Ohne Kopfnüsse

Am Montag hat die Schule wieder begonnen. Passend dazu habe ich bei Facebook eine Nachricht gelesen, die daran erinnerte, dass wir Älteren in unserer Schulzeit noch samstags Unterricht hatten. Ein Kommentar lautete: »Und es hat uns nicht geschadet!« Es klang ein wenig wie »früher war alles besser«! Ja, geschadet hatte es uns nicht, aber war das besser als heute?
Wenn ich an meine Schulzeit in den 60er Jahren denke, dann gab es da Kopfnüsse, wenn man geschwätzt hat. Oder mit dem Lineal auf die Finger. Es war keine menschliche Schule. Sie war eher mit Angst besetzt. Diese »gute alte Zeit« war keineswegs so gut.
Nun haben wir heute auch keine ideale Schulsituation. Aber war es damals besser, als alle immer gespurt haben? Ich denke Nein! Die Schulzeit kann heute eine gute Zeit sein, wenn die Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern in gewisser Weise wie Freunde sind. Wenn es ihnen gelingt, den Unterricht interessant und attraktiv zu gestalten. Diese Lehrkräfte haben eine natürliche Autorität, auch ohne Kopfnüsse und Lineal. Es kann gelingen, eine menschliche Schule zu gestalten, an der christliche Werte wie Menschenliebe und gegenseitige Achtung verwirklicht werden. Und dazu braucht es keinen Unterricht am Samstag.
Ich wünsche allen Schülerinnen und Schülern, wie auch deren Lehrerinnen und Lehrern eine erfolgreiches und gutes zweites Schulhalbjahr, und immer viel Freude an der Schule!
Mathias Fritsch, Pfarrer für Klinikseelsorge in Bad Nauheim.