm zu tun habe, dass Kunden heute vor verschlossenen Türen stünden. Und dass das nichts mit seinem Team und dem Namen Ulrich zu tun habe. Das Hauptgeschäft in Dorheim, das seit 118 Jahren besteht, bleibt weiterhin offen. »Wir sind dort gerne für euch da«, sagt Ulrich auf Facebook. Er wisse noch nicht, wie sie mit der Sache umgehen werden. »Für mich persönlich ist es sehr schlimm«, sagt er, bevor er das Video unter Tränen beendet.

Die Kommentarspalte ist voll von Sympathie und Mitgefühl. Nachrichten wie: »Das tut mir sehr leid für euch«, »Das ist so traurig und für Assenheim ein großer Verlust!« oder »Wir drücken fest die Daumen, dass es weitergeht«, sind dort zu lesen. Einige Nutzer schwören der Bäckerei weiterhin die Treue: »Eure Backwaren sowie der freundliche Umgang mit euren Kunden sind es allemal wert, bis nach Dorheim zu kommen«, schreibt einer. Ein anderer: »Wir kommen nach Dorheim. Ist ein Stück weiter, aber das ist es wert.«

Bäckerei Ulrich in Assenheim muss schließen: Tradition seit 118 Jahren

Im Dezember 2022 hatte diese Zeitung berichtet, dass die Bäckerei Insolvenz anmelden musste. In Schieflage sei sie durch unglückliche Umstände gekommen, hieß es damals: Die Bahnunterführung in Assenheim war lange gesperrt und blockierte auch den Weg zur dortigen Bäckerei. In der Corona-Zeit sei der gesamte Weihnachts-Umsatz weggefallen: Ein sechsstelliger Betrag sei ihm verloren gegangen, sagte Ulrich damals. Außerdem seien die Preise für Mehl, Butter, Zucker und auch für die Brötchentüten aus Papier in die Höhe geschnellt.

Diese Zeitung hat gestern beim Insolvenzverwalter nach einem Statement zur Situation gefragt, der zuständige Sachbearbeiter stand so kurzfristig nicht zur Verfügung.

Das Video, sagt Ulrich auf Nachfrage, habe er nur gemacht, um seine Kunden über die Situation zu informieren: »Den Namen Ulrich gibt es seit 118 Jahren. Es ist nicht mein Stil, mich nicht zu verabschieden.« (Kim Luisa Engel)

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