Pionierin geht in Ruhestand

Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war Gunhild Tetzlaffs letzter Arbeitstag im Betreuungsangebot der Gederner Erlenbachschule. Sie hat es vor 22 Jahren wesentlich mitbegründet sowie mit Herzblut, Ideen und Leben erfüllt.
Zum 1. Januar 2023 tritt die ausgebildete Erzieherin Gunhild Tetzlaff in den Ruhestand. Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war ihr letzter Arbeitstag im Betreuungsangebot der Gederner Erlenbachschule. »Ich habe Waffeln für die Kinder gebacken und war froh, dass sie schon mehr die Ferien als meinen Abschied im Auge hatten und nach Schulschluss fröhlich davon stürmten«, sagt sie.
Tetzlaff hat das Betreuungsangebot vor 22 Jahren wesentlich mitbegründet sowie mit Herzblut, Ideen und Leben erfüllt. Ihre Nachfolgerin Diana Westerwelle ist eingearbeitet, zudem freut sich Gunhild Tetzlaff darauf, mehr Zeit für Ehemann, Enkel, Familie sowie für spontane Reisen unabhängig von den Schulferien zu haben. Ganz leicht fällt ihr der Abschied dennoch nicht.
»Alle Kinder sind mir ans Herz gewachsen, jedes auf seine Art - die leisen und die lauten, die Leseratten, die Draußen-Herumtober, die kleinen Bastel- und die Baufans«, sagt Tetzlaff.
50 Kinder und sechsköpfiges Team
Zum Pressegespräch hat ihre Teamkollegin Annett Büchner trotz der Schulferien die »Villa Kunterbunt« mit den Betreuungsräumen aufgeschlossen, auch Doris Weber als ehemalige Schulleiterin und jetzige Vorsitzende des Fördervereins ist dabei.
Gunhild Tetzlaff freut sich, dass man an ihrer langjährigen Wirkungsstätte zusammenkommt, und lässt den Blick über die beiden großen Spielräume wandern. Zum Angebot gehören zusätzlich die Bibliothek sowie ein eigener Bauraum.
»Von all dem war am Anfang noch keine Rede«, erinnert sich Gunhild Tetzlaff. Mit zwei Mädchen und einem Jungen startete die heute 63-Jährige am 15. September 2000, damals im Raum des heutigen Sekretariats. Heute kommen täglich etwa 50 Kinder, die von einem sechsköpfigen Team begleitet werden.
Mit der ersten Gruppe lief Tetzlaff zum Schluss ihres ersten Jahres an der Erlenbachschule ins »Märchenland« in Merkenfritz und fuhr mit dem Bus zurück. Bald stellte man eine zweite Kraft ein, die inzwischen verstorbene Monika Meier. Von Gunhild Tetzlaff sorgfältig geführte Alben dokumentieren die ersten Jahre, als das Angebot noch von den Eltern bezahlt wurde, und die rasch vorherrschende räumliche Enge. »An Weihnachten 2006 haben wir einen Brief an den Weihnachtsmann nach Finnland geschrieben«, berichtet die engagierte Frau, gebürtige Gedernerin, Mutter dreier Söhne und Großmutter dreier Enkel. »Wir haben ihn gebeten, uns mehr Platz zu schenken.«
Eine Anfrage, die umgehend positiv beschieden wurde. »Nach den Weihnachtsferien kündigte Doris Weber als damalige Schulleiterin den Ausbau des Betreuungsangebotes an. Am 15. April 2008 war die Einweihung der ›Villa Kunterbunt‹, ab 2009 gehörte die Einrichtung zum Ganztagsangebot der Schule und umfasste neben Spielzeit und Hausaufgabenaufsicht auch das warme Mittagessen sowie diverse AGs.« Die Finanzierung liegt inzwischen in den Händen des Fördervereins, mit Ausnahme des Mittagessens.
Gunhild Tetzlaff hat ihre Schulzeit in Gedern erlebt, Praktika und ihr Anerkennungsjahr als Erzieherin im evangelischen Kindergarten »Arche Noah« abgeleistet, ihre Ausbildung an der Wingertschule in Friedberg absolviert, anschließend in Burkhards, Merkenfritz und auf dem Rauen Berg gearbeitet. Wesentlich war ihr stets die Annahme, Wahrnehmung und Förderung jedes einzelnen Kindes, unvergessen sind Ausflüge, Angebote für die Ferienspiele sowie die Aufenthalte des Mitmach-Zirkus »Zappzarap« auf dem Schulgelände, die ebenfalls vom Förderverein finanziert wurden.
Gunhild Tetzlaff, die in der »Villa Kunterbunt« unter anderem Arbeitsgemeinschaften für Kunst, Lesen sowie »Nadel und Faden« anbot, rief damals auch die Zirkus-AG ins Leben und organisierte für die Kinder eine spannende Übernachtung im Zirkuszelt.
Große Aufgaben der Zukunft
Sie hinterlässt ihren Arbeitsplatz als ein geordnetes, mit viel Freude, Idealismus und Hinwendung bestelltes Feld, weiß aber auch um die großen Aufgaben der Zukunft. »Der Zuzug von Familien ohne Deutschkenntnisse stellt die Betreuung vor immense Herausforderungen. Integration wird vielfach hier geleistet, ebenso wie die Beruhigung der Helikoptereltern und die Motivation derjenigen, die den Erziehungsauftrag gern an die Schule und die Betreuung abgeben würden«, stellt die scheidende Erzieherin fest.
Anschließend wünscht sie ihrer Nachfolgerin nur das Beste - und schließt mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Erinnerungsalben.