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Angriffe erfolgreich parieren

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Seit fast zehn Jahren bietet der Turnverein Windecken Kampfkunst zur Selbstverteidigung an. Das Angebot richtete sich bisher eher an jüngere Menschen. Dieses Jahr gibt es erstmals ein Angebot extra für ältere Teilnehmer. Das Sicherheitsseminar Kampfkunst ohne Altersgrenze im Bürgerhaus Ostheim stellt einen Einstieg dar.

Elf Frauen und drei Männer wollen es genau wissen. Sich künftig auch im Alltag verteidigen zu können, das ist ihr Ziel. Sie nehmen an einer Einführung in die chinesische Kampfkunst zur Selbstverteidigung Wing Tsun Kuen und in den philippinischen Kampfstil Escrima teil. Neben den Grundlagen für Sicherheit in bedrohlichen Situationen zeigt Konrad Baier, Kampfkunstmeister und Selbstverteidigungslehrer des TV Windecken, anhand praktischer Übungen, welche Vorteile das Kampfkunsttraining für Senioren bietet. Effektive Schrittfolgen und Grundschläge stehen im Mittelpunkt seiner Demonstration.

Die Teilnehmer stellen sich im Kreis auf, tragen Turnschuhe und bequeme Kleidung. „Wir öffnen die Hände, kreuzen sie vor der Brust, drehen die Handkanten nach unten, strecken die Arme dorthin, klappen die Hände ein und rotieren in die Ausgangsposition“, gibt Baier kurze Kommandos.

Koordination ist wichtig

Konzentration und Koordination sind gefragt. Das fällt nicht allen Teilnehmern leicht. „Ich finde es sehr interessant, aber der Bewegungsablauf ist für mich ungewohnt. Das Ganze erinnert mich an die Tanzschule“, bringt es Anna Otto auf den Punkt. Die 70-Jährige, die in Windecken lebt, verspricht sich mehr Sicherheit im Alltag und mag Bewegung. Sie hält sich gerne in der Natur auf, schwimmt gerne und betreibt Gymnastik.

Dass Konzentration eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, das macht Baier deutlich. „Man muss sich sehr konzentrieren. Das macht das Ganze spannend. Zunächst kämpfen wir mit uns selbst“, sagt er. Da das Erlernen der Techniken eine Verknüpfung beider Gehirnhälften erfordert, werden laut Baier Aufmerksamkeit und Konzentration bis in das hohe Alter trainiert.

Das Ziel ist, nicht zu Schaden zu kommen, sondern so lange zu kämpfen, bis ein Zeitfenster für die Flucht gewonnen werden kann. Dabei geht es um eine einfache, direkte Technik. „Selbstverteidigung ist brutal, aber anders geht es nicht, wenn uns der Angreifer körperlich total überlegen ist“, sagt Baier und wechselt zur Technik des philippinischen Kampfstils Escrima über. Die Kampfkünste Wing Tsun Kuen und Escrima sind für Senioren besonders interessant. Beide Selbstverteidigungsstile haben sich im Trainingsprogramm der Spezialeinheiten von Polizei und Militär fest verankert. Das Wing Tsun Kuen hat besonders zum Ziel, einem körperlich unterlegenen Menschen eine Chance gegen stärkere und schnellere Angreifer zu geben. Viele Anwender praktizieren diese Kampfkunst denn auch tatsächlich bis ins hohe Alter.

Einfache Bewegungen

Bei dem Kampfstil Escrima wird auf komplizierte und akrobatische Bewegungsabläufe zugunsten von Einfachheit und Effektivität verzichtet. Zur Verteidigung kann jeder Gegenstand wie Wasserflasche oder Gehstock verwendet werden. Die verschiedenen Bewegungsmuster trainieren Körperbeherrschung und Standfestigkeit. Damit die Bewegungsabläufe in der Praxis sitzen, korrigiert Baier diese immer wieder und gibt Tipps. „Wenn wir schlagen, stehen wir hinter der Waffe. Die Handgelenke bleiben stabil. Wir bringen über den Schritt und den Körper Energie in den Schlag.“ Beim Schlag sollte die zweite, lebensrettende Hand niemals tiefer als die Schulter platziert werden, erläutert er noch.

„Für mich ist das Selbstsicherheitstraining“, sagt Helga Koch aus Heldenbergen. Die 69-Jährige ist in der Dunkelheit oft ängstlich. Sie sieht das Training als einen Versuch. Baier rät, immer achtsam zu sein, und zeigt vier verschiedene Gefahrenzonen auf. Zu überraschenden Veränderungen könne es jederzeit in Transitzonen wie Schalterhallen, Einkaufsmeilen oder Tankstellen kommen. Bei einem gefährlichen Angriff, der noch bevorsteht oder im Gang ist, rät er zur Flucht.

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