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Preisgekrönter Künstler

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Mit Malerei oder Fotografie ist es bei ihm meist nicht getan. Der Künstler arbeitet mit Siebdruck, überzeichnet, kombiniert, spielt mit Ebenen wie beim preisgekrönten Bild »Phönix«. © Hanna von Prosch

Es wird spannend für Künstler Manfred Gloeckler. Er ist für den Mainzer Kunstpreis »Eisenturm« in drei Kategorien nominiert. Druckgrafik und Malerei sind die Lieblingstechniken des Bad Nauheimers. Welchen Preis er bekommt, erfährt er nächste Woche.

Letztes Jahr war es der Ilse-Hannes-Preis, in diesem Jahr ist es der Mainzer Kunstpreis »Eisenturm«: Der Bad Nauheimer Künstler Manfred Gloeckler macht mit seinen Lieblingstechniken Druckgrafik und Malerei von sich reden. Das Wettbewerbsthema »Phoenix« hat ihn zu einem neuen Werk inspiriert.

Phönix, der antike Vogel, der verbrennt und aus seiner Asche neu aufersteht, der Kreislauf des Lebens, der Natur, auch die Veränderung in der Kunst liegt in Gloecklers Kunstwerk.

Mit Malerei oder Fotografie ist es bei ihm meist nicht getan. Es arbeitet mit Siebdruck, überzeichnet, kombiniert, spielt mit Ebenen, verwendet Bestehendes als Grundlage, hebt Details hervor. So lässt er das Tieferliegende erahnen. Das macht auch sein Bild »Phönix« spannend.

Das Schaffen Gloecklers, der neben der Passion des freien Malens 35 Jahre lang Kunstpädagoge an der St.-Lioba-Schule war, dokumentiert einen ständigen Veränderungsprozess. »Es muss möglich sein, das Blatt wieder zu wenden«, sagt er.

So fährt er vielgleisig durch die Kunstwelt mit Malerei, Fotografie, Grafik, Exkursion, also Ausflüge in Pleinairmalerei (Freiluftmalerei). Er beherrscht alles, und alles ist durchdacht. Struktur ist ihm wichtig. Es scheint seine Lebensordnung zu sein, die ihm stets sicher die Richtung wies.

Ende der 1970er Jahre hatte Gloeckler, 1953 in Bad Kreuznach geboren, das Kunststudium in Mainz abgeschlossen. Seine Leidenschaft galt schon damals der Musik, vor allem dem Jazz. Vom Klavier war er während des Studiums zum Schlagzeug gekommen und hatte gerade in Spanien einen Preis mit dem B.K.Art-Ensemble gewonnen.

Doch die Berufsentscheidung fiel für die Kunst. »Ich wollte aber nicht abhängig sein vom Verkauf meiner Bilder. Also machte ich das 2. Staatsexamen und begann mit zwei Wochentagen Unterricht an der Lioba-Schule«, erzählt er.

Nach anfänglicher Skepsis entdeckte er die Schule für sich und die Möglichkeiten, jungen Menschen Kunst zu vermitteln. Er bestärkte sie, wenn sie glaubten, nicht malen zu können, machte den Unterricht mit dem Wissen von Technik und Theorie und mit Bildbetrachtungen lebendig. Mit Leistungskursen fuhr er in die Toskana. Nebenbei pflegte er die Freie Kunst, bestückte Ausstellungen, national und international, wurde von Galerien in Frankfurt und Kronberg vertreten.

Beim Rundgang durch sein Haus erschließt sich sein Werk. Beginnend mit seiner Prüfungsarbeit an der Kunsthochschule »Ballspiel mit Tambourin«, in der er die Siebdrucktechnik mit Collage kombiniert. Dann zeigt er zwei quadratische Bilder: »Ich habe Christo bewundert, auch wenn ich stilistisch woanders bin.« Als Kern hat er jeweils ein Stück Original-Verhüllungsstoff des Arc de Triomphe verwendet und als Grundlage und Rahmen weiß bemalten Verpackungskarton. Sehr eindrucksvoll ist ein von Rot dominiertes Detail aus einer Fotografie im Siebdruckverfahren brillant auf Glas gebracht.

»Wenn sich Kunst sofort erschließt, ist sie langweilig. Man muss sich ein Bild erarbeiten«, macht er deutlich. Nachvollziehbar an seiner Überzeichnung von Michelangelos Pieta, siebgedruckt mit grauen Grundflächen, in denen man Endlichkeit und Trauer begegnet.

Gloeckler legt Spuren, verfolgen kann sie jeder für sich. Dabei stellt er sich auch die Frage nach dem Echten und dem Fake: »Wir müssen wieder unterscheiden lernen, was wahr ist und was nicht. Genau hinschauen, was steckt dahinter, im Leben und in der Kunst.«

Und damit ist er aufgestiegen ins lichte Dachatelier. An einer hohen Wand hängen alte Ingenieurspläne des Vaters, vom Sohn silhouettenhaft bemalt mit Tieren, Pflanzen, Menschen, Gegenständen.

»Ich beschäftige mich gerade in meinem Werkblock mit Technik und Natur. Dabei ist es spannend, zu sehen, wo trifft sich etwas räumlich und inhaltlich. Auch die Frage, inwieweit kann Technik unseren Planeten retten?«, reflektiert Gloeckler.

Solch ein Plan bildet auch die Grundlage für das preisgekrönte Werk. Für den Phönix verwendete er die Fotografie eines Habichts aus seiner Jugend. Greifvögel seien schon immer seine Lieblingstiere gewesen. Jetzt beobachte er wieder welche im Garten.

Die Wettbewerbsvorgabe Druckgrafik und Malerei habe ihn gereizt, einen Vorschlag einzureichen. Bei seinem Bild lehnt er sich an die Darstellung des »Phönix in den Flammen« an, wie sie in der Bilderhandschrift Bestiarium aus dem 12. Jahrhundert in Aberdeen zu finden ist. »So ein Preis hat immer etwas von einem Lotteriespiel, aber ich wusste, dass ich in dieser Technik zu Hause bin«, meint er lächelnd und gibt auch eine gesunde Portion Ehrgeiz zu.

Welchen der drei Preise im Gesamtwert von 10 000 Euro er gewonnen hat, wird er erst bei der Preisverleihung am 19. September erfahren.

Übrigens: Dem Jazz ist er treu geblieben, gibt hin und wieder Konzerte und hat eine CD aufgenommen mit zwei Studierenden der Musikhochschule Mainz. Das Trio »Piano Mobile« will, wie seine Kunst, erfreuen und anregen.

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Hommage an Christo: Gloeckler verarbeitete Original-Stoff von der Verhüllung des Arc de Triomphe. © Hanna von Prosch
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Andy Warhol inspirierte ihn bei einem Treffen während des Studiums. © Hanna von Prosch
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Auf alten Ingenieursplänen treffen Technik und Natur zusammen: Manfred Gloeckler in seinem Dachatelier. © Hanna von Prosch

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