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Musik erobert die Kirche zurück

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Musikalische Vielfalt: Acht Musikerinnen und Musiker gestalten das erste Konzert nach mehr als vier Jahren in der Heuchelheimer Kirche (von links): Tenor Michael Möbs, Beate Fleischer (Querflöte), Anneli Richter (Saxofon), Heike von Blanckenburg (Sopran), Birgit Pemsel (Klarinette), Ralf Schäfer (Organist und Organisator), Andreas Schmidt (Trompete) und Victor Plumettaz (Cello). © Ines Dauernheim

Reichelsheim (kai). Musik ist Vielfalt. Musik ist bunt und mitreißend, das hat der Heuchelheimer Organist Ralf Schäfer am Sonntag im ersten Konzert in der frisch renovierten Kirche seines Heimatdorfs gezeigt. Zu diesem musikalischen Fest hat der 63-Jährige sieben weitere Musiker mit in die kleine Dorfkirche gelockt und aus diesem Zusammenspiel eine Komposition und eine Zeitreise werden lassen.

Dabei gestaltete Schäfer an der Bernhard-Orgel aus dem Jahr 1859 Duette mit den unterschiedlichsten Solisten, ihren Instrumenten und Stimmen. Mit dabei: Beate Fleischer (Querflöte), Birgit Pemsel (Klarinette), Victor Plumettaz (Cello), Anneli Richter (Saxofon) und Andreas Schmidt (Trompete). Gesanglich bereicherten Heike von Blanckenburg (Sopran) und Michael Möbs (Tenor) den lang ersehnten Hörgenuss in der kleinen Dorfkirche.

»Die Kirche hat klanglich durch die Veränderungen profitiert«, sagte Schäfer. Während der vierjährigen Bauphase hat das im 19. Jahrhundert als Brüstungsorgel konzipierte Instrument einen Platz direkt an der Empore bekommen. Die Jahrzehnte davor stand sie etwas eineinhalb Meter weiter hinten. Weil es in der Kirche sehr feucht ist, sind Bänke, Altar und Kanzel gewichen. Stattdessen sitzen die Gäste nun auf Stühlen. Der Altar ist aus Plexiglas mit einer Holzplatte. »Das ist alles gut für die Akustik«, sagte Schäfer.

Wenige Minuten später konnte sich das Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche davon überzeugen. Im klassischen Teil gab’s Kompositionen von Händel, Bach, Mussorgski sowie Pasini zu hören. Ein Raunen ging durch die Reihen, vor allem als Victor Plumettaz mit dem Cello ein harmonisches Duo mit der Orgel bildete. Die Spielfreude Schäfers und seinen musikalischen Partnerinnen und Partnern war im Raum greifbar. Mal fröhlich, mal nachdenklich, mal beschwingt, sanftmütig, anmutig und immer zu Herzen gehend. Getragen, ernsthaft dann die Gesangselemente im klassischen ersten Konzertteil.

NÄCHSTE KONZERTE: Die Klänge genießen

Das nächste Konzert ist am Donnerstag, 8. Juni, 17 Uhr, mit »SolyMar« von Anneli Richter und Erik Hernandez mit spanisch-mexikanischen Klängen. Am Sonntag, 11. Juni, 17 Uhr, ist Professor Tomasz Adam Nowak an der Orgel zu hören. Der Oberhessische Orgelsommer macht am Sonntag, 22. Juli, 19 Uhr, Station in Heuchelheim. Dann spielt Christian Schmidt (Worms). kai

Dass Musik mit Orgelbegleitung mehr als Klassik kann, zeigten die Akteure im moderneren Part des Abends: Michael Möbs stimmte »What a wonderful world« an. Wie schön die musikalische Welt in der kleinen Kirche klingen kann, zeigte das Stück »Auf der Tanzwiese« von Gustav Gunsheimer, arrangiert für Orgel, Klarinette und Cello: Zupfend frech das Cello, die Akzente von Trompete und Klarinette fügten sich zu einem fröhlichen, schwungvollen Hörgenuss. Berührend dann der Gesang von Heike von Blanckenburg begleitet von Cello und Orgel als sie »May the lord keep you and bless you« anstimmte. Mitreißend dann der Höhepunkt des Konzerts: Das Cello-Solo des Stücks »Stonehenge« von Plumettaz. Wirbelnde, mitreißende, dramatische Momente. »Wow« und »Wunderbar« raunten sich die Gäste zu während sie dem Profi-Musiker applaudierten.

Zum Träumen dann die Interpretation von Gershwins »Summertime« mit Gesang, Saxofon und Orgel. Verschmitzt mit besonderem Charme das Duett von Orgel und Klarinette, das Schäfer als »kleines jüdisches Medley« angekündigt hatte. Heiter, locker, sommerlich das »El condor pasa« mit Querflöte und Orgel. In diese musikalisch beseelte Atmosphäre fügten sich »Smile« von Charles Chaplin, »Amazing grace« sowie »Auld lang syne« ein. Zum Finale durften auch die Gäste beim »Möge die Straße uns zusammenführen« mitsingen.

»Auf diese Momente haben wir mehr als vier Jahre während der Bauphase hingearbeitet«, sagte sich Kirchenvorsteherin Ines Dauernheim und dankte den Akteuren für den genussvollen Abend.

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Die Orgel klingt an der Brüstung heller und kräftiger. © Ines Dauernheim

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