Offene Türen eingerannt
Niddatal (udo). Es kann für einen Narren, der auf sich hält, nicht motivierend sein, auf die Stadtverwaltung loszumarschieren, wenn der Bürgermeister selber ein Narr ist. Die Frage war, ob Niddatals Narren angesichts der veränderten Machtverhältnisse überhaupt noch gegen das Rathaus anlaufen oder ob sie in Bürgermeister Michael Hahn den Kameraden sehen und Ruhe geben würden.
Die Narren rannten offene Türen ein, doch kam ihre baufällige Kanone nicht zum Einsatz, weil die Übergabe im Saal stattfand. Die Musikabteilung der Sport-Union Nieder-Florstadt spielte auf. Hahn begrüßte die Prinzessinnen, Präsidenten und Sympathisanten und versicherte, grundsätzlich sei er zur Schlüsselübergabe bereit. Er prahlte, Niddatal weise 14 Sitzungen für Erwachsene auf. Hinzukämen die Senioren- und Kinderveranstaltungen sowie die internen Vereinstermine. Er selber sei in Kaichen kein Sitzungspräsident mehr. Achim Bohn, Sitzungspräsident der Assenheimer Karnevalgesellschaft Verein Humor (AKG), unterbrach das selbstgefällige Geschwätz und forderte ungestüm den Schlüssel.
Dem Publikum fiel auf, dass Bohn in knapp drei Jahren Amtszeit keinen passenden Reim auf »Hahn« gefunden hatte. »Kastellan«, »Untergrundbahn« und »Lebertran« wären vortreffliche Reimwörter. Die Garden rückten vor und der Schlüssel war schnell gewonnen, zumal Hahn kein einziger Stadtrat zur Seite stand.
»Jetzt gib das Ding schon endlich her und halte die Klappe«, befand der Sitzungspräsident. Die Garden rückten ab und der Schlüssel war in sicheren Händen. Die Sport-Union musizierte und mehrere Gruppen tanzten. Seit Hahn das Zepter führt, ist in Niddatal eine Weichlichkeit gegenüber den Narren zu konstatieren.
Der Sturm fand im Saal statt, damit seine Geschwister im Geiste nicht bei jedem Wetter draußen agieren müssen. Erweisen muss sich, ob sie mehr zuwege bringen als die vereidigte Pappnase.
