Origineller Wettstreit in Lorbach: Egon Eimers Hähne krähen am besten

Wo am Vorabend beim Lorbacher Brunnenfest noch die Zapfhähne dominierten, ging es am Sonntagmorgen beim Hähnewettkrähen in Lorbach munter weiter. 46 Hähne traten an - mehr oder weniger siegreich.
Wer am Sonntagvormittag in Lorbach unterwegs gewesen ist, dürfte zweimal auf den Brunnenplatz geschaut haben. Nach zehn Jahren hat der Rassegeflügelzuchtverein 1951 Lorbach wieder ein Hähnewettkrähen veranstaltet.
Bei diesem Wettbewerb zeigen Gockel in den beiden Kategorien »Großhähne« und »Zwerghähne« ihr Können in dem, was sie am besten beherrschen: dem Krähen.
Der Hahn, der innerhalb einer Stunde am häufigsten ein Kikeriki ertönen lässt, geht als Sieger aus dem friedlichen Wettstreit hervor. Insgesamt nahmen 46 Hähne teil, 19 große und 27 Zwerghähne.
»Vier Striche, ein Querbalken«, lautete die letzte Anweisung des Vereinsvorstandes, bevor die Helfer ihre Arbeit aufnahmen. Helmut Müller betreute wie die anderen Zähler jeweils vier Hähne.
Damit der Strich auch beim richtigen Hahn gezählt wurde, war eine Stunde lang volle Konzentration gefragt. »Aber man hat alles im Blick«, sagte Müller hinterher.
Nummer 17 fordert Aufmerksamkeit
Von seinen vier Hähnen blieben drei relativ ruhig - nur die Nummer 17, die später den zweiten Platz belegen sollte, erforderte viel Aufmerksamkeit.
Während die Ergebnisse des Wettbewerbs ausgewertet wurden, gab es eine wohlverdiente Stärkung für Tier und Mensch. Für je zehn Hähne gab es einen Pokal, was bei den großen Hähnen zwei und bei den Zwerghähnen drei Platzierungen bedeutete.
Egon Eimer vom Geflügelzuchtverein Eckartshausen räumte gleich doppelt ab: Seine beiden Großhähne belegten den ersten und zweiten Platz. Den dritten Platz bei den Zwerghähnen errang Lorenz Hacker aus Erbstadt, vor ihm landete die junge Nikita Treier mit der Nummer 17.
Den ersten Platz in dieser Kategorie belegte wie schon beim letzten Wettkrähen vor zehn Jahren Wilfried Spratler aus Erlensee.
Jochen Köhler, der erste Vorsitzende des Rassegeflügelzuchtvereins, sagte dazu: »Jedes Mal, wenn er hier ist, nimmt er einen Pokal mit nach Hause«.
Besonders spannend wurde es, als es um die Krönung des sogenannten Umwelthahns ging. Wer am wenigsten gekräht hat, wird Umwelthahn und bekommt als Trostpreis einen Futtersack.
Tatsächlich gab es 21 Gockel, die eine Stunde lang ihre Schnäbel hielten, sodass der Verlierer des Wettkrähens und Gewinner des Trostpreises ausgelost werden musste.
Umwelthahn kommt aus Lorbach
Jochen Köhler scherzte über die stillen Hähne: »In Lorbach ist es eben immer ruhig«. Doch als der Umwelthahn verkündet wurde, füllte sich der Brunnenplatz mit Gelächter. »Der Sack bleibt in Lorbach - und zwar bei mir«, verkündete der erste Vorsitzende nach einem Blick auf das Los.
Auch wenn die Hähne des Lorbacher Vereins nicht mehr als einen Trostpreis erringen konnten, sind die Veranstalter mit ihrem Hähnewettkrähen sehr zufrieden. »Wir sind positiv überrascht von der Besucherzahl«, sagte Jochen Köhler. Das Essen sei zum Schluss der Veranstaltung ausverkauft gewesen, und die erhoffte Teilnehmerzahl von 30 Hähnen wurde übertroffen.
Auch die Besucher waren von der Veranstaltung begeistert. Neben Dorfbewohnern, die das Lorbacher Hähnewettkrähen kennen, gab es auch einige, die zum ersten Mal einen solchen Wettbewerb sahen.
Friedrich Preißer aus Büdingen war mit seiner Familie auf den Brunnenplatz gekommen. Seine Töchter sind zwar in Büdingen aufgewachsen, leben aber heute in Ingolstadt und Buchs in der Schweiz.
Fester Bestandteil des Dorflebens
Sie kannten das Hähnewettkrähen nicht - ihre Männer aus Hildesheim und Spandau schon gar nicht. Neugierig schauten die Kinder auf die stolzen Hähne, so etwas hätten die Enkel noch nie erlebt, so Preißer.
»Das ist lustig, vielleicht ein bisschen skurril«, sagte Preißers Tochter Kathrin Ohltez und fügte hinzu: »Hier aufs Dorf passt es aber hin.«
Zumindest mit dem letzten Teil waren sich die Dorfbewohner der Region alle einig. »So eine Veranstaltung gehört in jedes Dorf«, sagte Mirko Lehr aus Eckartshausen. Für die Lorbacher ist es auch nach der langen Pause ein fester Bestandteil des Dorflebens.
Bis zum nächsten Wettkrähen sollen keine zehn Jahre vergehen. Der Aufwand sei groß gewesen, erzählte Jochen Köhler, aber mit den richtigen Leuten sei auch so eine Aufgabe zu bewältigen. »So wie das angekommen ist, machen wir das nächstes Jahr wieder«, freute sich Beisitzer Raphael Henkel über den Erfolg der Veranstaltung.