Planetenlehrpfad in Nidda: Ein verblasstes Sonnensystem

Den Planetenlehrpfad von Nidda nach Rainrod gibt es schon seit 25 Jahren. Schüler der Haupt- und Realschule haben die Planeten und deren Umlaufbahn damals auf den Asphalt eines Feldwegs gemalt. Heute ist nicht mehr viel davon übrig.
Der Planetenlehrpfad wirkt fast unscheinbar. Die einst leuchtenden Streifen auf dem Asphalt des Feldwegs sind inzwischen verblasst, die verbliebene Farbe blättert vom Boden ab. Die Namen der Planeten, deren Umlaufbahn durch die Streifen dargestellt wurden, sind mittlerweile nicht mehr wirklich lesbar. Teilweise erinnert der Weg eher an eine Rätselsuche als an einen Lehrpfad.
Dabei sah das alles mal ganz anders aus. 1997 und 1998 legte eine Schülergruppe der Haupt- und Realschule Nidda den Planetenlehrpfad im Zuge des Wahlpflichtkurses »Astronomie« an. Unter der Leitung des damaligen Mathematik- und Physiklehrers Heinz Schwalb arbeitete die Projektgruppe intensiv an der Planung und Einrichtung des Pfades.
Die Schülerinnen und Schüler malten die Sonne und ihre Planeten auf dem Asphalt eines Feldwegs von Nidda nach Rainrod so maßstabsgetreu wie möglich auf und setzen so praktisch um, was sie im Unterricht gelernt hatten.
Praktischer Bezug zur Physik
Der Pfad beginnt an der Straßenmeisterei in Nidda. Dort ist die Sonne, wie alle anderen Planeten auch, in einem Maßstab von 1:232 Millionen dargestellt. Da ein Zentimeter demnach 2320 Kilometern entspricht, hat die Sonne einen Durchmesser von sechs Metern. Die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne sind im Maßstab 1:1 Milliarde dargestellt. So hat der Merkur im Weltall einen Abstand von 58 Millionen Kilometern zur Sonne, auf dem holprigen Feldweg jedoch nur 58 Meter.
Die Idee für den Planetenlehrpfad in Nidda hatte Heinz Schwalb. Er habe einen ähnlichen Pfad im Urlaub entdeckt und sei hellauf begeistert gewesen, erinnert sich der ehemalige Lehrer. Die Resonanz der Stadt sei positiv gewesen, anschließend seien auch die Schüler von der Idee begeistert gewesen. Die Planung und Organisation hätten viel Zeit in Anspruch genommen, den richtigen Maßstab für die Darstellung zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen. »Planung macht mir Spaß«, erklärt der heute 73-jährige Schwalb. Und so konnte für alles eine Lösung gefunden werden. Genehmigungen wurden eingeholt, die Farben gekauft und die zu bemalenden Wege zeitweise gesperrt.
Obwohl der Pfad bereits vor 25 Jahren angelegt wurde, ist die Begeisterung über das Projekt auch heute noch groß. »Die Dimensionen faszinieren mich immer noch«, sagt Schwalb. Das Vorhaben habe nicht nur ihm Spaß gemacht, sondern auch den Schülern einen praktischen Bezug zur theorielastigen Physik gegeben. »Der Blick nach oben ist ein Blick in die Vergangenheit«, beschreibt Schwalb.
Das Mysterium der Astronomie sieht er für sich selbst »als Ausgleich zu nackten Zahlen«, die im täglichen Unterricht Alltag waren. Er habe sich immer für die praktische Physik interessiert und stets versucht, seine Schützlinge für die Wissenschaft zu begeistern und die Freude daran zu wecken, sagt Schwalb.
Die Daten über das Sonnensystem stets aktuell zu halten, sei gar nicht so einfach. Beispielsweise gelte der Pluto seit 2006 nicht mehr als Planet, sondern lediglich als Zwergplanet.
Immer wieder neue Erkenntnisse
Er habe zwar erst vor Kurzem die Informationen im zum Pfad gehörenden Info-Kasten erneuert, berichtet Schwalb, jedoch seien inzwischen wieder neue Erkenntnisse gewonnen worden. Der Jupiter habe nach Angaben von Wissenschaftlern nicht nur 79 Monde, sondern 13 weitere, die erst im Februar dieses Jahres entdeckt wurden.
Der Pfad sei ein Herzensprojekt für Schüler und Lehrer gewesen. Umso mehr bedauern alle Beteiligten, dass der Lehrpfad nicht mehr im altem Glanz erstrahlt, sondern mit der Zeit in Vergessenheit gerät. Zu den 17 beteiligten Schülern hat Schwalb heute noch Kontakt. »Einige von ihnen kommen noch öfter am Pfad vorbei und halten mich auf dem Laufenden«, erzählt er. Einen Astronomie-Kurs, wie den vor 25 Jahren, gebe es heute nicht mehr.
Bis 2012 verpassten Schüler der Haupt- und Realschule dem Planetenlehrpfad alle zwei Jahre einen Neuanstrich, weil die Farbe durch die Sonne und Befahrung schnell verblasst. Seit der Pensionierung von Heinz Schwalb vor einigen Jahren kümmert sich die Jugendfeuerwehr um die Instandhaltung. VON ISABELL REISSER

