Umgang mit Natur und Ressourcen

Niddatal-Assenheim (pm). Welche Fragen beschäftigen zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler im Hinblick auf die Themen Umwelt, Natur und Klimawandel? Bei der Ausstellung »To See a World in a Grain of Sand«, die aktuell im Kunstverein zu Assenheim gezeigt wird, soll das beantwortet werden. Dabei handelt es sich um die zweite Ausstellung, mit der die Hessische Kulturstiftung das 30-jährige Bestehen ihres Stipendienprogramms für bildende Künstlerinnen und Künstler feiert.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen, dem Klimawandel und unterschiedlichen Formen von Nachhaltigkeit.
Das Thema habe sich unmittelbar aus dem Stipendienprogramm heraus entwickelt, wie die Hessische Kulturstiftung mitteilte. Immer mehr Künstlerinnen und Künstler würden auf eine nachhaltigere Form des Reisens und den damit verbundenen eigenen ökologischen Fußabdruck achten. Einige von ihnen fragen sich, ob es überhaupt noch gerechtfertigt sei, zu reisen - und wenn ja, wie. In ihrer künstlerischen Praxis stellen sie Fragen zur Nachhaltigkeit der eigenen Kunstproduktion und des Kunstmarktsystems und thematisieren dabei zugleich einen achtsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Die Künstler reflektieren in ihren Werken Themen, die von philosophischen Fragen zum Naturbegriff über das Arbeiten mit gefundenen Materialien aus der Natur bis hin zum Klimawandel und der Zerstörung von Natur reichen. Es geht um eine klimafreundlichere Ressourcengewinnung von Materialien, das Aussterben bedrohter Pflanzen und den immerwährenden Versuch des Menschen, die Macht und Kontrolle über die unbezwingbare Natur zu erlangen.
Ursprünge bei William Blake
In Zeiten einer Klimakrise scheine das Thema brisanter denn je zu sein. Und doch haben sich zweifellos bereits Menschen in früheren Jahrhunderten mit dem Umgang mit der Natur auseinandergesetzt, nicht nur in der Landschaftsmalerei. In dem Gedicht »Auguries of Innocence« (entstanden um 1803, veröffentlicht 1863) betont der englische Dichter, Maler und Naturmystiker William Blake (1757 bis 1827) wie wichtig es ist, Schönheit selbst in den kleinsten uns umgebenden Dingen zu erkennen und deren Balance sowie den Kreislauf der Natur nicht zu stören. Gleichzeitig ist das Gedicht eine sozialpolitische Kritik an der damaligen Gesellschaft. Mit der daraus zitierten Zeile »To See a World in a Grain of Sand« spricht Blake sich dafür aus, das Große im Kleinen zu sehen und über metaphysische Konzepte nachzudenken, die der Mensch nicht begreifen kann. Der Versuch, die Welt zu verstehen, werde so, wenn überhaupt, nur über eine mikroperspektivische Ebene möglich. Diesem Ansatz folgt die Ausstellung. Dazu passend sei der Ausstellungsort in Assenheim ausgewählt worden: »Die historischen Räumlichkeiten des spätbarocken Schlosses, die mit einer eigenen Kunsthandwerk- und Gemäldesammlung und antikem Interieur ausgestattet sind, bilden eine facettenreiche Kulisse, die mit den Werken der Künstlerinnen und Künstler in spannungsreiche Gegenüberstellungen und Interaktionen tritt«, schreibt die Hessische Kulturstiftung.
1992 hat die Hessische Kulturstiftung ein Stipendienprogramm für Künstler der bildnerischen Medien ins Leben gerufen, die in Hessen geboren sind, in Hessen leben oder ein Studium an einer Kunstakademie in Hessen absolviert haben. Seit 1993 werden die Stipendien als Reise- oder Atelierstipendien im zweijährigen Turnus vergeben. Die Stiftung unterhält Ateliers in London, New York City, Paris und Istanbul. 30 Jahre später sind 222 Künstlerinnen und Künstler mit einem Atelier- oder Reisestipendium der Kulturstiftung aufgebrochen. Das Programm wurde mit rund sechs Millionen Euro gefördert.
Zum ersten Mal hat die Stiftung eine Veranstaltungsreihe konzipiert, die die Aspekte des Stipendienprogramms, die Arbeit der Stiftung und die Bedeutung des Reisens für Künstler aufzeigt.

