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BUND unterstützt »Wäldchen«-BI

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Sie wollen das »Wäldchen« erhalten: Vertreter des BUND und der Bürgerinitiative mit den gelben Bändern, die sie an den Bäumen des »Wäldchens« anbringen wollen. © pv

Reichelsheim (hed/pm). Die Bürgerinitiative »Rettet das Reichelsheimer Wäldchen« erhält Unterstützung vom BUND-Kreisverband Wetterau. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung am Freitag hieß es, der BUND sei bereit, auch rechtliche Schritte einzuleiten, um eine Rodung durch die Stadt zu verhindern, die dort eine Kita bauen will. Der Umweltverband klagt bereits gegen weitere Bauprojekte in der Wetterau, allen voran das Rewe-Logistikzentrum bei Wölfersheim und das Amazon-Verteilzentrum bei Echzell.

Man habe zur Fachveranstaltung eingeladen, um »auf dem Hintergrund von Fakten alternative Standorte zu prüfen«, teilt BUND-Vorsitzender Dr. Werner Neumann mit. Gekommen waren viele Einwohner, aber auch Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst (SPD) sowie Mitglieder des Magistrats und des Parlaments.

Ausweisung als Naturschutzgebiet?

Die Vorsitzende des lokalen BUND-Ortsverbands Dr. Monika Rhein betonte, dass es dem Veranstalter um ein sachbezogenes, faires Gespräch gehe. Als Pädagogin ergänzte sie, dass das »Wäldchen« aus ihrer Sicht ein »pädagogisches Kleinod« sei, das Kindern ein Lebens- und Erfahrungsfeld biete, das kein Kindergarten ersetzen könne. Man müsse die Kita nicht auf, sondern in der Nähe des »Wäldchens« bauen, um es so weiterhin als Erlebnisraum nutzen zu können.

Wie BUND-Kreisvorsitzender Neumann sagte, gebe es noch keinen gültigen Bebauungsplan; auch eine Offenlegung stehe noch bevor. Es sei der richtige Zeitpunkt für eine »Denkpause«.

Der BUND schlägt vor, das 4200 Quadratmeter große »Wäldchen« als kleines Naturschutzgebiet, als sogenannten GLB (geschützten Landschaftsbestandteil), auszuweisen und hat eine fachliche Begründung bereits vorbereitet. Da die Stadt daran kein Interesse habe, wolle sich der BUND nun ans Stadtparlament wenden, sagte Neumann. Das Wäldchen erfülle alle Kriterien, da es eine wichtige Klimafunktion habe, insbesondere im Sommer. Auf dem Areal gebe es 18 verschiedene Baumarten sowie 15 Vogelarten, die hier seit Jahren heimisch seien. Dass die Alternativstandorte bislang alle als ungeeignet bewertet wurde, verstehe er nicht, sagte Neumann. Aus seiner Sicht sind die genannten Gründe (Hochwassergebiet, Nutzung einer gemeinsamen Heizungsanlage mit dem sanierungsbedürftigen Bürgerhaus, Probleme mit der Anfahrerschließung) nicht nachvollziehbar und sollten noch einmal überprüft werden.

Rudolf Zentgraf, Vertreter der BI, ging auf ein bereits seit 2018 existierendes Bodengutachten im Auftrag der Stadt ein, das die BI inzwischen eingesehen habe. Es mache klar, dass bei einer Bebauung mindestens ein zwei Meter tiefer Aushub erforderlich sei. »Die Stämme vieler Bäume haben mehr als 50 Zentimeter Durchmesser und Wurzeltiefen von zwei bis zu zehn Metern.« Ein zwei Meter tiefer Aushub schlage mit 484 000 Euro zu Buche, behauptet Zentgraf. Bei jedem weiteren Meter kämen rund 250 000 Euro dazu. Diese Kosten könne man an einem anderen Standort sparen.

Bürgermeisterin stellt sich Kritikern

Bürgermeisterin Herget-Umsonst bekam laut der Pressemitteilung der BI Gelegenheit, ihren Standpunkt ausführlich zu begründen. Sie habe die verschiedenen Abwägungsprozesse im Parlament erläutert, wo alle nach bestem Gewissen ihre Entscheidungen getroffen hätten. Man müsse in der Politik demokratische Entscheidungen einer Mehrheit akzeptieren und mittragen. Sie plane zeitnah den nächsten Schritt. Während der Offenlage des B-Plans könnten Verbände und Privatpersonen ihre Einwände vorbringen. Neue Erkenntnisse werde sie in den Gremien einbringen. Neumann entgegnete, es sei gerade Kennzeichen der Demokratie, sich neuen Überlegungen zu öffnen. Beschlüsse könnten auch geändert werden.

Die folgende sehr lebhafte Diskussion war gespickt von Vorschlägen: Bei einer zweistöckigen Bauweise, als Passivhausstandard, etwa wäre der Standort zweitrangig. Man könne die alten Kitas sanieren, Container aufstellen und das Bürgerhaus als Mehrzweckraum verwenden. Eine Idee war, das »Wäldchen« noch zu vergrößern und es als Waldkindergarten zu nutzen.

Zur jetzigen Verkehrserschließung wurde geäußert, dass bei einer sechsgruppigen Kita die jetzigen Zufahrtswege wohl nicht ausreichten, da bereits mit der Schule und dem kleinen Kindergarten die Kapazitätsgrenzen erreicht seien.

Zum Schluss wurden noch alle Gäste eingeladen gelbe Bänder zu beschriften, die am Folgetag im Zusammenhang mit einer Müllsammelaktion im »Wäldchen« dort an die Bäume gehängt wurden.

Dr. Werner Neumann bat die Gäste zudem um Spendenzusagen für etwaige Klagen.

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