Psychologin Julia Görsch erklärt den Unterschied zwischen guten und schlechten Zielen
Silvester hat Traditionen. Neben Bleigießen und seit einiger Zeit Feuerwerk-in-die-Luft-Schießen nehmen sich viele Menschen für das neue Jahr gute Vorsätze. Doch wie gut sind überhaupt gute Vorsätze? Das erklärt die Karbener Psychologin Julia Görsch im Gespräch mit FNP-Mitarbeiterin Esther Schüerhoff.
Was bringen Vorsätze zum neuen Jahr?
JULIA GÖRSCH: Meiner Meinung nach sind positive Ziele wichtig. Bei einem neuen Vorsatz kommt es allerdings darauf an, dass man das Was, Wann und Wie definiert. Dann können Vorsätze wirklich dabei helfen sein Verhalten zu ändern. Silvester lässt die Menschen zurückblicken und innehalten. Es stimmt nachdenklich: Was soll im nächsten Jahr besser werden.
Wie kann man seinen Vorsatz konkretisieren?
GÖRSCH: Es geht darum sein Vorhaben sehr detailliert zu beschreiben. Was möchte ich machen? Wie kann ich das Vorhaben umsetzen und insbesondere bis wann soll das Ziel erreicht sein. Ein klassischer Neujahrsvorsatz ist, abzunehmen. Dabei ist aber zu beachten, dass der Grund für den Vorsatz auch eine wichtige Rolle spielt.
Wieso ist der Auslöser für den Vorsatz relevant?
GÖRSCH: Wenn man sich das Ziel setzt abzunehmen, dann kann das durch unterschiedliche Gründe ausgelöst werden. Man sollte sich immer die Frage stellen: Warum? Warum will ich abnehmen? Habe ich tatsächlich Übergewicht? Oder habe ich vielleicht einfach ein schlechtes Gewissen, weil ich zu wenig Sport mache?
Oder hat der Partner etwas über das Körpergewicht gesagt? Oder denkt man nur, dass er eine negative Meinung zu seinem Körper hat? Aber ein guter Vorsatz, ist ein Vorsatz, den man sich nimmt, weil man selbst etwas ändern möchte und nicht weil es die Gesellschaft verlangt.
Also ist abzunehmen kein schlechter Vorsatz?
GÖRSCH: Prinzipiell nicht. Wenn man sich im eigenen Körper beispielsweise unwohl fühlt, dann kann es ein guter Vorsatz sein. Aber anstatt sich vorzunehmen das Gewicht zu reduzieren, könnte man sich auch als Ziel setzen mehr Sport zu treiben und mehr Obst zu essen. Denn abzunehmen ist oft ein negativer Vorsatz. Die meisten verbieten sich nämlich das Süßigkeitenessen, was für die Psyche eigentlich eine Belohnung ist. Dadurch fällt es vielen schwer, durchzuhalten.
Wie gelingt es, einen Vorsatz für das neue Jahr wirklich umzusetzen?
GÖRSCH: Wenn man sich vornimmt mehr Sport zu treiben, dann sollte man sich genau überlegen wie man es umsetzt. Welche Sportart, im Fitnessstudio, in einem Kurs oder alleine, an welchen Tagen und für welchen Zeitraum. Dann stehen die Chancen gut, das Vorhaben in die Tat umzusetzen und der gute Vorsatz endet nicht mit der Anmeldung im Fitnessstudio.
Wie steht es um den Klassiker mit dem Rauchen aufzuhören?
GÖRSCH: Das Rauchen ist ein sehr individuelles Problem. Manche können am Besten von heute auf morgen aufhören und für andere ist es besser das Rauchen schrittweise zu reduzieren. Aber auch hier gilt: Je genauer die Umsetzung des Vorhabens geplant ist, desto höher sind die Erfolgschancen. Für solch eine starke Angewohnheit muss man erst einmal einen Ersatz finden. Aber anstatt nach dem Aufstehen sich eine Zigarette anzuzünden, könnte man auch eine Tasse Kaffee trinken.
Nimmt man sich allerdings nur vor mit dem Rauchen aufzuhören, so ist das ein negativer Vorsatz. Denn man muss mit einer Angewohnheit aufhören, die einem einen Grund bietet um Pausen zu machen und die dabei hilft Stress zu reduzieren. Fällt das ohne Ersatz weg, ist es für den Menschen ein negatives Erlebnis. Deshalb braucht man unbedingt eine gute Alternative für die Zigarette.
Welche Vorsätze können Sie empfehlen?
GÖRSCH: Aus psychologischer Sicht ist es ein ganz tolles Ziel sich mehr Zeit zum genießen zu nehmen. Oder auch sich vorzunehmen weniger zu müssen und zu hinterfragen: Muss ich das wirklich machen? Nachdem man sich einen Vorsatz gesetzt hat, sollte man diesen auch möglichst bald in die Realität umsetzen.
Denn alles, was man in den ersten zwei Wochen nicht umsetzt, macht man danach auch nicht mehr. Das bedeutet, umso später man mit der Umsetzung beginnt, desto unwahrscheinlicher wird es das Ziel zu erreichen. Ganz wichtig ist natürlich auch, sich nicht zu viel vorzunehmen. Es muss realistisch und realisierbar sein.