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Rassegeflügelzuchtverein 1951 Lorbach: »Wir sind noch da«

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Raphael Henkel, Jochen Köhler, Karl-Heinz Kaiser und Susanne Bücking können es kaum erwarten: In Lorbach krähen Hähne bald wieder um die Wette. © Tabea Isabelle Karb

Zehn Jahre ist es her, dass der Rassegeflügelzuchtverein 1951 Lorbach ein Hähnewettkrähen veranstaltet hat. Nun sollen stolze Gockel wieder gegeneinander antreten. »Wir wollen zeigen, dass wir noch da sind«, sagt Vorsitzender Jochen Köhler.

Am zweiten August-Wochenende geht es in Lorbach hoch her. Einen Tag nach dem Brunnenfest findet am Sonntag, 13. August, auf dem Brunnenplatz ab 10 Uhr nach langer Pause wieder ein Hähnewettkrähen statt. Der Rassegeflügelzuchtverein 1951 Lorbach freut sich bereits auf die 19. Auflage.

Die entscheidende Kategorie beim Wettkrähen ist weder die Lautstärke noch ein besonders schönes Krähen. Allein die Anzahl zählt: Der Hahn, der innerhalb einer Stunde am häufigsten ein volles »Kikeriki« ertönen lässt, ist der Sieger. Ob und wie oft er kräht, entscheidet der Hahn selbst.

Vorsitzender Jochen Köhler erklärt: »Die Hähne werden abgesperrt. Die Besitzer haben also keinen Einfluss auf das Krähen.« Ein Hahn könne auch nicht für ein Wettkrähen trainiert oder dressiert werden. Das sei ohnehin nicht der Anspruch, sagt Jochen Köhler und betont: »Es ist ein friedliches Wettkrähen.«

Damit der Wettkampf fair bleibt, bekommen neutrale Beobachter jeweils vier Hähne zugeteilt, ohne zu wissen, wer deren Besitzer sind. Diese erfahren dann nach einer Stunde, ob ihr Hahn fleißig war und ihnen einen Pokal beschert hat. Aber auch der Ruhigste unter den Hähnen wird belohnt: Der »Umwelthahn« erhält als Trostpreis einen Sack mit Futter.

Zucht sorgt für Erhalt von Rassen

Das Hähnewettkrähen ist eine launige Veranstaltung, die nicht nur die Gockel, sondern auch den Verein in der Öffentlichkeit präsentiert - aber hinter dem Rassegeflügelzuchtverein steckt viel mehr. »Er sorgt dafür, dass die Rassen erhalten bleiben«, fasst Beisitzer Raphael Henkel zusammen. So züchten zwei Vereinsmitglieder Geflügelarten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Rassen stehen. Und es stehen nicht nur Hähne und Hühner im Fokus, sondern auch Tauben, Gänse und Enten.

Die Zucht ist eine Herzensangelegenheit. Man habe Freude daran, vor allem dann, wenn man Zuchterfolge erziele oder die Zucht mit einem Preis belohnt werde. »Besonders bei einem Schönheitswettbewerb freut man sich über eine Auszeichnung«, sagt Rechner Karl-Heinz Kaiser.

Obwohl der Verein klein ist, sind einige Züchter regelmäßig auf der größten Rassegeflügelschau Deutschlands vertreten. Hauptsächlich besuchen die Mitglieder aber kleinere Ausstellungen in der Region - auch, um andere Vereine in der Umgebung zu unterstützen.

Vor rund 30 Jahren wurde das erste Hähnewettkrähen organisiert, um den Austausch zwischen den Züchtern der Region zu fördern. Angeregt durch ähnliche Veranstaltungen, beschloss man, dem Geflügel auch in Lorbach eine Bühne zu bieten. Im Laufe der Jahre wurde die Veranstaltung immer größer - zu Spitzenzeiten wurden gut 120 gefiederte Teilnehmer gezählt, deren Besitzer auch aus anderen Landkreisen kamen. Zum diesjährigen Wettkrähen wurden vor allem Vereine aus dem Kreisverband Büdingen eingeladen. Der Vorstand rechnet derzeit mit etwa 30 Hähnen, die am Wettbewerb teilnehmen werden.

Fehlender Nachwuchs

Dass das Interesse an der Geflügelzucht nachgelassen hat, lässt sich auch an der erwarteten Teilnehmerzahl ablesen. »Es gibt immer weniger Vereine, die ein Wettkrähen veranstalten«, sagt Jochen Köhler, er führt das auf den fehlenden Nachwuchs zurück. Die Züchter seien meist älter, junge Menschen hielten immer seltener Geflügel. Raphael Henkel sieht seine Zucht als Hobbylandwirtschaft und weist auf den täglichen Aufwand hin. Der Tagesablauf richte sich nach den Tieren, und auch in seiner Abwesenheit seien die Gedanken immer bei ihnen. »Junge Menschen wollen frei sein. In der Geflügelhaltung kann man nicht einfach aufhören oder eine Pause machen«, betont er. Früher, vor 70 Jahren, habe jeder Haushalt Geflügel gehabt, erinnert sich Karl-Heinz Kaiser. Aber die Zeiten hätten sich geändert.

»Wir wollen präsent sein und zeigen, dass wir noch da sind«, sagt Vorsitzender Jochen Köhler und erklärt so, warum das Hähnewettkrähen nach zehn Jahren wieder stattfindet. Für das leibliche Wohl wird gesorgt. Nun hofft der Verein auf gutes Wetter und viele Zuschauer, die mit den Hähnen und ihren Besitzern mitfiebern. VON TABEA KARB

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