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Ein Blick unter die Oberfläche: Anglergemeinschaft verschafft sich Überblick

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Karl Schwebel (M.) führt mit einer Multisonde die Tiefenmessungen im Bergwerksee zwischen Dorn-Assenheim und Weckesheim durch. Das Gewässer wurde von den die vier Anglervereinen aus der Umgebung gepachtet Schwebel wird begleitet von Jan Klug (l.) und Luca Mück. © Rebecca Fulle

Die Vereine aus Reichelsheim, Weckesheim, Dorheim und Friedberg dürfen als einzige im Bergwerksee angeln. Für einen Überblick war Karl Schwebel vom Verband Hessischer Fischer zu Besuch.

Leichter Nieselregen - er hält die Angler nicht ab. Auch Karl Schwebel baut unbeirrt die Geräte zusammen, die er gleich brauchen wird. Es ist Samstag, und Schwebel vom Verband Hessischer Fischer führt endlich die Tiefenmessungen im Bergwerksee zwischen Dorn-Assenheim und Weckesheim durch. »Endlich, weil - wir mussten den Termin wetterbedingt schon mehrfach verschieben. Letztes Mal war es zu stürmisch.« Das bisschen Regen sollte aber kein Problem sein.

Schwebel ist nach Reichelsheim gekommen, damit es voran geht. Ein Bewirtschaftungsplan muss her. Die vier Angelsportvereine (ASV) Reichelsheim, Weckesheim, Dorheim und Friedberg haben gemeinsam den See gepachtet. Bereits seit über 25 Jahren besteht diese Anglergemeinschaft der vier Vereine, sagt Holger Winter. Er ist Vorsitzender des ASV Reichelsheim und der Hege-Gemeinschaft.

See ist 30 Hektar groß

Der Bergwerksee zwischen Dorn-Assenheim und Weckesheim ist etwa 30 Hektar groß. Das entspricht 42 Fußballfeldern. An seiner tiefsten Stelle geht es 34 Meter nach unten. Er könne laut Winter aufgrund seiner Größe nicht nur von einem Verein bewirtschaftet werden, daher nun von vieren. »Jeder Verein hat etwa 70 Mitglieder«, sagt er.

Bereits vor zehn Jahren hatten sie Interesse an dem Gewässer bekundet, sollte das Angeln einmal freigegeben werden. »Keiner unserer Vereine hat so ein großes Gewässer. Das ist mal wieder was ganz Neues«, sagt Winter. »Das Potenzial ist da. Wir freuen uns auf die neue Herausforderung.« Seit dem 1. Januar diesen Jahres dürfen die Mitglieder der Vereine dort angeln. »Aber auch nur die Aktiven«, sagt Winter. Gast-Angelkarten würden sie nicht ausgeben.

Für Reichelsheims Bürgermeisterin Lena Herget (SPD) sei es wichtig, dass die Angler Präsenz zeigen. »Wir hatten in der Vergangenheit viele Probleme mit Schwarz-Anglern«, sagt sie. Denn grundsätzlich sei das Angeln an dem See verboten, auch um eine zu starke »Beangelung« zu vermeiden, sagt Herget. »Für die vier Vereine gilt dieses Verbot aber nicht.«

Nur bestimmte Uferbereiche betretbar

Gewisse Bereiche dürfen nichtsdestotrotz auch von den Anglern nicht betreten werden. Denn ein Teil des Ufers am See ist abbruchgefährdet. Daher ist auch das Schwimmen verboten. Die Angler dürfen daher nur in dem Bereich angeln, wo das Ufer sicher ist.

Bei den Tiefenmessungen wird mit einer sogenannten Multi-Sonde der pH-Wert, der Sauerstoff sowie die Leitfähigkeit gemessen. »Diese Momentaufnahme sagt viel über den Zustand des Sees und die Qualität des Wassers aus«, sagt Schwebel. »Da denken wir nicht nur an den Fisch, sondern auch an Amphibien, Wasservögel und wassergebundene Insekten.« Da für den See keine Daten vorlägen, müsse ein Überblick her. »Und der ist eben mit diesen Tiefenmessungen möglich.«

Außerdem hat Schwebel am Samstag Wasserproben aus dem See entnommen, um die chemikalische Zusammensetzung der vorhandenen Nährstoffe im Wasser zu ermitteln. »Der fertige Bewirtschaftungsplan soll dann alles zusammenfassen, was das Gewässer betrifft: Chemie, Fischbestand, Besatz, Maßnahmen und mehr«, sagt Schwebel.

Welche Fische im See schwimmen, haben die Vereine bei einer Bestandsaufnahme vergangenes Jahr herausgefunden. »Hier gibt es Karpfen, Giebel, Rotfeder, Zander und Barsche«, zählt Winter auf.

Vereine betreiben schonendes Angeln

Während Schwebel für die Messungen mit zwei Vereinsmitgliedern im Boot auf den See hinausfährt, angelt Wolfgang Heiser - und fängt auch mehrere Barsche. »Das ist aber nicht immer so einfach«, sagt der Vorsitzende des ASV Friedberg. Schonendes Angeln sei ihre Devise, wie er sagt. »Entweder holen wir den Fisch mit der feuchten Hand aus dem Wasser - oder wir nehmen ein Netz. Damit sich der Fisch nichts tut«, ergänzt Angler Markus Klug.

Mittlerweile ist das Boot wieder ans Ufer zurückgekehrt. »Die gemessenen Werte sind sehr gut, auch bis in die Tiefe«, sagt Schwebel. Gerade der Sauerstoffgehalt müsse stimmen, sonst sterbe der See in der Tiefe ab. Derzeit gebe es aber keinen Grund zur Sorge.

Die Messungen müssen jährlich wiederholt werden. Als Schwebel aus dem Boot steigt, ist der Regen weggezogen, und die Sonne kommt heraus.

INFO: Der Bergwerksee

Der Bergwerksee zwischen Dorn-Assenheim und Weckesheim ist ein ehemaliger Braunkohletagebau. Der See umfasst etwa 30 Hektar Fläche. Er erreicht an seiner tiefsten Stelle einen Wert von 34 Metern. Durchschnittlich ist er etwa 18 Meter tief. Das geht aus der Webseite der Stadt Reichelsheim hervor. Das Baden ist in dem See aufgrund des abbruchgefährdeten Ufers verboten. Nach Ende der Nutzung als Abbaugebiet wurde ein Endwasserspiegel berechnet. Dieser wurde allerdings nie erreicht. Durch das fehlende Wasser gebe es keinen Gegendruck zu den Uferböschungen. Als Folge davon rutschten diese teilweise ab.

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