Menschen gegen den Trend begeistern

Reichelsheim/Niddatal (hh). Was macht einen guten Pfarrer aus? Das hatte Kai R. Wornath bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren die Gemeinde gefragt und offen bekannt: »Ich weiß es nicht.« Bei der heiligen Messe zu seiner Verabschiedung stellte er diese Frage nun erneut. Doch diesmal hatte er manche Meinung der Gläubigen seiner Pfarrgruppe Wickstadt/Dorn-Assenheim parat.
»Meine Erfahrungen mit der katholischen Kirche waren durchweg positiv« oder »Wichtig war nicht, was Sie gemacht haben, sondern dass Sie da waren für uns«. Wornath weiß, wie man die Menschen für die Kirche begeistert, ihnen die Freude daran vermittelt. Dabei zeigte er nicht nur stets Präsenz. Mit vielfältigen Formaten über den Gottesdienst hinaus schuf er Orte der Begegnung und stärkte so den Zusammenhalt.
Gerade in Zeiten, in denen die Amtskirche im Brennpunkt der Kritik steht, sollen sich die Gläubigen vor Ort wohlfühlen. Mit Blick auf die Migration der Pfarrgruppe zum Pastoralraum Wetterau Mitte wünschte er sich, »dass die so geschaffene Gemeinschaft, die positive Energie intakt bleibt«. Hierauf gingen auch die Vertreter der kirchlichen Gremien ein. Elmar Karhoff, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, und Michael Petri, stellvertretender Chef des Verwaltungsrats, überreichten zudem kleine Statuen der Patrone St. Maria Magdalena und St. Nikolaus.
Karhoff erinnerte an die einstige Motivation des Seelsorgers, aus dem Lehrerberuf heraus ins Priesterseminar einzutreten, nämlich der Frage »Wo kann ich Gerechtigkeit am besten ausüben?« Diese Suche finde sich als eine Facette auch in der Pfarrgruppe. Wornath habe es durch viele Begegnungen geschafft, dass sich die beiden Pfarreien näher kamen und so geräuschlos zusammenarbeiten. Besonders die Wallfahrten nach Maria Sternbach mit hochkarätigen Predigern und die Weihnachtsgottesdienste mit Krippenspiel im Freien werden unvergessen bleiben. Petri lobte sein Talent als Motivator. Ob Exerzitien oder das Anpacken bei vielen Gelegenheiten. »Sie haben mit ihrem Wortwitz die Gläubigen begeistert.« In seinen Reden stand stets der Mensch im Vordergrund, »die Tür zum schönsten Haus der Wetterau (das Pfarrhaus) stand ihnen (der Gemeinde) immer offen.«
Bitte um Besuch in Rheinhessen
Den Gottesdienst in der proppenvollen Dorn-Assenheimer Kirche zelebrierten der neue Pfarradministrator Kai Hüsemann mit Sitz in Friedberg, der für Dorn-Assenheim nun zuständige Kaplan Cornelius Agbo und Christoph Hinke aus Rockenberg. Später kam noch der für Florstadt zuständige Pfarrer Bernd Richardt hinzu. Musikalisch bereicherten Organistin Antonia Molnár, die Kantoren Christoph Bommersheim und Udo Lorenz sowie der Gesangverein Concordia mit teils festlichen, teils spirituellen Melodien die Liturgie. Den nachmittäglichen Unterhaltungspart hingegen übernahm der Musikverein Harmonie.
Wornath suchte eine neue Herausforderung. Der 49-Jährige aus dem Odenwald wird leitender Pfarrer des Pastoralraums Alzey Hügelland. Dabei steht er einem Team vor, das 13 Pfarreien mit 27 Kirchen zu einer Einheit migrieren soll. Ein künftiger Mitarbeiter ist in der Wetterau bestens vernetzt. Pfarrer Ferdinand Ogbuehi leitet seit seinem Wegzug 2006, nach sechs Jahren in Dorn-Assenheim, eine Pfarrgruppe in Gau Odernheim.
Später wurde im Pfarrheim bei einem Video über Wornaths Amtszeit zünftig Abschied gefeiert. Den Kontakt in die Wetterau möchte er aufrechterhalten. Sein Wunsch: »Schicken Sie mir Fotos oder besuchen Sie mich in Rheinhessen. Der Wein dort ist besser als sein Ruf.