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Männerballett probt für seinen nächsten Auftritt – der Älteste ist 74, der Jüngste 46 Jahre alt

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Das Männerballett Niederdorfelden hat sich im August 1996 gegründet. Gabi Janko hat »ihre Männer«, wie sie sie nennt, im Griff und ist verantwortlich für die Idee, Kostüme und die Choreographie. Seit Oktober probt die Gruppe. Was genau, bleibt eine Überraschung.

Beim Einkaufen und im Auto konnte man ihn hören und war versucht, ihn mitzutanzen, den Sommerhit 2017. Beim Männerballett lebt der quirlige, lebenslustige Song »Despacito« wieder auf. Im Probenraum des katholischen Gemeindezentrums in Niederdorfelden üben die Männer die Schritte zum Tanz ein. Sie stehen in zwei Reihen, tragen legere Alltagskleidung. Gabi Janko macht die Schrittfolge vor. Um die Männer im Blick zu haben, hat sie die Vorhänge der gegenüberliegenden Fenster zurückgezogen. 

Um 20.30 Uhr ist es stockdunkel und die Fensterscheiben werden zu einem Spiegel. Ihr Mann Bernd Janko ist mit 74 Jahren der älteste Tänzer im Männerballett. Die Männer üben mit Musik vom Laptop. »Die Musik wird für unsere Aufführung neu arrangiert. Wir erzählen eine Geschichte mit unserem Tanz«, sagt Janko. Es sind Geschichten ohne Akrobatik und Hebefiguren, aber mit aufwendigen Kostümen. 

In Handarbeit

 Der Kulissenbau erfolgt noch in echter Handarbeit. In den kurzen Probepausen erzählen die Männer davon. Sie sind ein eingeschworenes Team, das spürt man sofort. Sie tanzen gerne und leben ihre Gemeinschaft. »Eins, zwei, eins rück, rück, eins, zwei, eins, rück«, gibt Janko den Ton an. Ihr Mann gehört zu den Gründungsmitgliedern. Seine Leidenschaft für das Tanzen hat er in einem Tanzkreis um den Limeshainer Tanzlehrer Manfred Weinert entdeckt. Auch Gesellschaftstanz ist sein Ding. Der gelernte Schlossermeister liebt den Tanz, »weil man körperlich und geistig fit bleibt und die Koordination von Armen und Beinen trainiert«. Bis 2013 spielte Janko noch Volleyball. Er fährt gerne Fahrrad, schwimmt einmal pro Woche und steht im Sommer auf dem Tennisplatz. Das Tanzen empfindet er als anstrengend und zugleich als wohltuend. 

Gelegentlich tritt Gabi Janko aus der Reihe, eilt zum Laptop, um einen neuen Song auszusuchen. Währenddessen üben die Herren eigenständig die Schrittfolge. Manchmal huscht ein verhaltenes Lächeln über ihr Gesicht. Dann reiht sich die Trainerin wieder ein, singt leise während des Tanzes mit. Die trockene Heizungsluft im Probenraum bewirkt, dass alle schnell aus der Puste kommen. Eine Flasche eisgekühlten Getränks hilft. Erinnerungen an die erste Zugabe von 1996 werden wach: »Beim Tanz zu Macarena trugen wir alle Baströckchen und Kokosnüsse«, sagt die Trainerin und lacht. Bewegung, Spaß und Denken ist für sie während der Proben besonders wichtig, wie sie sagt. Mit dem Denken meint sie nicht nur die Schrittfolge, sondern auch die Umsetzung der bisher unzähligen Musicals des Männerballetts auf der Bühne, wie »König der Löwen«, »Mamma mia«, »Jack in the box« oder »Lord of the Dance«. Sie selbst liebt witzige Effekte, wie die Benutzung von Werkzeugkisten als Musikinstrumente. Doch ohne das Brainstorming der Männer geht es nicht. Auch sie bringen viele originelle Ideen ein. 

Wimpern aufkleben 

Angela Klima und Anne Klein schminken die Männer. Wenn sie am Werk sind, ist bei den Herren Geduld gefragt. Für die Verwandlung zur Frau werden ihnen Wimpern aufgeklebt und Perücken aufgesetzt. Und mehr noch: »Jeder besitzt schwarze Lack Pumps und weiße Lacklederstiefel. In Größe 45 ist es nicht einfach, Pumps zu bekommen«, sagt Janko. Andreas Schmidt hat Janko im Biene-Maja-Kostüm als Betreuer der Showtanzgruppe »Fire-Girls« kennengelernt. »Du würdest gut zu uns passen«, machte sie dem 58-Jährigen ein Kompliment. Er kam und blieb. 

Andreas Karl ist mit 46 Jahren der Jüngste. »Ich tanze nur mit langen, blonden Haaren«, sagt er scherzhaft. Mit dabei sind auch Dieter Klein, Matthias Zach und Arwed Pudel. »Das Schöne am Männerballett ist, dass du dich fünf Minuten zum Depp machst und das ganze Jahr im Gespräch bist«, sagt Pudel. Lebhaft erinnert er sich an einen Auftritt im rosa Minikleid und Lackstiefeln mit Absatz. In dieser Aufmachung habe ihn nicht einmal seine Mutter erkannt.

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