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Ober-Mörlen: Drei Spitzenkühe ausgezeichnet - Monalisa, Lola und Jasmin geben 100 000 Liter Milch

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Von: Annette Hausmanns

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Mit Spitzenkuh Monalisa (12) freuen sich (v. l.) Bianca Wagner, Patrick Appel, Landrat Jan Weckler, Jochen Wagner und Paul Wagner. © Annette Hausmanns

Monalisa, Lola und Jasmin haben drei Sachen gemeinsam: Sie sind Kühe, leben in Ober-Mörlen und sind jetzt als 100 000-Liter-Kühe ausgezeichnet worden. Das ist die vierfache Milchmenge einer deutschen Durchschnittskuh.

Ober-Mörlen (hau). Eigentlich wäre Monalisa lieber in ihrem Stall geblieben. Auch das Lächeln war der schönen Kuh fast vergangen. Aber für eine besondere Ehrung ließ sich die zwölfjährige Spitzenkuh vom Aussiedlerhof der Familie Wagner dann doch überreden, ihre gleichaltrigen Kolleginnen Lola und Jasmin auf dem Römerhof der Familie König zu besuchen. Die drei sind nun prämierte 100 000-Liter-Kühe - eine Auszeichnung für die Lebensleistung der Tiere und für die Menschen, die sich um deren Wohl kümmern.

Groß war auf den Römerhöfen die Aufmerksamkeit bei Familien, Freunden, Fachleuten und Politik. Für die Ehrung kamen Zuchtleiter Jost Grünhaupt und Achim Lohrey, zuständig für die Qualitätskontrolle, vom hessischen Landesbetrieb Landwirtschaft. Dass man in Ober-Mörlen gleich zwei Betriebe unter den Top 30 in Hessen finde, sei »mehr als bemerkenswert«, sagten die Experten. In den Ställen der beiden Familien seien zusammen über 20 Kühe mit Lebensleistungen von über 100 000 Litern aufgewachsen: Monalisa ist bereits die 16. Dauerleistungskuh der Familie Wagner, Lola ist die sechste Spitzenkuh der Familie König.

Kühe in Ober-Mörlen: Tiergesundheit und Tierwohl entscheidend

»Im Jahr 2022 standen die meisten Dauerleistungskühe der Wetterau in Ober-Mörlen«, stellte Grünhaupt fest, nämlich sieben von 13 Milchkühen. Dass diese »Superkühe« in ihrem Leben die vierfache Milchmenge einer deutschen Durchschnittskuh geben, hänge von vielen Faktoren ab. Neben der Veranlagung seien die Tiergesundheit und das Tierwohl von entscheidender Bedeutung. Leistungsstarke Vorfahren haben alle drei Kühe. Dass die Tiere nach je neun Abkalbungen konstant hohe Milchmengen von jährlich gut 11 000 Litern geben, sei das Gegenteil dessen, was man Zufall nenne, lobte Grünhaupt. Das sei nur durch optimale Haltungsbedingungen zu erklären, durch hervorragende Beobachtung der Tiere, gute Fütterung und professionelles Melken - und viel Herzblut bei der Arbeit.

Vor Ort machte sich die Ehrungskommission mit Frank Hammen vom Vorstand der Hochwald-Molkerei, mit Landrat Jan Weckler und Landtagskandidat Patrick Appel ein Bild. Zuletzt 2020 habe man den elf Jahre alten Boxenlaufstall deutlich erweitert, noch mehr Licht und Luft hineingebracht und zwei automatische Melkanlagen, erklärten Markus und Jürgen König, die den Betrieb vor wenigen Jahren von ihrem Vater Walter König übernahmen.

