Preisgekröntes Projekt

Wie aus spontaner Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine ein Nachhaltigkeitsprojekt entstehen kann, zeigen Ranstadts Landfrauen derzeit auf eindrucksvolle Weise. Das war der Stiftung der Sparkasse Oberhessen dann auch den Bürgerpreis 2022 wert.
E s begann spontan, improvisiert und getragen vom Willen, Geflüchteten zu helfen: Inzwischen zeichnete die Stiftung der Sparkasse Oberhessen Ranstadts Landfrauen für ihre Ukraine-Hilfe mit dem Bürgerpreis 2022 aus - und diese planen bereits eine Erweiterung ihrer Initiative.
»Angefangen haben wir mit Unterstützung von Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel und Fachbereichsleiterin Martina Grauling, indem wir eingehende Sachspenden regelmäßig im Bürgerhaus sammelten und Kleidung auf Ständern und Tischen anboten, die wir auf der Bühne platzierten«, erinnert sich Landfrauen-Vorsitzende Rita Herche an den Beginn einer guten Sache, die heute fest im Sozialgeschehen der Gemeinde verankert ist. Längst wechselte das »Kleiderstübchen« in die Räume der ehemaligen Sozialstation, das Angebot geht weit über Kleidung hinaus. Ein fester Stab aus fünf bis acht Landfrauen und weiteren ehrenamtlichen Helferinnen kümmert sich donnerstags um Annahme, Sortierung und Aufbereitung sowie alle 14 Tage freitags um die Ausgabe der Spenden. Kleiderständer, Regale und Schränke stifteten Hessischer Rundfunk und Ovag. Die Räume richtete man mit Unterstützung engagierter Helfer, auch von Gemeinde und Feuerwehr, her. Den Fluss der Spenden systematisierten und organisierten die Landfrauen, dies auch mit Unterstützung einer Übersetzerin. »Vom Angebot profitieren insgesamt rund 100 geflüchtete ukranische Menschen, die in Ranstadt und Glauburg untergebracht sind und deren Bedarf wir inzwischen sehr gut kennen«, erklärt Rita Herche.
Ausgezeichnete Alltagsheldinnen
Über die Auszeichnung mit dem Bürgerpreis haben sich die Landfrauen, ihr Helferinnenteam und die Bürgermeisterin sehr gefreut. Der Preis wird seit 13 Jahren in Oberhessen verliehen - von 2010 bis 2018 als Regionalwettbewerb des Deutschen Bürgerpreises und ab 2019 als eigenständiger Preis der Stiftung Sparkasse Oberhessen. Der Jury gehören die Landräte des Wetterau- und Vogelsbergkreises, die Vorsitzenden der Bürgermeister-Kreisversammlungen sowie Vertreter der lokalen Presse an. Dieses Gremium wählte aus 62 Bewerbungen die Initiative der Ranstädter Landfrauen als eine von zwei Hauptpreisträgerinnen der Kategorie »Alltagshelden« aus. Insgesamt kürte man im Wetteraukreis zwölf Preisträger, dies auch in den weiteren Kategorien »Lebenswerk« und »Engagierte U30«. Mit dem Hauptpreis ist für die Landfrauen ein Zuschuss von 1000 Euro zu ihrem Projekt verbunden. Gut angelegtes Geld, denn die anfängliche Flüchtlingshilfe wird sich in naher Zukunft beträchtlich erweitern - ein Umstand, den man im Rahmen der Auszeichnung bereits berücksichtigte.
Ein Mehr an Nachhaltigkeit
»Wir werden unser Angebot allen Menschen in Ranstadt, Glauburg und der Region zur Verfügung stellen«, so Herche. »Geplant ist die Einrichtung eines Nachhaltigkeitshauses in der ehemaligen Sozialstation. Wir möchten als Landfrauen dem Gedanken der Nachhaltigkeit, den Umweltanforderungen und sozialen Veränderungen unserer Zeit Rechnung tragen. Aus der ursprünglichen Flüchtlingsinitiative entstand ein echter sozialer Bereicherungstreff, der das ›Miteinander-Angebot‹ unserer Gemeinde sinnvoll ergänzt.«
Die Annahme von Sachspenden findet donnerstags, von 16.30 Uhr bis 18 Uhr, in den Räumen der ehemaligen Sozialstation in der Ranstädter Oberriedstraße in unmittelbarerer Nähe des Bürgerhauses statt. Aktuell wird keine Kleidung mehr benötigt, wohl aber freuen sich die Landfrauen über einwandfrei erhaltene Bettdecken, Bade-, Geschirr- und Spültücher, Wäscheständer und Haushaltsgeräte wie Kochtöpfe, Pfannen, elektrische Wasserkocher, Handrührgeräte und Besteck. Die Ausgabe der Sachspenden findet alle 14 Tage freitags, von 14 Uhr bis 16 Uhr, am gleichen Ort statt.