Von Bach bis Humperdinck

Niddatal (gk). Die kleine Barockkapelle im Hofgut Wickstadt war am Sonntagabend nach dreijähriger coronabedingter Unterbrechung wieder Schauplatz eines 80-minütigen eindrucksvollen Konzerts mit über 20 Liedern zur Weihnacht aus zahlreichen Ländern. Der Bogen spannte sich von Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach bis hin zum populären »Santa Claus is coming to town«.
Beate Ottilie Doliwa, Gesangspädagogin aus Bönstadt; Gerhard Schaubach, Leiter der Musikschule Altenstadt, am E-Piano; die Friedberger Schauspielerin Monica Keichel als Rezitatorin; vor allem jedoch die vier langjährigen Gesangsschülerinnen Beate Doliwas (Nadine Seipel und Anne Richter, Sopran; Maren Richter, Johanna Sachs und Eva Weiß, Alt/Mezzosopran) erwärmten die Herzen der trotz Kälte zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher mit Musik und Wort auf hohem Niveau.
Monica Keichel trug Lyrik von Rainer Maria Rilke, Theodor Fontane und Theodor Storm, Auszüge aus der Weihnachtsgeschichte und theologische Texte vor. Besonders bewegend war das »Zwiegespräch an der Krippe« zwischen einem kleinen Jungen und dem Christkind. Darüber hinaus beeindruckte André Hellers »Gebet«, in dem es unter anderem heißt: »Denn da wir geben, empfangen wir. Da wir uns selbst vergessen, finden wir. Da wir verzeihen, erhalten wir Vergebung.«
Mit Händels »Joy to the world, the saviour has come« sang sich das Quintett der Schülerinnen gemeinsam mit Beate Doliwa in die Herzen der Hörerinnen und Hörer. Franz Schuberts inniges »Ave Maria« (hervorragend interpretiert von Nadine Seipel) kontrastierte reizvoll mit Charles Gounods Version des Marienlobs (gesungen von Maren Richter). Johanna Sachs beeindruckte mit dem deutsch und lateinisch gesungenen »Herbei, oh ihr Gläubigen«, «Adeste, fideles«.
Auf Felix Mendelssohns »Weihnachtshymne« folgte ein altes englisches Christmas Carol, ausdrucksstark interpretiert von Beate Doliwa.
Die klug ausgewählten, gekonnt zusammengestellten Titel ließen in keinem Augenblick Langeweile aufkommen. Ein zweites Mal glänzte Sopranistin Seipel mit ihrer kongenialen Interpretation von César Francks Version des mittelalterlichen »Panis angelicus« (Engelsbrot).
Darauf folgte ein Weihnachtsliederpotpourri aus verschiedenen europäischen Ländern. Das altehrwürdige »Maria durch ein Dornwald ging«, gesungen vom Ensemble, war eines der beiden Highlights des Abends. »Transeamus usque Bethlehem« (Lasst uns nach Bethlehem ziehen); »Ich steh an Deiner Krippen hier«; »Le marche des rois« (der Weg der drei Könige zur Krippe mit dem Jesuskind) und weitere Solo- wie Ensemblestücke zeugten vom hohen Niveau der Interpretinnen - souverän assistiert von Gerhard Schaubach am E-Piano.
Geschwister glänzen
Zweites Highlight des Abends war der berühmte »Abendsegen« aus Engelbert Humperdincks »Hänsel und Gretel«. Mit ihrer Präsentation dieses Evergreens ersang sich das Geschwisterpaar Maren und Anne Richter begeisterten, lang anhaltenden Beifall.
Man hätte diesem Konzert, das mit Max Mells Gedicht »Die heiligen drei Könige«, rezitiert von Monica Keichel, und dem gemeinsam gesungenen »Holy night« ausklang, noch lange lauschen können. Mit begeistertem Schlussapplaus dankten die Hörerinnen und Hörer für das rundum gelungene Konzert in Wickstadts weihnachtlich geschmücktem Gotteshaus.
Die Kunde von der Geburt des Erlösers in Wort und Musik erhält in diesem Jahr angesichts des vom russischen Diktator angezettelten verbrecherischen Krieges in der Ukraine besondere Bedeutung.