Kühe in Ober-Mörlen: Mit Herzblut bei der Sache

Selbstständig steuern seither 120 Milchkühe dreimal täglich die Melkroboter an - eine saubere und für die Kühe offenkundig angenehme Sache bei gleichzeitiger Milch-Analyse. Zudem eine Erleichterung der Melkarbeit im Familienbetrieb. Insbesondere die in Vorbereitung zum Abkalben stehenden und älteren Kühe machten es sich gerne im vergrößerten Strohbereich gemütlich. Vergleichbare Erfahrungen sammelt Jochen Wagner seit Jahren in seinem von Vater Paul Wagner übernommenen Familienbetrieb am Ober-Mörler Ortsrand.

Auch das ehrenamtliche Engagement der Familien hat meist mit der Landwirtschaft zu tun, so etwa beim »Grünen Klassenzimmer« für Kinder oder »Mit dem Bauern durch Feld und Stall« bei den Ferienspielen. Diese Form der Bildungsarbeit begrüßte Milchgüte-Profi Achim Lohrey. Dass alle mit Herzblut bei der Sache seien, springe ins Auge. Hier stimme der Kuh-Komfort und auch die gezielte Anpaarung passe.

Kühe in Ober-Mörlen: Landwirtschaft als Daseinsvorsorge

Zwei derart innovative Betriebe im Dorf zu haben, sei nicht selbstverständlich, zeigte sich Landrat Jan Weckler beeindruckt. Die Landwirtschaft vor Ort zu erhalten und zu fördern sei ein Stück Daseinsvorsorge. Die Bedeutung von Regionalität sei nicht zuletzt unter dem Eindruck der Invasion in die Ukraine weiter in den Fokus gerückt.

Umso besser, wenn auch die nächste Generation schon in den Startlöchern stehe, merkte Weckler mit Blick auf die Söhne von Markus König an, von denen der älteste (17) seine Landwirtschaftslehre begonnen hat, der zweite (15) sich in Richtung Landtechnik orientieren will und der dritte (10) noch Zeit hat, sich zu entscheiden. Betriebe wie diese seien auch für die Hochwald-Molkerei Aushängeschilder, lobte und beglückwünschte Frank Hammen.

Info: Durchschnitt und Dauerleistung

In den 50er Jahren war eine Kuh mit 6000 Litern Milch pro Jahr schon ein Wunderwerk. In der Wetterau gaben vor 60 Jahren doppelt so viele Kühe insgesamt etwa halb so viel Milch wie heute. Die deutsche Durchschnittskuh kommt aktuell auf etwa 28 000 Liter Milch in ihrem Leben. Hochleistungskühe geben gut 10 000 Liter Milch im Jahr oder umgerechnet im Schnitt 33 Liter an jedem Tag ihrer Laktation. Diese Phase beträgt in der Regel 305 Tage im Jahr: Nach der Geburt eines Kalbes wird die Kuh etwa zehn Monate lang gemolken, anschließend hat sie sechs bis acht Wochen Melkpause und »steht trocken«. Spitzenkühe bringen - sobald sie mit rund zweieinhalb Jahren gebärfähig sind - während ihres Kuhlebens praktisch jedes Jahr ein Kälbchen zur Welt.

Die Tiere müssen topfit sein. Außer einer guten Gesamtkonstitution bedeutet das vor allem gesunde Klauen und Euter. Bei Dauerleistungskühen kommen eine hohe Jahres- und eine hohe Lebensleistung zusammen. Neben Veranlagung geben Tiergesundheit und Kuh-Komfort den Ausschlag. Mit einem Quantum Glück knacken sie die magische 100 000-Liter Marke. In Hessen schaffen es rund 30 Kühe im Jahr, auf das Vierfache der durchschnittlichen Lebensleistung einer Kuh zu kommen. Deutschlandweit gaben bislang drei Kühe in ihrem langen Leben unglaubliche 200 000 Liter Milch.

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Die Spitzenkühe Jasmin und Lola (v. l., beide 12) mit der erweiterten Familie König, Landrat Jan Weckler (M.), Molkerei-Vorstandsmitglied Frank Hammen (3.v. r.) und Patrick Appel (r.). © Annette Hausmanns

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