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Mit Zylinder und Sonnenschirm

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Die Schwälmer Tanz- und Trachtengruppe Loshausen zeigt den Werdegang der Flachsfaser von der Pflanze zum gewebten Leinen. © Inge Schneider

Reichelsheim (im). Mit einer XXL-Dorfparty am Samstag sowie dem »Tag der offenen Höfe« und einem historischem Hochzeitszug am Sonntag hat Beienheim nach dem gelungenen Kommers am Freitag seine 1250-Jahr-Feier abgerundet.

Als zwölfköpfige Party-Band mit dem Vereinsring-Vorsitzenden Fabian Hachenburger im Fronttrio sorgten zunächst die »Heimatländer« für einen rauschenden Tanzabend auf dem Karl-Kempf-Platz. Kaum einen hielt es in der Bank, zeitweise verwandelte sich das ganze Areal in eine einzige lange Polonaisen-Schlange.

Überhaupt bildete Musik einen Schwerpunkt des Wochenendes: Nach den »Heimatländern« hatte der Musikzug der Feuerwehr Blofeld seinen großen Sonntagsauftritt, das junge, vielseitige Quartett »Hut ab!« erfüllte auf dem Karl-Kempf-Platz und als Walking Act virtuos viele Publikumswünsche. Nicht zuletzt setzten die Bläser des Jagdvereins Hubertus im Altkreis Büdingen eindrückliche Akzente.

Historischer Hochzeitszug

Höhepunkt am Sonntagmittag: der historische Hochzeitszug mit dem - im wahren Leben längst verheirateten - Brautpaar Kim und Oliver Fischer in der Pferdekutsche der Reichelsheimer Familie Winter an der Spitze. Die Herren mit noblem Zylinder, die Damen mit Sonnenschirmchen und in der Mode des 19. Jahrhunderts gekleidet, riefen beim Publikum am Straßenrand Begeisterung hervor: »Ihr seht toll aus!« hörte man von allen Seiten.

Nach mehreren Runden durch den alten Ortskern betrat die Hochzeitsgesellschaft zu den Klängen von »Treulich geführt« die Kirche, wo sie von Pfarrerin Kerstin Tenholte empfangen wurde. Diese vollzog die historische Trauung als Zeitreise vom frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Dabei kamen neben den 1300 Jahre alten Merseburger Zaubersprüchen in althochdeutscher Sprache auch das Kirchenlatein des Mittelalters und neuzeitliche Segenswünsche zum Zuge. Germanischen Traubräuchen folgend nahm der Bräutigam seine Braut unter einen roten Schutzmantel und erhielt vom Vater der Braut ein Schwert, um seine Familie allzeit verteidigen zu können.

Im Ortskern genoss man bei strahlendem Sonnenschein die schattige Kühle vieler offener Höfe: Neben dem Verkauf von Getränken, hausgemachtem Kuchen und Imbissen konnte man vielerorts das Kunsthandwerk der jeweiligen Hofbesitzer bewundern, kulinarische Schmankerl wie Marmeladen, Chutneys, Würzöle und Gebäck erwerben, Gemüsepizza kosten und Kürbissecco probieren.

Ausstellung mit alten Fotos

Historische Traktoren sowie landwirtschaftliches Gerät zogen ebenso die Aufmerksamkeit auf sich wie die sorgsam zusammengestellte Ausstellung im Vorraum des Saales »Zum Raabennest«: Die dort gezeigten Fotos, Dokumente und Vereinsfahnen weckten bei den Älteren Erinnerungen, bei den Jüngeren viele Fragen, sodass sich spannende Gespräche mit geschichtlichem Hintergrund entwickelten.

Die Beienheimer Vereine nutzten die Gelegenheit, um an eigenen Ständen über ihre Arbeit zu informieren, dazu gab es stündlich eine Vorführung der Jugendfeuerwehr, die ansonsten die jüngsten Festbesucher beim »Löschen« eines Papphauses mit dem Wasserschlauch unterstützte - ein Riesenspaß und eine Erfrischung bei Temperatruren über 30 Grad. Nicht zuletzt stießen die Demonstrationen traditionellen Handwerks bei Jung und Alt auf großes Interesse: So konnte man unter anderem einem Schmied bei der Arbeit zusehen, die Schwälmer Tanz- und Trachtengruppe Loshausen zeigte den Werdegang der Flachsfaser von der Pflanze zum gewebten Leinen und ließ die Kinder das Spinnrad erproben, Familie Winter funktionierte die Hochzeitskutsche zum Fuhrwerk um und erläuterte den Nutzen von Pferd und Wagen beim Holzrücken.

»Ein rundum gelungener Nachmittag und ein wundervolles Festwochenende«, lautete das Fazit von Festausschuss, Vereinsring und Besuchern.

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Nach der historischen Trauung versammelt das im wahren Leben längst glücklich verheiratete Ehepaar Kim und Oliver Fischer seine im Stil des 19. Jahrhunderts gekleidete Hochzeitsgesellschaft noch einmal um sich. © Inge Schneider
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Die Heimatländer sorgen als zwölfköpfige Party-Band u. a. mit Vereinsring-Vorsitzendem Fabian Hachenburger (r.) für eine rauschende XXL-Dorfparty. © Inge Schneider

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