Planetares Denken bereichert Diskurs
Gießen (seg). Die Justus-Liebig-Universität (JLU) hat seit dem Weggang von Joybrato Mukherjee bis zur Wahl eines Nachfolgers am 24. Januar keinen Präsidenten. Trotzdem findet auch in diesem Wintersemester wieder die »Ringvorlesung des Präsidenten« statt. »Und es heißt auch weiter ›des Präsidenten‹ «, scherzte Katharina Lorenz, Erste Vizepräsidentin und kommissarische Chefin der Hochschule, während der jüngsten Senatssitzung.
Das Thema der sechsteiligen Vorlesungsreihe: »Planetar denken«. Darunter verstehen die Veranstalter, beim Nachdenken über Probleme wie Klimawandel oder Nachhaltigkeit den Fokus nicht nur auf die Menschen, sondern auf den Planeten zu legen. »Planetar zu denken erweitert daher unser Verständnis und ermöglicht es uns, über Konzepte wie die Globalisierung oder eine globale Governance hinaus zu denken«, steht in der Ankündigung.
Die Auftaktvorlesung am Dienstag, 31. Oktober, hält der Physiker und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar. Unter dem Titel » Emils Welt - Ein Planet im Wandel « wirft Yogeshwar einen Blick in die Zukunft seines Enkelkindes. Das wächst in einer Welt mit Künstlichen Intelligenzen (KI) und sprechenden Geräten auf. Gleichzeitig gebe es ein gesellschaftliches Umdenken zu mehr Nachhaltigkeit. Emils Welt werde das Ergebnis einer globalen Transformation sein, und hierbei stelle sich die Frage nach den neuen Prioritäten und Werten dieser Welt.
Am Montag, 20. November, wird dann die Professorin für Literaturwissenschaften, Eva Horn, eine Vorlesung mit dem Titel: » Der Klima-Leviathan und die Erdgebundenen: Das politische Imaginäre des Klimawandels « halten. Horn wird dystopische Szenarien, wie die Menschheit mit dem Klimawandel umgehen kann, durchspielen. Es gehe um die Frage, wie viel Gewalt und Zwang angesichts der drohenden ökologischen Katastrophen gerechtfertigt sei.
Die Vorlesung am Montag, 4. Dezember, wird wieder ein Literaturwissenschaftler halten: Professor Roland Borgards wird unter dem Titel » Planetary Animal Studies « über den Blickwinkel der Geistes- und Kulturwissenschaften sprechen. Die »Animal Studies« haben die Tiere in die Gruppe der zu berücksichtigenden Lebewesen mit aufgenommen. Sie untersuchen Dinge, die Menschen zusammen mit Tieren für Menschen und Tiere herstellen. Borgards wird die Frage stellen, ob diese Erweiterung reicht, oder ob auch Pflanzen und Steine miteinbezogen werden sollten.
Am Montag, 11. Dezember, wird die Astrophysikerin Sibylle Anderl einen Vortrag mit dem Titel: » Die Sonne. Eine Entdeckung « halten. Anderl erklärt, wie die Sonne die Menschen im Laufe der Geschichte geprägt hat. Für die Menschheit habe Ansicht und Beobachtung der Sonne zu immer neuen Entdeckungen geführt, die zu anthropozentrischem Hochmut, selten auch zu planetarer Demut führten.
Die erste Vorlesung im neuen Jahr hält am Montag, 15. Januar, Professor Tim Landgraf über » Machine Learning & Nonhuman Communication «. Er wird davon erzählen, wie man mithilfe von KI und Robotik versucht, die nonverbale Kommunikation von Tierschwärmen, -herden oder -kolonien zu entschlüsseln.
Die Ringvorlesung endet am Montag, 29. Januar, mit einem Vortrag von Professor Frank Biermann. Der Politikwissenschaftler wird unter dem Titel » Weltpolitik im Anthropozän: Bausteine einer Erdsystem-Governance « darüber sprechen, wie die Menschheit sich organisieren kann, um globale Herausforderung auch global zu lösen. Alle Vorlesungen beginnen um 19.15 Uhr und finden in der Aula der JLU in der Ludwigstraße 23 statt.