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Pfarrer Wornath verabschiedet sich Richtung Alzey

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Pfarrer Kai R. Wornath verabschiedet sich in Richtung Alzey. Obwohl er nur vier Jahre Pfarrer der Pfarrgruppe St. Nikolaus/St. Maria Magdalena war, wird er hier doch mehr Spuren hinterlassen als mancher seiner Vorgänger. © Holger Hachenburger

Reichelsheim (hh). »Der Glaube ist mehr ist als das Feiern des Gottesdienstes, er ist fest im Leben verankert«, sagt Kai R. Wornath. Der Pfarrer der Pfarrgruppe St. Nikolaus/St. Maria Magdalena verlässt die katholischen Christen nach nur vier Jahren und hat doch mehr Spuren hinterlassen als mancher seiner Vorgänger. Trotz Pandemie und trotz anhaltender Kritik an der Amtskirche.

Sein Antrieb: »Die Kirche lebt vom Miteinander, sie muss erlebbar sein.«

Ein Praktikum in den USA inspirierte ihn zur neuen Ideen. Dort ist die Kirche stärker im Alltag verankert. Mit einem Schuss Ironie sagt er: »Hier wird sonntags ab 11 Uhr das Mittagessen geplant. Dort bleiben die Leute bis zum späten Nachmittag zusammen.« Mitstreiter fand er schnell, der Erfolg der Premiere überraschte ihn selbst. Über 50 Gläubige drängelten sich im Florstädter Pfarrsaal. »Gerade für Familien mit Kindern war das schön.«

Marienverehrer und Eintracht-Fan

Oft fehlt nur der entscheidende Anstoß. Der Pfarrhausgarten wurde zum Zentrum der Begegnung: Marienandachten, der Tag des offenen Pfarrhauses oder der Tisch der Begegnung sind nur drei Beispiele. Ob Erntedank, ökumenischer Abend, der Nikolausmarkt, das Krippenspiel vor St Bernhard - Wornath setzte auf Außenveranstaltungen mit einem attraktiven Rahmenprogramm, Snacks und Getränke inklusive.

Bei den Wallfahrten gerät er ins Schwärmen. »Es ist schon beeindruckend, dass dieses Angebot so zieht.« Das Ensemble mit der Kirche in Wickstadt und Maria Sternbach mitten im Wald ist ein Pluspunkt der Pfarrei. Die Marienwallfahrten lockten bis zu 350 Pilger, prominente Prediger wie Bischof Kohlgraf und der apostolische Nuntius Seferovic bereicherten das Angebot. »Hier haben wir sehr viel Energie hineingesteckt« sagt der bekennende Marienverehrer. Auch die Hubertusmesse und die Fatima-Wallfahrt mit Pilgergruppen bis von Franken und Rheinland-Pfalz stimmen ihn zuversichtlich: »Wallfahrten sind voll im Trend.«

Dabei verstand er es auch, gegen Vorgaben »von oben« zu kämpfen. Als die Pfarrgruppe für den Pastoralraum Wetterau Ost mit seiner Ausdehnung bis nach Schotten vorgesehen war, gelang ihm, eine 50 Jahre alte Zuordnung zu revidieren. Nun wird die Pfarrgruppe im Pastoralraum Wetterau Mitte aufgehen. Das entspreche den Lebensverhältnissen der Menschen, deren soziales und berufliches Umfeld von der Schule bis zur ärztlichen Versorgung sich weitgehend im Bereich Friedberg abspielt.

Whisky-Tasting für neue Stiftung

Der Nachteil: Die Pfarrei Dorn-Assenheim verliert ihr Alleinstellungsmerkmal. Der Kleine Vatikan mit allen Einrichtungen in unmittelbarer Nähe habe keine Bestandsgarantie. Eine Prognose wagt er nicht. »Die Pfarrei zehrt aber von einem innerörtlichen Netzwerk im Zusammenspiel mit den Vereinen und den hier engagierten Personen.« Bleiben wird die im April initiierte Stiftung St. Maria Magdalena. Bei tendenziell geringeren Zuschüssen des Bistums soll hier ein finanzieller Grundstock zur Deckung laufender Kosten gelegt werden. Dabei wandte Wornath auch unkonventionelle Methoden an. Bei der kürzlichen Kirmes packte er sein Whisky-Sortiment aus und warb mit dem Slogan »Whisky-Tasting gegen Spende«.

»Es war eine gute Zeit für mich«, verabschiedet sich Wornath als leitender Pfarrer nach Alzey. Eine Position, die er auch hier gerne übernommen hätte. Die Zukunft der Kirche sieht er optimistisch. »Die Leute suchen etwas, was ihnen im täglichen Leben fehlt. Da kann man mit guter Arbeit und guten Angeboten ansetzen.«

Bei Wornath steht stets der Mensch im Mittelpunkt. Und der Fußball. Der passionierte Eintracht-Fan sieht sich die Spiele beim Nachbarn an. Passanten können so problemlos das Spielgeschehen einordnen. Ist Jubel zu hören, führen die Frankfurter. Dringt weniger Enthusiasmus nach draußen, sieht es düster für die Kicker vom Main aus.

Hinweis der Redaktion: Die Überschrift wurde im Nachhinein geändert.

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