Ober-Mörlen: Winnetou aus der Wundertüte - Jürgen Petermann erzählt von seinen Spielzeugfiguren

Jürgen Petermann hat um die 1000 Spielzeugfiguren gehabt. Angefangen hat das in den 60er Jahren mit Karl-May-Figuren aus Wundertüten. Er erzählt, warum er den größten Teil davon verkauft hat und warum er kein Sammler ist.
Jürgen Petermann ist für den Termin extra auf seinem Dachboden gewesen. Dort hat er nach den Kartons mit den Spielzeugfiguren aus Plastik gesucht. »Ich war selbst erstaunt, was alles noch da ist. Es ist viel mehr als ich dachte«, sagt der Ober-Mörler beim Anblick der Kartons und Kisten auf dem Esszimmertisch. Es sind kleine und große, welche aus Pappe und aus Plastik.
Einige der Figuren stecken noch in ihrer Originalverpackung. Die Heerführer des Zweiten Weltkriegs zum Beispiel. Genauso wie die Waterloo-Infanterie von 1815. Andere lagert Jürgen Petermann in ausgewaschenen Eisbehältern. Da wo früher einmal Vanilleeis drin war, liegen heute Soldaten aus Plastik. Der Container vom Brombeer-Joghurteis ist voll mit Indianern.
Altes Spielzeug in der Wetterau: Wundertüte mit Figur für 10 Pfennig
Angefangen hat alles in den 60er Jahren. Die Petermanns hatten damals im Bad Nauheim gewohnt. Zum Einkaufen ging es in das Spargeschäft Dörle. »Ein Tante-Emma-Laden«, sagt Petermann. Dort hat seine Mutter ihm Wundertüten gekauft. Für 10 Pfennig das Stück. Der Inhalt: Süßer Puffreis und, mit viel Glück, eine Spielzeugfigur. Petermann, damals im Kindergarten, hatte es auf die Tüten mit Figuren darin abgesehen. »Ich habe zuerst gefühlt, ob eine Figur drin ist«, sagt er heute. »Nur diese Wundertüten wollte ich.«
So ist Petermann an seine Winnetou-Spielfiguren gekommen: Old Surehand, Winnetou selbst, seine Schwester Nscho-tschi in braunem oder gelbem Plastik und einige weitere Figuren. Diese stammen von der Firma Heinerle, erinnert sich Petermann. Sie seien alle in einem Stück gegossen und von der Körperhaltung her so, dass sie zum Beispiel keine Lücke zwischen den Armen hätten.
Altes Spielzeug in der Wetterau: »Gehortet, aber nicht gesammelt«
»Nach ein paar Jahren gab es die Wundertüten nicht mehr«, sagt Petermann. Er habe weiter solche Figuren gekauft, oft von der Marke Timpo Toys. »Ich hatte schon immer Spaß daran«. Aber der Rentner hat die Figuren, wie er betont, immer nur zum Spielen gekauft - erst für sich, später für seine beiden Söhne. »Ich habe das Zeug zwar gehortet, aber nicht gesammelt«, sagt er und lacht. »Das waren Spielzeugfiguren im wahrsten Sinne des Wortes.« Für seine Söhne hat er die Figuren kistenweise auf Flohmärkten gekauft - für 10 Mark die Kiste. »Heute sieht man sowas fast gar nicht mehr.«
Mittlerweile sammelt Petermann historische Miniaturen, die aus 30 bis 40 Einzelteilen zusammengesetzt werden, und bestückt damit selbstgebaute Dioramen. »Das ist aber nichts zum Spielen, die stellt man in die Vitrine.« Von den Figuren aus den Wundertüten, schätzt er, hat er wahrscheinlich nur einige Dutzend gehabt. Um die 1000 Figuren seien es allerdings von den anderen Spielzeugfiguren aus Plastik gewesen.
Altes Spielzeug in der Wetterau: 1 Euro das Stück auf Ebay
Den größten Teil davon hat er mittlerweile über Ebay verkauft - meist für 1 Euro das Stück. Vielleicht haben einige Figuren auch einen höheren Wert gehabt, sagt Petermann. »Mit dem Wert habe ich mich aber nie beschäftigt.« Er habe gedacht, dass ein Sammler die Stücke bestimmt gerne hätte, und sie deshalb verkauft. »Bei mir liegen sie ja nur auf dem Dachboden herum.«
Obwohl er kein Sammler ist, fährt Petermann seit 40 Jahren regelmäßig auf die deutsche und internationale Zinnfigurenbörse nach Kulmbach. »Das ist mein Mekka«, sagt er und lacht. Er ist beeindruckt davon, was es dort alles gibt. Das Event, das alle zwei Jahre stattfindet, ist aber nicht nur Börse, sondern auch ein Wettbewerb für Figurenmaler.
Altes Spielzeug in der Wetterau: Figurenbörse in Friedberg »zum Gucken«
Jürgen Petermann hat dort mal eine Bronzemedaille gewonnen. Denn ein paar seiner Spielzeugfiguren hat er auch selbst bemalt. Im Laufe der Jahre hat sich der Ober-Mörler nämlich eine große Bibliothek mit Fachliteratur über Uniformkunde angelegt. »Wenn ich eine Uniform besonders schön fand und eine passende Figur hatte, habe ich diese bemalt.« Für eine Figur braucht er etwa drei Stunden.
Aber er empfiehlt es nicht, Figuren, die man zum Spielen in die Hand nimmt, anzumalen. »Die Farbe geht schnell wieder ab.« Ein Mal im Jahr, erzählt Petermann, findet in Friedberg eine Figurenbörse statt. Dort ist er aber nur »zum Gucken«.
Ob er unter all den übriggebliebenen Indianern, Soldaten und Polizisten eine Lieblingsfigur hat? »Das kann ich nicht behaupten«, sagt Petermann. Gerne mag er aber die grün-uniformierten Figur-Polizisten der spanischen Guardia Civil. »Die hat meine ältere Schwester mir aus einem Spanienurlaub mitgebracht.«
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