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Prägend und bereichernd: Vor 25 Jahren starb der Künstler Martin Bauss

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Blick in die Ferne: Martin Bauss hat das kulturelle Leben in Büdingen mit vielen seiner Werke geprägt. Vor 25 Jahren ist er verstorben. © Red

Seine Arbeiten tragen einen unverwechselbaren Duktus und sind Zeugnis seiner unerschöpflichen Einfallskraft. Arbeiten. Vor 25 Jahren ist der Büdinger Künstler Martin Bauss verstorben.

Martin Bauss ist einer der prägendsten Künstler der Stadt gewesen, bereicherte über Jahrzehnte das kulturelle Leben in Büdingen und der Region auf vielfältige Weise.

Nicht nur, dass die Stadt Büdingen in zahlreichen Motiven vorwiegend der Altstadt in Skizzen und Gemälden ihren Niederschlag fand, sondern auch seine Ausstellungen auf dem Herrnhaag waren stets ein kulturelles Ereignis, das ein großes Publikum anzog.

Martin Bauss verstarb vor 25 Jahren, am 12. Mai 1998, im Alter von 77 Jahren. Er erlag einem Krebsleiden, hatte aber bis fast zuletzt regelmäßig gemalt, auch für eine Ausstellung auf dem Herrnhaag, die er noch vorbereitet hatte. Seine Frau Gudrun hatte unter seinem Lebensmotto »Zweifle und lache« im Herbst 1998 dazu eingeladen.

Bei letzter Schau nicht mehr dabei

»Ausfahrt« hatte er die Schau noch selbst betitelt. Er konnte nicht mehr dabei sein - war allerdings gegenwärtig in seinen Werken. Die Skizze, die er für die Einladung angefertigt hatte: Segelboote mit weißen Segeln fahren in die eine Richtung, Segelboote mit schwarzen Segeln in die andere…

Bauss verließ Ende November 1954 als 34-Jähriger aus politischen Gründen die DDR. Anlaufstelle des gebürtigen Thüringers nach der Ausreise war Büdingen, der Herkunftsort seiner ersten Ehefrau. Die Stadt wurde seine neue Heimat. 1969 heiratete er seine zweite Frau Gudrun.

Mit ihr gründete er eine Familie. 1962 gestaltete Bauss die erste Kunstmappe der Stadt Büdingen, der 30 Jahre später eine zweite folgte. 1965 schuf er facettenreich die Glaswände für den Neubau der katholischen Kirche.

Auch sonst finden sich in der Stadt seine unverwechselbaren Spuren, so im Trauzimmer im Uralten Rathaus, im Foyer des Gymnasiums, wo er als Lehrer den Schülern die Kunst nahebrachte. Unvergessen auch der jahrelange markante Blickfang an den Eingängen der Stadt: auf einer Tafel eine Ritterhand im Eisenhandschuh, die die mittelalterliche Stadt trägt.

Fester Bestandteil der regionalen Kulturszene

Künstler sein bedeutete Bauss in der Tradition des Bauhauses, die er durch sein Studium an der Weimarer Staatlichen Hochschule für Baukunst, Bildende Künste und Handwerk und in Dresden erlebte.

Vor allem auch: Arbeiter sein, sein Handwerk können. Deshalb achtete der Künstler auch jeden, der ein anderes Handwerk verstand, schätzte berufliches Können genauso wie Menschlichkeit.

Unvergessen seinen Zeitgenossen auch der Anblick des Künstlers, dem Freundschaften viel bedeuteten, beim Gang durch die Stadt, meistens Seite an Seite mit seinem Mischlungshund »Stasi«.

Immer verbunden mit Martin Bauss bleiben die Ausstellungen seiner Werke im Grafenhaus des Herrnhaag seit 1969. Sie hatten stets ein bestimmtes Thema und entwickelten sich rasch zu einem festen Bestandteil der regionalen Kulturszene, zu gesellschaftlichen Ereignissen mit bis zu 400 Besuchern bei der Eröffnung.

Viele Eindrücke großer Reisen

Bei der ersten im Oktober 1969 zeigte er Gemälde und Grafiken als Ergebnis einer Reise nach Island. Ihr sollten bis 1996 noch 14 weitere folgen. Oft waren es Eindrücke großer Reisen, zeichnerisch festgehalten und zu Hause in Bildform umgesetzt.

Eine große Rolle spielt bei Bauss die Begegnung von Himmel und Erde, Land und Meer, Ufer und Wasser, die Aufarbeitung von Grenzbereichen, die Begegnung von Licht und Schatten.

Ein weiteres Gestaltungsmerkmal sind die Bauss’schen Bänder - strukturgebende Streifen horizontal wie vertikal, ohne sich aufzudrängen. Ungewöhnliche Perspektiven lassen auf seinen Arbeiten Altvertrautes fremd erscheinen, fordern zur Auseinandersetzung heraus.

Seinen Bildern gab Bauss meistens selbst »den richtigen Rahmen«. Bild und Rahmen als Einheit war ihm wichtig. Und die Büdinger Frösche fehlten bei ihm humoristisch verpackt auch nicht.

Seit 1988 zeigte er auch Objekte: Fundstücke aus Holz, Treibholz, Wurzeln, Mineralien, denen er durch akzentuierte Bearbeitung eine bestechende Ausstrahlung gab. Die Darstellung religiöser Motive und des Menschlichen, oft von Paaren, gelang Bauss, der sich auch internationalen Ausstellungen beteiligte, in der ihm eigenen, markanten genauso wie sensiblen Ausdrucksform.

Spaß machte ihm auch die pädagogische Arbeit: an der Stadtschule, im Gymnasium, an der Volkshochschule. Zudem war er ein Mann, der auf die Menschen zugegangen ist und Freundschaften gepflegt hat.

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