Piratenschiff, Pipeline und Prinzenpaar

Ober-Mörlen (im). Zum Glück hatte Gott Jokus ein Einsehen und ließ die Sonne strahlen: Laute Mörlau-Rufe hallten durch Ober-Mörlen, als sich am gestrigen Fastnachtssonntag um 14.11 Uhr der prächtige närrische Lindwurm in Bewegung setzte. Am Ende biss er sich selbst in den Schwanz: Als die Vorhut, der Musikzug des Katholischen Jugend-Vereins Harheim, im Ziel eintraf, setzten sich die letzten Wagen der KG Mörlau gerade in Bewegung.
Dazwischen konnten die rund 20 000 Besucher 122 Zugnummern mit nahezu 2000 farbenprächtig kostümierten Aktiven, darunter allein 25 Garden mit 440 Tänzerinnen und zehn Musikzügen mit 220 Musikern bewundern. Dank der perfekten Organisation durch die veranstaltende 1. Ober-Mörler Karnevalsgesellschaft (KG), federführend durch Zugmarschall Alexander Trier, und Gemeinde, die Feuerwehren Ober-Mörlen und Langenhain/Ziegenberg, dem DRK-Kreisverband Friedberg sowie den ehrenamtlichen Ordnern absolvierte der größte Fastnachtszug der Wetterau einen reibungslosen Verlauf und machte dem Doppeljubiläum »75 Jahre KG Mörlau und 270 Jahre Fassenacht in Klein-Mainz am Usa-Strand« alle Ehre.
35 Komitee- und Motivwagen aus 23 Orten der Wetterau - darunter allein 21 von KG und MCC - sorgten für ein fantasievolles Spektakel und nicht zuletzt zur Freude der Kinder für einen permanenten Regen aus Süßigkeiten. Den kompletten Bad Nauheimer Sprudelhof hatten die Hiesbach-Karnelvalisten für ihren Motivwagen nachgebildet, der VWC Wisselsheim punktete mit einem gewaltigen Steam-Punk-Mobil, Gesangverein und Musikzug Frohsinn Ockstadt setzten auf Steinzeitgefährte im Stil von Familie Feuerstein, die IGBK Brandoberndorf hatte ein närrisches Zirkuszelt errichtet, während die KG-Narrenzunft Nieder-Weisel ihr Prinzenpaar in einer solide bewehrten Burg transportierte und zudem noch ein Piratenschiff ins Rollen gebracht hatte. Imposante Schiffe im Stil von »Fluch der Karibik« auch bei den Wetterpiraten Ober-Hörgern, dazu der Wagen des AKG Assenheim: Mit seiner Eule als Symbol für die Weisheit der Narren ist er bereits im 40. Jahr mit von der Partie.
Der Elferratswagen des Hungener Carnevalvereins nahm unter dem Motto »Hungen - echt scha(r)f« auf das hundertjährige Jubiläum des Schäferfestes Bezug. Andernorts wurde es politisch: So hatte sich die neue MCC-Motivbauergruppe »Smarties« mit ihrem Wagen »Uns dreht keiner den Hahn ab« die mögliche Sabotage an der Pipeline North Stream vorgenommen. Auch bei der KG stellte man fest, dass der Ruf, Energie zu sparen, vor allem die Normalverbraucher träfe. Der MCC machte sich zudem für den Bau der neuen Mehrzweckhalle stark und ließ ein grünes »Gro-Ko« an Verdauungsproblemen leiden. Viele Fußgruppen erhielten Szenenapplaus, so die Mörler Zeitgeister die unter dem Motto »Holla, die Waldfee« in aufwendigen Baumkostümen antraten. Die jüngsten Narren durften besonders viel Beifall für sich verbuchen.
Berührendes Detail am Rande: Viele Musikgruppen intonierten »Schöne Maid« zu Ehren des kürzlich verstorbenen Schlagersängers Tony Marshall.